Wider das Budgetdefizit

von Juliane Schader 16. Mai 2013

Die Sache mit dem Budgetdefizit ist zu komplex für einen Vorspann. Wichtig ist: 4,5 Millionen Euro fehlen Pankow im Haushalt, weil im Sozialamt zu wenig Personal saß. Nun wird das besser. 

Sparen, indem man mehr Personal einstellt. Mit dieser Formel versucht es in diesem Jahr das Pankower Sozialamt. 4,5 Millionen Euro Budgetdefizit hatte es im vergangenen Jahr angehäuft, weil ihm die Mitarbeiter fehlten, um Anträge für Sozialleistungen zu bearbeiten. Dank vieler Neueinstellungen liefe das in diesem Jahr schon viel besser, erklärt Sozialstadträtin Lioba Zürn-Kasztantowicz (SPD) nun.

 

Vom Personalmangel zum Budgetdefizit

 

Die Sache ist so kompliziert, wie es das Wort „Budgetdefizit“ verspricht: Wenn der Senat jedes Jahr das Haushaltsgeld an die Bezirke verteilt, dann richtet er sich dabei auch nach dem Betrag, den sie im vorausgegangenen Jahr benötigt haben. Kosten-Leistungs-Rechung (KLR) nennt sich das, und funktioniert auch im sozialen Bereich. Im Pankower Sozialamt wurde das zuletzt zum Problem, weil zwar viele Anträge eingingen für sogenannte Hilfen in besonderen Lebenslagen. Mit diesen werden Menschen unterstützt, deren Einkommen oder Rente nicht für ihre Betreuung und Pflege ausreicht. Es mangelte aber an Mitarbeitern, um diese Anliegen abzuarbeiten.

Das hatte zur Folge, dass am Ende des Jahres nicht alle Anträge bearbeitet waren. Zwar wurde das in diesem Jahr nachgeholt, sodass alle Bedürftigen ihr Geld bekamen. Da die KLR den Schnitt jedoch immer genau zum 31. Dezember macht, nimmt der Senat nun an, Pankow benötige weniger Geld für diese Hilfen und wird dem Bezirk demnach in diesen Jahr entsprechend weniger für den Haushalt zugewiesen. Dieser Fehlbetrag ist das oben genannte Budgetdefizit. Die 4,5 Millionen Euro, die dem Bezirk somit an Haushaltsgeld fehlen, muss er anderswo einsparen.

 

 

Mitarbeiter fehlen oder sind krank

 

Das Problem ist in Pankow nicht ganz neu, doch lange stand die Sozialstadträtin ihm hilflos gegenüber, weil sie aus Spargründen einfach kein neues Personal einstellen durfte. 28 Stellen vermeldete Zürn-Kasztantowicz etwa im Mai letzten Jahres im Sozialamt als unbesetzt. Zudem war der Krankenstand sehr hoch – ein Drittel der Amtsmitarbeiter waren 2012 sechs Wochen und länger krankgemeldet.

Doch in diesem Jahr darf der Bezirk erstmals wieder neue Mitarbeiter auf dem freien Arbeitsmarkt suchen, und damit wird nun alles besser, meint die Stadträtin. „Die meisten offenen Stellen haben wir mittlerweile besetzt, das ist ein riesiger Fortschritt.“ Auch für die vorhandenen Mitarbeiter sei es motivierend, zu sehen, dass sich endlich etwas bewege. Das zeige sich auch bei den Finanzen. „Wir sitzen derzeit an der Auswertung der Zahlen für das erste Quartal – und das sieht schon ganz gut aus“, sagt Zürn-Kasztantowicz. Zu früh freuen will sie sich aber auch nicht, sondern erstmal noch die Ergebnisse der kommenden Quartale abwarten. „Aber ich sehe eine positive Tendenz.“

 

Teambildung und Controlling

 

Begleitend zu den Neueinstellungen wird auch die Arbeitsstruktur im Sozialamt überprüft: Von Teambildungsmaßnahmen über Schulungen der Führungskräfte bis hin zum Aufbau einer Arbeitsgruppe Controlling laufen derzeit verschiedene Projekte. Sie sollen helfen, das bislang als nicht besonders gut geltende Arbeitsklima im Sozialamt zu verbessern.

Jan Schrecker sieht dies alles als Schritt in die richtige Richtung. Wirklich zufrieden ist er aber noch nicht. Schrecker sitzt für die Piraten im Sozialausschuss und hat sich in den letzten Monaten einen regen Austausch mit der Sozialstadträtin über Ursachen und Folgen der Sozialamtsmisere geliefert. „Ich frage mich schon, wie sich die finanzielle Situation in so kurzer Zeit schon gebessert haben kann“, meint er. Zudem begrüßt er es zwar, dass nun auch die Struktur des Amtes auf den Prüfstand käme. Allerdings hätte er sich externe Berater dafür gewünscht – bislang wird das allein Amtsintern geregelt. „Für meinen Geschmack könnte das alles noch transparenter ablaufen“, sagt er.

 

 

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