Die Jugendorganisation der NPD ätzt mit Comic-Sprechblasen gegen das neue Flüchtslingsheim in der Pankower Mühlenstraße.
Von weitem sah es nach lustigen Comic-Sprechblasen aus. Doch der Text hatte es in sich: „Überfremdung stoppen, nationale Freiräume erhalten“, stand da, und „Mit mir nicht, ich werde meine Heimat verteidigen“.
Am gestrigen Dienstagnachmittag wurden die Blasen an der künftigen Flüchtlingsunterkunft in der Pankower Mühlenstraße befestigt. Ab Dezember sollen in dem früheren Bürogebäude 220 Flüchtlinge aus Ländern wie Syrien, Irak und Afghanistan unterkommen. Derzeit wird das Haus noch für ihre Bedürfnisse umgebaut.
„Morgens haben wir zwei Sprechblasen bemerkt und sie einfach abgehängt. Als nachmittags noch einmal mehrere an der Fassade klebten, haben wir die Polizei verständigt“, sagt Yvonne Lieske von der Prisod Wohnheimbetriebs GmbH, dem Betreiber der Flüchtlingsunterkunft. Mittlerweile hätten sie auch herausgefunden, wer hinter der Aktion steckte: Die „Jungen Nationaldemokraten (JN) Berlin“, die Jugendorganisation der NPD, brüsten sich auf ihrer Facebookseite damit. Rechtliche Konsequenzen müssen sie nicht befürchten. Laut Berliner Polizei wurde „keine strafrechtliche Relevanz bei den Unmutsäußerungen festgestellt“.
„Wir lassen uns nicht einschüchtern“
Bislang war es – im Gegensatz zu vergleichbaren Unterkünften etwa in Marzahn-Hellersdorf – in Pankow sehr ruhig um die Flüchtlinsheime geblieben. Aus diesem Grund lasse man sich von dieser, bislang einmaligen Aktion auch nicht aus der Ruhe bringen, so Yvonne Lieske. „Wir haben damit gerechnet, dass irgendwann mal so etwas passiert. Aber wir erfahren im Bezirk viel Unterstützung und lassen uns nicht einschüchtern.“
Um die Akzeptanz der Pankower gegenüber den Flüchtlingen noch zu erhöhen, hat der Bezirk schon im September eine Info-Offensive gestartet. So kann man sich individuell von Prisod über das Heim informieren lassen oder auf der Internetseite des Bezirks die zentralen Fakten nachlesen.
Dort finden sich auch die Kontaktdaten zu Gruppen, die sich mittlerweile gefunden haben, um die Flüchtlinge hier willkommen zu heißen und sie zu unterstützen.
NEWSLETTER: Damit unsere Leserinnen und Leser auf dem Laufenden bleiben, gibt es unseren wöchentlichen Newsletter. Folgen Sie uns und melden Sie sich hier an!