In Prenzlauer Berg könnte es bald Parkplätze geben, auf denen nur Kleinstwagen Platz haben. Es gehe aber nicht darum, SUV-Fahrer zu diskriminieren, heißt es.
Für Prenzlauer Berger Autofahrer könnte es bald auf die Länge ankommen: All jene, deren Auto kürzer als 3,75 Meter ist, könnten bei der Parkplatzsuche bevorzugt werden. Ein entsprechender Antrag wurde von der SPD-Fraktion der Bezirksverordnetenversammlung ausgearbeitet, in ihm werden Parkplätze gefordert, auf denen nur Kleinstautos wie der Smart fortwo Platz finden. Der Antrag muss erst noch in den Ausschüssen beraten werden und bräuchte, findet er Zustimmung, noch die amtliche Umsetzung. Los gehen soll’s im Winsviertel.
Auslöser für die Überlegung sind die Umbaumaßnahmen in der Dietrich-Bonhoeffer-Straße, die Einbahn- wird zur regulären Straße. Im Zuge dessen werden auch die Parkzonen umgestaltet. Statt wie früher quer, also mit der Motorhaube Richtung Fußweg, wird jetzt längs geparkt. Durch diese Maßnahme gehen 50 der 150 Stellplätze in der Straße verloren. Durch Schrägparken könnte der Verlust an Parkplätzen reduziert werden, heißt es im Antrag der SPD-Fraktion – allerdings lasse dies die sogenannte Richtlinie für die Anlage von Stadtstraßen nicht zu. Deswegen erwägt die SPD nun eine andere Stellordnung: „Verkürzte quer angeordneten Stellplätze“, Höchstlänge 3,75 Meter. Damit wäre auf der Straße immer noch genug Platz für den fließenden Verkehr. Und mehr Platz für parkende Autos. Soll heißen: Kleine parkende Autos.
Winsviertel als Modellregion
3,75 Meter – das bietet Platz für Autos wie den Citroen C-Zero (3,47 Meter), den BMW Mini (3,69), den Fiat 500 (3,55), den VW up! (3,54) und den Smart fortwo (2,69), wie im Antrag beispielhaft aufgelistet ist. Der Vorschlag soll „Modellcharakter“ für die gesamte Parkraumbewirtschaftungszone haben. Auch Kreuzungsbereiche könnten durch verkürzte Parkbuchten für den ruhenden Verkehr nutzbar gemacht werden. Konkret aufgeführt werden die Bereiche Belforter und Kolmarer Straße, Wins- und Immanuelkirchstraße, Winsstraße und Marienburger Straße. Zu überlegen sei auch, ob Carsharing-Unternehmen, die bevorzugt auf Kleinwagen zurückgreifen, hier zusätzliche Stellflächen bekommen könnten.
Die Idee bevorzugt Kleinstwagen – und würde folglich bei der täglichen Parkplatzsuche Fahrer von größeren Autos diskriminieren. Roland Schröder, SPD-Bezirksverordneter und dort Mitglied des Verkehrsausschusses, will die verkürzten Parkzonen allerdings nicht als SUV-Verbrämungsmaßnahme verstanden wissen. „Es geht einfach darum, mehr Parkflächen zu schaffen.“ Aus den anderen Fraktionen ist nur verhaltene Freude über den Vorschlag zu hören. Wolfram Kempe (Linke), Vorsitzender des Verkehrsausschuss, zeigte sich auf Anfrage sehr skeptisch, Cornelius Bechtler von den Grünen bestenfalls unentschlossen.
Rechtlich zulässig?
Auch Stadtrat Torsten Kühne (CDU), dessen Ordnungsamt die neuen Parkzonen einrichten müsste, ist skeptisch. „Ich weiß derzeit nicht, ob das rechtlich überhaupt zulässig ist, also die Straßenverkehrsordnung das erlaubt“, sagt er. Dies prüfe sein Amt derzeit. „Grundsätzlich finde ich aber alles gut, was die angespannte Parkraumsituation entlastet.“ Auch Antrags-Autor Roland Schröder ist sich nicht sicher, ob die Idee rechtlich umsetzbar ist. „Deshalb wollen wir ja, dass es erst einmal geprüft wird“, sagt er.
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