Immer nur Balkonien, auf die Dauer wird das auch zu langweilig. Zehn Tipps für den Urlaub vor dem Balkon (und ja, die Brigitte hat angerufen und möchte ihren Claim zurück).
Urlaub auf Balkonien, allein das Wort klingt ziemlich schön. Dort reisen alle hin, die nicht verreisen. Doch mal ehrlich: Vier Quadratmeter zwischen Hauswand und Geranien, direkt daneben der Nachbar, der stets raucht oder telefoniert, und unter drunter die Dauerbaustelle – drei Wochen am Stück hält es dort doch niemand aus. Weshalb wir als keine Service-Gazette uns mal Gedanken gemacht haben, wie man auch in Prenzlauer Berg auf seine Urlaubs-Kosten kommen kann.
1.
Man kennt sie von Reisen in meist fernere Länder: Die schnuckeligen kleinen Mini-Busse. Nur echt mit mindestens einem Drittel zu viel Mann an Bord sowie gackernden Hühnern und überdimensionierten Plastebeuteln im Gang. Mit 70 Sachen geht es mit ihnen durch schmale Gassen und stets rechts überholend über die Autobahn. Und seit neustem auf über die Stargarder Straße.
So lange die BVG an der Pappelallee-Brücke noch die Gleise erneuert, sind die Mini-Busse für den Ersatzverkehr der 12 zuständig. Bislang scheinen sie jedoch eher mäßig besetzt, weshalb es sich für das richtige Urlaubs-Gefühl unbedingt empfiehlt, zwei, drei Mannschaften eines örtlichen Sportvereins mitzunehmen und zudem einen Stapel Muttis – die mit den großen blauen Ikea-Tüten – am nächsten Spielplatz aufzugabeln.
2.
Kein Urlaub ohne Baden. Blöd nur, dass es in Prenzlauer Berg ausgerechnet an offenen Wasserstellen mangelt. Nun kann man natürlich ausnahmsweise mal die Ortsteilgrenzen kreuzen und den Weißen See oder das Pankower Freibad besuchen. Oder – und hier kommt unser Tipp: Einfach mal in den Teich am Thälmann-Park springen. Dort wurden schon Monster-Brücken errichtet und nach den Teich-Fischen geangelt. Da kann ein wenig Badevergnügen auch nicht mehr schaden.
3.
Machen wir einen kleinen Exkurs zu den Menschen unter uns, die nicht alles essen mögen oder können: Ob Vegetarier, Veganer oder Allergiker, die Essens-Versorgung im Urlaubsland ist für sie alle nicht immer so einfach wie zu Hause. Um sich dieses urlaubs-verbundene Gefühl der leichten Verzweifelung zu gönnen, das einen im Angesicht eines vegetarischen Angebots aus mit Käse überbackener Sahne oder trockenem Brot befällt, empfiehlt sich ein Besuch an der Kreuzung Pappelallee/Stargarder Straße: Auf der einen Seite heißt das Restaurant Fleischlust, auf der anderen Lucky BBQ. Wenn Sie hier nicht nicht fündig werden, dann wissen wir es auch nicht.
4.
Was man nie vergessen darf, das ist der Gruß aus dem Urlaub an die Daheimgebliebenen. Postkarten kommen übrigens besonders schnell an, wenn man sie schon während des Schreibens durch eine Sms ersetzt.
5.
Für die Freiluftgeister unter uns ist es ja nur ein richtiger Urlaub, wenn die Nächte im Zelt verbracht werden. Tatsächlich mangelt es in Prenzlauer Berg nicht an Parks, Plätzen und Verkehrsinseln, auf denen man sein Iglu aufbauen kann (je größer der Abstand zur nächsten Polizeiwache, desto länger kann es dort stehen bleiben). Wir empfehlen aber, ganz Occupy-mäßig, die der Eröffnung harrende Erweiterungs-Fläche für den Mauerpark zwischen Park und Lortzingstraße. Dort soll es ja nach Wunsch des zuständigen CDU-Stadtrats Carsten Spallek mit etwas mehr Zucht und Ordnung zugehen als im schon bestehenden Park. Besonders auf die Grills hat er es abgesehen; die will er da nicht haben. Von Zelten hat er aber nichts gesagt.
6.
Als festen Urlaubs-Bestandteil nicht zu unterschätzen ist ja das Warten. Auf Züge, am Flughafen, im Stau. Besonders gut warten lässt es sich in Prenzlauer Berg in der Fröbelstraße. Einfach mal ohne Termin beim Bürgeramt aufkreuzen und eine Parkvignette oder einen Pass verlangen. Die angebotenen Stühle können es in ihrer Unbequemlichkeit durchaus mit denen in Tegel oder am Hauptbahnhof aufnehmen.
7.
An dieser Stelle würden wir sehr gerne etwas mit Rafting oder Segelfliegen empfehlen. Nur fehlt es an Wasser (siehe 2) und Freiflächen. Auch mit Klettern wird es schwierig, obwohl Pankow natürlich einen wunderbaren Schuldenberg… kleiner Scherz. Bleibt für passionierte Aktiv-Urlauber nur noch die Tour mit dem Mountainbike. Einsteiger können sich an den Kopfsteinpflaster-Straßen probieren, für Profis sind die holprigen Bürgersteige gedacht. Absoluter Insider-Tipp: Die Anton-Saefkow-Straße hat einen hervorragenden SpQI (Schlagloch-pro-Quadratmeter-Index).
8.
Die Romantiker unter uns gehen im Urlaub gerne mal am Strand spazieren. Zum Glück für sie befindet sich in Prenzlauer Berg der wohl trostloseste Spielplatz überhaupt, bestehend aus einer großen Sandfläche. Nur den Sonnenuntergang müssten Sie sich noch selbst mitbringen.
9.
Was fehlt noch? Ach ja, was für Bildungsbewusste. Um das kulturelle Erbe des Prenzlauer Bergs zu erfassen, empfiehlt es sich, einfach mal die örtlichen Brauereien abzulatschen, mit denen hier so vieles begann. Fußfaule gehen einfach in den nächsten Späti und verkosten das dort dargebotene Biersortiment.
10.
Was bringt man den Daheimgebliebenen aus dem Urlaub mit? Genau, völlig egal, Hauptsache, es steht die Ortsbezeichnung drauf. Wir empfehlen: Einfach mal gucken, was Aldi und Lidl in dieser Woche so an Duschvorlegern und Rasentrimmern im Angebot haben, Edding kaufen, Prenzlauer Berg drauf schreiben, fertig. Für alle, die es weniger kreativ mögen, bleibt natürlich noch der Mauerpark-Flohmarkt.
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