Hilfe für die Jugend-Zähne

von Thomas Trappe 31. Mai 2013

Ausgeschlagene Zähne könnten gerettet werden, gebe es an Kitas und Schulen „Zahnrettungsboxen“. Deshalb sollten sie flächendeckend eingeführt werden, fordern die Grünen.

Gelegenheit einen Zahn zu verlieren haben Kinder häufig. In den meisten Fällen führt der natürliche Alterungsprozess zum Abgang der Milchzähne, oft genug, das zeigt die Lebenserfahrung, sorgen aber äußere Einflüsse für Verlust. Gegnerische Kinderellenbogen, Spielgerüste und Türen zum Beispiel. Kinder können da ein Lied von schreien – und für sie soll es jetzt endlich ein Rettungsprogramm geben. Jedenfalls für die Kinder des Bezirks Pankow. So wollen es die Grünen, und deshalb werden sie in der kommenden Bezirksverordnetenversammlung (BVV) einen entsprechenden Antrag einbringen. Es geht um Zahnrettungsboxen. Das ist so etwas wie die Zahnfee, bloß im real-medizinischen Sinne.

„Das Bezirksamt Pankow wird ersucht zu prüfen, wie möglichst flächendeckend in Einrichtungen und Organisationen, in denen sich Kinder und Jugendliche aufhalten, mobile medizinische Zahnrettungsboxen vorzuhalten sind“, heißt es in dem Antrag der Grünen-Fraktion. In Zahnrettungsboxen befindet sich eine Nährlösung, die den abgebrochenen oder ausgeschlagenen Zahn am Leben halten kann, bis er wieder an seinen Bestimmungsort angebracht werden kann. Vorgehalten werden sollen diese Boxen in „öffentlich finanzierten als auch kommunalen Einrichtungen oder Organisationen, welche sich um Kinder, Jugendliche und Gesundheit kümmern und in denen sich Kinder und Jugendliche befinden“ – vor allem also Jugendfreizeiteinrichtungen,  Kitas, Kliniken, Schulen, Schwimmbädern und Sportvereinen. 

 

Milchzähne werden nicht gerettet

 

Die Bezirksverordnete Catrin Fabricius hatte die Idee. Sie berichtet von ihren eigenen Erlebnissen in der Schulzeit, damals habe sich eine Freundin beim Überschlag auf dem Trampolin beide Vorderzähne ausgeschlagen, erinnert sie sich. „Das was schlimm“ – und hätte vielleicht ein versöhnliches Ende gehabt, hätte eine Zahnrettungsbox zur Verfügung gestanden. Im Gespräch mit mehreren Hort-Erziehern im Bezirk habe sie erfahren, dass auch heute keine Rettungspakete für ausgeschlagene Zähne existierten. „Dabei würde es reichen, wenn in jeder Einrichtung ein oder zwei solcher Boxen stehen.“ Solche Boxen kosten pro Stück meist um die zehn Euro.

Catrin Fabricius betont, dass es nur um die zweiten und nicht etwa Milchzähne geht, die gerettet werden sollen. Tatsächlich ist bei letzteren die Lebensdauer ja sowieso überschaubar. Christine Keil (Linke), für Kitas zuständige Stadträtin, erklärte auf Anfrage, dass sie aus diesem Grund keine dringende Notwendigkeit von Rettungsboxen in Kitas hält. An anderen Jugendeinrichtungen sei es den Trägern freigestellt, entsprechende Maßnahmen zu ergreifen – Vorgaben vom Amt gebe es bisher aber nicht.

 

Lebenslange Kosten

 

Beim Antrag spielen nicht nur medizinische, sondern auch ästhetische und finanzielle Aspekte eine Rolle, betont Catrin Fabricius. „Ein abgebrochener oder fehlender Zahn im Frontzahnbereich beispielsweise beeinträchtigt in der Folge nicht nur die ästhetische Erscheinung sowie die Kaufähigkeit eines Menschen, sondern bedeutet langfristige, auch finanziell nicht unerhebliche Folgekosten“, heißt es im Begründungstext. „So kann etwa der Verlust eines Frontzahnes lebenslange Kosten in Höhe von rund zehn- bis zwanzigtausend Euro betragen.“ Dem gelte es vorzubeugen.

Thomas Bohla (SPD), stellvertretender Vorsitzender des Kinder- und Jugendhilfeausschusses in der BVV, will den Antrag zumindest wohlwollend beraten. Allerdings erklärte er auch, dass er Zweifel daran habe, „ob es Aufgabe der ehrenamtlichen Kommunalparlamente ist,  Trägern allgemeine Hinweise auf Rettungsmöglichkeiten von Zahnbruchstücken zu geben. Auch angesichts der Fülle von wesentlicheren Problemen im Bezirk sehe ich andere Schwerpunkte in der kommunalpolitischen Arbeit.“

 

 

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