Der Jugendclub „Kirche von Unten“ bezieht voraussichtlich neue Räume in der Storkower Straße. Falls das tatsächlich klappt, endet ein mehr als 400-tägiges Dasein ohne Mietvertrag.
Seit ein paar Tagen ist auf der Facebook-Seite der „Kirche von Unten“ (KvU) wenig los. Der Jugendclub, dessen Wurzeln bis in die DDR zurückgehen und der dort als innerkirchliche Opposition begann, ist im Umzugsstress. Nach mehr als 400 Tagen ohne gültigen Mietvertrag scheint eine neue Heimat für die KvU gefunden. Sie liegt wie es aussieht – und anders als erwartet – in Prenzlauer Berg: in der Storkower Straße 119. So ganz in trockenen Tüchern ist die Sache noch nicht, vielleicht auch deshalb will sich von der KvU selbst niemand dazu äußern. Dort heißt es lediglich: Ein offizielles Statement zu der Sache sei in Arbeit.
Die Geldgeber der Traditionseinrichtung aber, die Senatsverwaltung für Jugend, bestätigt, dass der Jugendclub neue Räume gefunden hat – offenbar ohne Zutun der Politik. Das könnte – wie beim letzten Mietversuch, als es um das Weißenseer Kulturhaus Peter Edel ging, – noch zum Fallstrick werden.
Senat noch unentschlossen, Bezirk dafür
Der Sprecher der Senatsverwaltung für Jugend, Ilja Koschembar, weist denn auch darauf hin, dass die Entscheidungsfindung über eine Zustimmung seines Hauses zu den neuen Räumen noch nicht abgeschlossen ist. Man wolle sie zunächst besichtigen und prüfen, ob die Miethöhe angemessen sei. Wann dieser Prozess abgeschlossen ist, kann Koschemba nicht sagen.
Anders als beim Kulturhaus weiter im Norden Pankows aber ist: Der Bezirk steht hinter der KvU. Die für Immobilien und Jugendliche zuständige Bezirksstadträtin Christine Keil (Linke) hält den Standort für geeignet, „ist doch die Erreichbarkeit aus mehreren Bezirken gegeben.“ Damit hat sie natürlich recht, schließlich liegt die Storkower Straße 119 zwar nicht gerade im Herzen Prenzlauer Bergs, wo der Bär steppt, aber verkehrsgünstig an der Ringbahn.
Private Tiefgarage statt Konzerte?
Was die Jugendlichen selbst von der neuen Lösung halten, haben sie uns leider nicht verraten. Eines aber wissen wir trotzdem: Dass sie aus der Kremmener Straße 9 bis 11 ausziehen. Das muss auch sein, denn das Berliner Landgericht fällte am 27. Januar ein Räumungsurteil gegen die Mobile Bausubstanz e.V.. Der Verein hatte das alte Domizil der KvU gekapert und weiterhin Veranstaltungen für die üblichen Besucher des Jugendclubs abgehalten.
Am Wochenende gab es regelmäßig Konzerte im Keller des Gebäudes, auf Facebook verkündete die KvU vor einigen Tagen das offizielle Ende dieser Veranstaltungen. Ob der Eigentümer des Hauses, die Immowert Immobiliengruppe aus Wien, nun eine Garage in die bisherigen Partyräume einbaut, „in der er dann seinen SUV parken könnte, wenn da nicht die Pfeiler wären“, wie ein Fan der KvU-Facebook-Seite vermutet? Das können wir nicht beantworten, weil Immowert unsere Anfrage ignorierte. Bekannt ist aber, dass in dem Komplex Eigentumswohnungen mit gehobener Ausstattung geplant sind – vermutlich vertragen die auch eine Parkmöglichkeit.
Sicher ist, dass die KvU bei diesem Umbau störte. Dass die KvU ganz generell „ nicht unbedingt den Idealen von Schwiegermüttern und Vermietern entspricht“, schreibt die Gruppierung auf ihrer Homepage selbst. Ein Vermieter aber hat sich nach mehr als einem Jahr Suche offenbar doch noch überzeugen lassen. Muss nur noch die Senatsverwaltung zustimmen.
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