Kollektiv suberversive Künstler erinnern sich an Ost-Berlin in den 80ern, digitalisierte dffb-Schätzchen laufen im Lichtblick-Kino und jüdische Schulkinder erforschen die Geschichte der jüdischen Schule.
„Kollektiv“ durfte es schon mal nicht heißen. Das war den Künstlern, die in den 1980er Jahren in der DDR gemeinsam arbeiteten und sich organisierten, schon mal klar. Denn „kollektiv“, das war ein Wort der Machthaber, und genau mit denen wollten sie ja eigentlich eher nichts zu tun haben.
Zusammengeschlossen haben sie sich trotzdem: Die Modenschauen auf die Beine stellende Gruppe „ccd“, was für „chic, charmant und dauerhaft“ stand und die Modeindustrie der DDR persiflierte. Die Band „Der demokratische Konsum“, die ohne Auftrittserlaubnis, eigene Instrumente und Spielkenntnisse vor vollen Dachböden und Kellern auftrat. Die „Auto-Perforations-Artisten“ als Zusammenschluss bildender Künstler, die mit dem staatlichen Kunstverständnis eher wenig, umso mehr mit absurden Performances anfangen konnten.
War das alles subversiv, weil es inoffiziell war? War die Szene vernetzt? Und ist ihr ihr Konzept mit dem Staat, gegen den sie opponierte, verloren gegangen? Darüber diskutieren die Akteure von damals mit Anett Gröschner, Autorin und als solche auch Biographin des Prenzlauer Bergs.
„Wir vs. Ich. Kollektive künstlerische Ansätze in Ostberlin in den 1980er Jahren“, Donnerstag, 23. Mai, 20.30 Uhr, Staatsgalerie Prenzlauer Berg, Greifswalder Str. 218, Anmeldung unter info@formatedeswir.net.
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50 Jahre, 3000 Produktionen und alle technisch veraltet, so lautete das Fazit der Deutschen Film- und Fernsehakademie Berlin (dffb) – bisher. Denn in den vergangenen zwei Jahren konnten mit Lottomitteln einige der besonders herausragenden Werke aus dem Archiv digitalisiert werden. Was auch bedeutet, dass sie hochaufgelöst wieder bereit für die große Leinwand sind.
Für das Lichtblick-Kino eine gute Gelegenheit, ab Samstag einige dieser Werke zu zeigen. Darunter der Hitchcockeske dffb-Abschlussfilm von Wolfgang Petersen, „Ich werde dich töten, Wolf“. „The Road to God Knows Where“, eine Dokumentation des Tour-Alltags von Nick Cave & The Bad Seeds. Oder „Berlin is in Germany“, die Geschichte des Ost-Berliners Martin Schulz, der die Wende im Gefängnis erlebt und erst 2001 in das vereinigte Deutschland entlassen wird.
Das komplette Programm der Reihe, die bis zum 5. Juni geht, ist hier nachzulesen. Neben dem Filmprogramm werden Regisseure und Projektteilnehmer über ihre Filme und deren Digitalisierung sprechen.
„dffb remastered – 15 Klassiker der Deutschen Film- und Fernsehakademie Berlin (dffb) neu gesehen“, Samstag, 25. Mai bis Mittwoch, 5. Juni, Lichtblick-Kino, Kastanienallee 77.
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Die Kinder der jüdischen Lauder-Beth-Zion-Grundschule lernen an einem historischen Ort. Zwar besteht ihre Schule an der Synagoge in der Rykestraße erst seit 2008, doch es waren schon Schüler vor ihnen da: Das Gebäude diente schon einmal bis zur Schließung 1941 als jüdische Schule.
Der Bezirk gedenkt dieser Geschichte schon länger mit der Dauerausstellung „Die jüdische Schule Rykestraße“ im Museum Pankow. Nun haben sich ausgehend davon noch einmal die Grundschüler selbst auf Spurensuche gemacht. Ihre Erkenntnisse werden nun ergänzend zur bestehenden Ausstellung präsentiert. Zu Eröffnung am Sonntag kommen nicht nur Schüler, Rabbiner Josh Spinner sowie der Bezirksbürgermeister, sondern auch Fred Kranz. Er überlebte die NS-Zeit in einem Versteck und erhielt nach 1945 in den Räumen der geschlossenen Schule Religionsunterricht.
„Die Jüdische Schule Rykestraße lebt – damals und heute“, Schüler und Schülerinnen der Lauder-Beth-Zion-Grundschule auf Spurensuche. Eröffnung am 26. Mai um 11 Uhr, zu sehen vom 28. Mai bis 17. November, Dienstag bis Sonntag 10 bis 18 Uhr, Museum Pankow, Prenzlauer Allee 227/228, Eintritt frei.
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