Seit dem 1. August gibt es das Betreuungsgeld, liebevoll Herdprämie genannt. Zwei Pankower haben das beantragt. Alle anderen setzen auf Kitas. Dank massiven Ausbaus gibt es derzeit genug Plätze.
In diesem Teil der Stadt war man schon immer ganz gut in der Abstimmung mit den Füßen. Diesmal hat es das Betreuungsgeld getroffen, von der Bundesregierung nach heftiger Debatte zum 1. August eingeführt. Und in Pankow nicht für gut befunden. Gerade einmal zwei Anträge für das Geld lägen derzeit vor, sagt Jugendstadträtin Christine Keil (Linke). Noch einmal: Zwei Anträge in dem Bezirk mit den fast 380.000 Einwohnern und den vielen Kindern. „Ich vermute, dass es noch ein paar mehr werden“, meint Keil. „Aber bei uns haben die Eltern einfach eher Interesse an einem Kita-Platz.“
Laut Keil gehen derzeit in Pankow 81 Prozent der Ein- bis Dreijährigen in eine Kita. Für Kinder dieser Altersspanne können Eltern, die ihren Nachwuchs lieber zu Hause versorgen wollen, die derzeit 100 Euro Betreuungsgeld pro Monat beantragen. „Mit dem laufenden Ausbau an Plätzen wird die Kita-Quote noch steigen“, glaubt die Stadträtin.
850 neue Kita-Plätze
Acht neue Kitas hat der Bezirk im Haushaltsjahr 2012/13 angeschoben, um insgesamt 850 weitere Plätze zu schaffen. 300 davon stehen schon Kindern zur Verfügung, die restlichen werden bis 2014 folgen. Hinzu kommen die Aktivitäten vieler kleinerer Träger sowie weitere Maßnahmen, die der Bezirk derzeit vorbereitet. Dank dieses Engagements sei Pankow auch gut vorbereitet gewesen auf den ebenfalls zum 1. August in Kraft getretenen Rechtsanspruch auf einen Kita-Platz ab dem ersten Lebensjahr, sagt Keil. „Wir konnten alle Kinder unterbringen.“
Folglich gab es in Pankow bislang auch noch keine Klage auf einen Kita-Platz. Wirklich geändert habe sich nur, dass sich mehr Eltern auf der Suche an das Jugendamt gewendet hätten, sagt Keil. „Ich finde es schön, dass sie Hilfe suchen, statt panisch Kitas abzuklappern.“ Allerdings sei die Nachfrage auch nicht so groß gewesen, dass das eh personell unterbesetzte Amt sie nicht hätte bewältigen können.
Keine Kita ohne Erzieher
Für die kritischen Töne muss Torsten Wischnewski-Ruschin (Grüne) als Vorsitzender des Pankower Kinder- und Jugendhilfeausschusses sorgen. „Im Moment sind alle Kinder versorgt – schließlich sind die Erstklässler gerade erst gewechselt“, meint er. Ob die Plätze auch noch Anfang 2014 ausreichten, das stehe derzeit in den Sternen.
Zudem verweist er auf den stetigen Wohnungsneubau und die steigenden Einwohnerzahlen in Pankow. „Die soziale Infrastruktur muss da mitwachsen.“ Vor allem Land und Bund seien hier in der Pflicht, den finanziell klammen Bezirk zu unterstützen. Darüber hinaus dürfe auch nicht vergessen werden, dass eine Kita wenig bringe, wenn es an Erziehern mangele. „Die Politik muss dafür sorgen, dass der Beruf attraktiv ist, sonst droht dort der nächste Engpass“, meint Wischnewski-Ruschin.
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