Wohnen im Dampfkessel

von Juliane Schader 9. Oktober 2013

700 Euro mehr als noch vor vier Jahren kostet der Quadratmeter Eigentumswohnung mittlerweile. In Prenzlauer Berg lässt sich alles verkaufen. Und der Druck auf den Markt steigt, verkündet ein aktueller Report.

Manchmal kann die Rasanz von Entwicklungen auch Experten überraschen. Vor knapp einem Jahr hieß es im Wohneigentumsreport des Immobilienunternehmens Ziegert und der Marktforscher und Berater von bulwiengesa noch, viel teurer könnten Eigentumswohnungen im Kiez erstmal nicht werden. Der Markt gäbe das nicht her.

Im jetzt veröffentlichten Report für 2012 ist nun von einem „überdurchschnittlichen Kaufpreisanstieg von ca. 18 Prozent“ in den kommenden vier Jahren die Rede. Und nicht nur das: Mit der Schließung der Flughafens Tegel und dem Wegfall des Fluglärm werde sich die „Wohnlagequalität weiter erhöhen.“ Bessere Qualität bei – dank Bevölkerungswachstum – steigender Nachfrage heißt noch teurere Wohnungen.  

 

700 Euro in vier Jahren

 

Schon jetzt gehört der Prenzlauer Berg laut Report zu einer der teuersten Berliner Wohngegenden. In entsprechender Lage kostete eine Eigentumswohnung 2012 so viel wie in Charlottenburg Wilmersdorf und war im Prinzip in jeder Lage verkäuflich, heißt es. So lange nur Prenzlauer Berg auf dem Adressschild steht, zahlen Käufer offenbar alles. Knapp 4000 Euro kann der Quadratmeter am Kollwitzplatz mittlerweile kosten. Der Durchschnittspreis im Bezirk Pankow liegt bei 2473 Euro – 700 Euro mehr als noch vor vier Jahren. Im Berlinweiten Vergleich liegt der Bezirk damit auf Platz vier.

Ganz an der Spitze steht Pankow hingegen bei den Bautätigkeiten: Knapp 1500 neue Wohnungen entstanden hier 2012. Und der Bauboom geht weiter: 1664 Baugenehmigungen wurden im vergangenen Jahr in Pankow erteilt – so viel wie in keinem anderen Berliner Bezirk. Zudem bauen Pankower auch besonders gerne zusammen: Nirgendwo sind so viele Baugruppen aktiv wie hier.  

 

Mitte goes Prenzlauer Berg

 

Doch wer sind eigentlich die Leute, die in all die neuen Wohnungen ziehen? Auch dazu hat der Report ein paar Antworten.

Über 32.000 Menschen sind 2012 nach Pankow gezogen (wie viele in der gleichen Zeit abgewandert sind, verrät der Bericht leider nicht). Knapp die Hälfte von ihnen hat schon vorher in Berlin gewohnt, vorwiegend in Mitte und Friedrichshain-Kreuzberg. Jeder Fünfte hat zuvor im Ausland gelebt. Dabei scheinen die Zuziehenden ganz gut zu verdienen: Über 16 Prozent der Haushalte in Pankow verfügen mittlerweile über mehr als 3200 Euro netto im Monat. 2005 waren es noch 10 Prozent. Die Zahl der Geringverdiener ist im gleichen Zeitraum, wenig überraschend, gesunken.

Bis 2030 soll Pankow laut einer Prognose 440.000 Einwohner haben. Schon jetzt ist die Leerstandsquote mit drei Prozent recht niedrig. Der Report kommt zu dem Fazit „Man könnte sagen: Der Berliner Wohnungsmarkt gleicht in weiten Teilen einem Dampfkessel, wobei der Druck momentan noch in die Cityrand- und Randbezirke entweichen kann.“

Man könnte sagen: Die Betonung liegt auf „noch“.

 

 

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