Mister Spex: Wider die Berührungsangst

von Christiane Abelein 21. Januar 2014

Mister Spex ist mittlerweile der größte Online-Brillenhändler Deutschlands, auch international fasst das Unternehmen nach und nach Fuß. Angefangen hat alles in Prenzlauer Berg.

Die Brillen von Mister Spex sehen an mir alle wahnsinnig gut aus. Sogar die kanarienvogelgrüne Halbmetallfassung, die normalerweise eher öko-angehauchte Oberstufenlehrerinnen mit kurzen grauen Haaren tragen, macht was her. Soll ich zuschlagen? Warum nicht! Die geschilderte Brille ist ein absolutes Schnäppchen: Sie kostet inklusive Gläsern 59,99 Euro – der Durchschnittsdeutsche ist laut einer Umfrage des Allensbach-Instituts bereit, etwa 342 Euro für eine neue Brille auszugeben.

Das Problem ist nur: Ich probiere die Brille momentan nur virtuell an, per Webcam. Denn Mister Spex verkauft Brillen im Internet. Zwar kann sich jeder Kunde vier Lieblingsbrillen kostenlos zuschicken lassen und dann tatsächlich anprobieren, aber das wird in meinem Fall nicht funktionieren. Ich habe nämlich – ich gebe es ungern zu – eine schiefe Nase – und die macht den Brillenkauf für mich extrem schwierig. Nicht die besten Voraussetzungen, um im Internet zu zuschlagen – auch wenn es beim größten Online-Optiker Deutschlands ist.

 

„Genauso gut wie jeder stationäre Optiker“

 

Dirk Graber, einer der Geschäftsführer und Gründer von Mister Spex, widerspricht mir. Beim Cappuccino in der Firmenzentrale an der Greifswalder Straße sagt er zu, dass sich Fälle wie ich so lange vier Brillen auf einmal nach Hause liefern lassen können, bis endlich die Richtige dabei ist. Außerdem arbeitet Mister Spex mit Optikern vor Ort zusammen, die nicht nur den kostenlosen Sehtest übernehmen, sondern auch das Anpassen der Brille. Die Qualität seiner Ware stehe sowieso nicht in Frage, betont der 36-Jährige. Da sei die Devise: „Genauso gut wie jeder stationäre Optiker“. Klingt gut – und doch traue ich der ganzen Sache nicht.

Damit geht es mir wie den meisten Deutschen. Sie haben – so formuliert es Graber – „Berührungsängste“ beim Online-Kauf einer Brille. Grob überschlagen werden nur zwei bis drei Prozent des gesamtes Verkaufsvolumens im Optiker-Bereich im Internet umgesetzt. Genaue Zahlen gibt es nicht. Dirk Graber ist das egal, denn die Zahlen seines Unternehmens stimmen: Mister Spex hat 2012 26 Millionen Euro umgesetzt, das sind neun Millionen Euro mehr als im Jahr davor. 2013 stieg der Umsatz noch einmal um etwa 50 Prozent. So viel wird man auch in den kommenden Jahren schaffen, prognostiziert der Diplom-Kaufmann. Der Markt gibt das seiner Einschätzung nach her.

 

Online-Shop des Jahres

 

Zumal Mister Spex sein Engagement nicht auf Deutschland beschränkt. Das Unternehmen bietet mittlerweile Onlineshops für Frankreich und Spanien und eine englischsprachige Internetseite, seit Sommer ist man auch in Schweden aktiv. Weitere Länder sollen folgen. Welche, verrät Graber nicht. Ein wenig Geheimniskrämerei gesteht auch er sich zu. Ansonsten macht der Geschäftsmann mit dem kantigen Bürstenschnitt nicht viel Aufhebens um sein Tun. Zu spüren ist nur: Er fühlt sich seiner Sache sicher.

Bestätigung bekamen er und seine Partner dabei nicht nur von den guten Zahlen ihrer Firma, sondern auch von zahlreichen Auszeichungen: Deutscher Unternehmer Preis 2010, Meilenstein des deutschen Versandhandels 2011, Online-Shop des Jahres 2012. Lange Rede, kurzer Sinn: Mister Spex ist keine kleine Klitsche im Bereich E-Commerce und auch nicht im Optiker-Handel.

Das war einmal anders….weiterlesen (zum Teil 2) 

 

Teil 1: Wider die Berührungsangst

Teil 2: „Prenzlauer Berg nicht auf Gesamtdeutschland projizieren!“

 

 

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