Im Februar eröffnet Madonna ihr erstes Fitnessstudio nur für Frauen – in Prenzlauer Berg. Das hat wirklich noch gefehlt.
An was denken Sie eigentlich, wenn Sie „Hard Candy“ hören? Ganz ehrlich! Doch nicht an diese bunten Süßigkeiten! Stimmt, „Hard Candy“ heißt ein Stripclub in Oregon, in dem kaltes Bier und heiße Mädchen versprochen werden. Lecker!
Aber den meinen wir leider nicht. Hier geht es um die Fitness-Studio-Kette von Madonna. Genau, der Frau, die vor nicht allzu langer Zeit in einem nur halbfertigen Gewerbepark in Zehlendorf rumhüpfte, um wenigstens ein wenig positive Berichterstattung für ihren ersten Club in Deutschland zu bekommen (was ihr nicht gelang, weil sie erstens unfreundlich zu Journalisten und Fans war und zweitens trotz ihres eigenen Fitness-Programms und Handschuhen nicht verbergen konnte, wie alt sie mittlerweile ist.)
Fitness ohne Bauchmuskeln
Jetzt kommt Madonna also nach Prenzlauer Berg. Ab Februar soll ein weiterer Club mit dem verlockenden Namen „Hard Candy“ eröffnet werden – und uns ein weiteres Mal enttäuschen. Wieder geht es nur um Quälerei, diesmal sogar unter besonders perfiden Umständen: Das Studio Ecke Schönhauer Allee/Schivelbeiner Straße ist ein reines Frauenstudio.
Also echt, Madonna! Wenn wir schon nach Maßgaben wie „harder is better“ oder „no sweat, no candy“ trainieren sollen, dann wollen wir auch was von der aufgesexten Stimmung haben. Es muss ja nicht gleich in einer Massenorgie enden, aber zumindest ein paar knackige Jungs sollten schon in der Nähe sein. Jungs, die mindestens solche Bauchmuskeln vorweisen können wie Elyas M’Barek nach den Dreharbeiten zu „Fack ju göthe“. Das ist sonst wie ein Stripclub voll mit heißen Mädchen, aber ohne Kerle. Bringt irgendwie nix. (Und nein, das ist kein Plädoyer für bezahlten Sex, wir wollen uns ja nicht mit Alice Schwarzer anlegen.
„Hard Candy“ statt Küchenmöbel
Als ob wir keine anderen Probleme hätten, denken Sie jetzt bestimmt! Warum schreiben die von den Prenzlauer Berg Nachrichten nicht mal was wirklich Wichtiges, zum Beispiel dass Madonna doch auch nur das Ende der Schwabenstange ist und die Gentrifizierung jetzt auch noch an dieser Ecke vollendet wird, wo Prenzlauer Berg noch ein klein wenig sein durfte, wie es früher mal war.
Ecke Schönhauser Allee/Schivelbeiner Straße, dort wurden zu DDR-Zeiten noch ehrliche Küchenmöbel verkauft und nach der Wende immerhin Humana-Secondhand-Klamotten. Und jetzt? Nix von dem schönen Flachdachbau mehr übrig. Jetzt steht da ein „Neubau als Blockrandbebauung“. Die Baustelle außen rum, die immer noch nicht abgebaut ist, obwohl oben genannter Neubau schon längst fertig ist, diese Baustelle macht das Radeln an der Kreuzung noch gefährlicher, als es eh schon ist. Und jetzt kommt also Madonna und verdrängt mit ihrem aufgesexten Studio ohne Sex die echten Sexshops, über die sich Schriftsteller David Wagner freuen konnte wie Bolle.
Madonnas Kampf gegen Prenzlauer Berger Schluffis
Was aber will Madonna ausgerechnet hier? Ist doch klar: Hier herrscht richtig Bedarf für das „harder is better“-Programm des Pop-Stars! Hier, wo die meisten Menschen im Café an irgendwelchen Projekten basteln (basteln, nicht arbeiten!), muss mal richtig Zug rein. Madonna beendet diese Pseudo-Bohème-Schluffigkeit und lehrt den urbanen Penner mit der Laptop-geschädigten Haltung Disziplin. Da wird trainiert, bis der Schweiß spitzt. Weil der Durchschnitts-Prenzlauer Berger aber aus ideologischen Gründen niemals einer Frau folgen würde, die sich selbst als „material girl“ bezeichnet, muss das Ganze locker-flockig daher kommen. Mit Musik, weil Musik mag der Prenzlauer Berger ganz gerne und Madonna ja auch.
Aber warum dürfen dann nur die Frauen mitmachen? Weil die es nötiger haben. Madonna hat Erfahrung als Spätgebärende und weiß, dass so ein wenig Kinderwagenschubsen die Speckröllchen um die Hüften nicht schmelzen lässt. Und diese Öko-Klamotten, die verstecken zwar die ein oder andere Problemzone, aber ganz ehrlich: Die sehen doch Scheiße aus! Da muss man also mit Gewalt ran. Und mit Gewalt, das kann Madonna.
Zugegeben, ein kleines Problem für ihren gut gemeinten Ansatz könnte sein, dass es die ein oder andere ein wenig Überwindung kosten wird, sich mit Schwangerschafts-Speck und vollgespuckten Klamotten in die Hochglanz-Welt von Madonna zu begeben. Aber dafür ist man dann ja in einem besonderen Schutzraum, in dem man sich nicht als faule Latte-Macchiato-Mutter beschimpfen lassen muss. Auch deshalb ist es richtig, dass das erste „Hard Candy“-Frauenstudio weltweit in Prenzlauer Berg entsteht und nicht etwa in Saudi-Arabien.
Männer dürfen draußen bleiben
Dort wäre es auch zu heiß, um die Terrasse des Studios nutzen zu können. Wie viel erfrischender ist doch die Lage an der Schönhauser. Da freut sich die Lunge über die reine Luft, es zwitschern die Vögelein, und wenn das Studio im März eröffnet, lässt sich der Frühling ja beinahe schon riechen. Vielleicht ist es aber auch die City-Toilette unten an der Ecke. Jetzt wird´s mir aber zu eklig, denken Sie? Stimmt.
Deshalb nur noch kurz die Frage, was denn nun die Männer im Kiez machen ohne Madonnas Hilfe? Also, Sie glauben doch nicht im Ernst, dass Thomas Gottschalk und Uwe Ochsenknecht ein Fitness-Studio brauchen! Und der Rest lenkt mit Dreitage-Bart, Horn- oder wahlweise Pilotenbrille und einer schnittigen Frisur geschickt von dem langsam wachsenden Bäuchlein ab. Männer, Ihr habt es gut, ihr dürft draußen bleiben!
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