Über dem Norden von Prenzlauer Berg kreiste Sonntagabend ein Hubschrauber, Bahnfahrer aus dem Norden Richtung Gesundbrunnen kamen nicht mehr weiter. Was war da los?
Sonntag Abend, noch rund drei Stunden bis zum „Tatort“. Doch wer mit der S-Bahn unterwegs war oder im Norden von Prenzlauer Berg wohnt, hat schon jetzt die Chance, ein wenig Kommissar zu spielen. An allen S-Bahn-Gleisen im Norden Berlins ertönt die Durchsage: Richtung Gesundbrunnen geht nichts mehr, weil auf Höhe der Bornholmer Straße der Strom abgestellt werden musste. Der Grund: Menschen auf den Gleisen, die aus einer Bahn ausgestiegen waren. Was war da los?
Die Bundespolizei hat die Antwort: Wegen eines Notarzteinsatzes im Bahnhof Gesundbrunnen kann ein nachfolgender Zug aus Richtung Norden nicht weiterfahren und bleibt auf offener Strecke stehen. Einigen Insassen dauert das Ganze offenbar zu lange, sie öffnen die Türen und kraxeln aus den Waggons auf die Schienen. Als die Polizei davon erfährt, düst sie mit Blaulicht und Sirenen los, ein Hubschrauber wird angefordert, der aus der Luft nach den Menschen sucht. Doch die sind schneller als die Polizei und verschwinden, vermutlich sind sie einfach zum nächsten Bahnhof gelaufen. Die Polizei und auch der S-Bahn-Betreiber Deutsche Bahn sind sauer. Warum?
Gefahr: Tödlicher Stromschlag
Weil der Zwischenfall zwar diesmal gut gegangen ist (bis auf die Verspätungen), das aber beim nächsten Mal ganz anders aussehen kann. Der Pressesprecher der Berliner S-Bahn betont. „Das ist äußerst fahrlässig. Die Berliner S-Bahn wird nicht aus Oberleitungen gespeist, sondern durch seitliche Stromschienen. Ein Schlag davon ist tödlich.“
Trotzdem kommt es der Bahn zufolge immer häufiger vor, dass sich Menschen unberechtigterweise auf den Schienen aufhalten. Das sei nicht nur gefährlich, sondern könne auch teuer werden: Entschädigungen an die Fahrgäste wegen Verspätungen, die Kosten des Polizeieinsatzes oder auch das zusätzliche Personal bei der Bahn, das alles könne den Schienenläufern in Rechnung gestellt werden. Es ist also für alle Beteiligten besser, in der Bahn sitzen zu bleiben und zu warten. Auch, wenn man sich ärgert und möglicherweise sogar den „Tatort“ verpasst.
NEWSLETTER: Damit unsere Leserinnen und Leser auf dem Laufenden bleiben, gibt es unseren wöchentlichen Newsletter. Folgen Sie uns und melden Sie sich hier an!