Der Seniorentreff „Herbstlaube“ und das Gründerzeitmuseum sind vorerst gerettet. Ein Investor spendet die Miete fürs Museum, die Gewobag erlässt sie für den Treff. Auch der Bezirk will wieder fördern.
Es war unübersichtlich in den vergangenen Wochen für Karin Ehrlich. Die Mitbegründerin des Seniorentreffs Herbstlaube und des angeschlossenen Gründerzeitmuseums hatte ein Projekt: Die Rettung beider Einrichtungen. Einen Ansprechpartner hatte sie nicht: Es waren unzählige. Entsprechend erleichtert ist sie nun, dass die Koordinierungsarbeit beendet ist und verkündet werden kann, dass zumindest für dieses Jahr Herbstlaube und Museum nicht mehr von der Schließung bedroht sind. Zu danken ist dies einer Wohnungsbausgesellschaft und einem privaten Immobilienmakler. Und für die dauerhafte Rettung sieht es auch ganz gut aus. Der Bezirk will das Museum fördern.
Die Herbstlaube – sie existiert seit den Wendetagen und ist eine der letzten Begegnungsstätten für Senioren in Prenzlauer Berg – stand kurz vorm Aus, da die Zuschüsse des Bezirks im vergangenen Jahr gestrichen wurden. Die Miete konnte vom kleinen Trägerverein „Miteinander Füreinander“ nicht mehr gezahlt werden. Das muss er jetzt auch nicht mehr, denn sie wurde für das laufende Jahr erlassen. Die städtische Wohnungsbaugesellschaft Gewobag ist Vermieter der Räume des Seniorentreffs und verzichtet bis Dezember auf die knapp 7.000 Euro Miete. Eine andere Regelung wurde für das Gründerzeitmuseum getroffen, dessen Räume die Gesobau vermietet: Die Miete und ein Teil der Personalkosten spendet die „ZIEGERT – Bank- und Immobilienconsulting GmbH“, laut eigenen Angaben Berlins größter Immobilienmakler. Bis Dezember sind das pro Monat 800 Euro.
Immobilienmakler braucht die Durchmischung
Das Immobilienunternehmen begründet sein Engagement unter anderem mit der Angst davor, dass mit dem Verschwinden von Herbstlaube und Museum auch die soziale Vielfalt in Prenzlauer Berg weiter gefährdet würde. „Ein Stadtteil lebt nicht zuletzt von der Durchmischung der Milieus und der Generationen“, erklärte Geschäftsführer Nikolaus Ziegert. „Im Fall der Herbstlaube sollte eine für die wenigen älteren Menschen im Helmholtz-Kiez sehr wichtige Einrichtung geschlossen werden. Dem wollten wir nicht tatenlos zu sehen.“ Das Museum – das sich mit der Prenzlauer Berger Lebenswelt um die Jahrhundertwende beschäftigt – sei zudem eines, mit dessen Zielen sich das auf Altbauten spezialisierte Unternehmen gut identifizieren könne, ergänzte Sprecher André Schlüter.
Ephraim Gothe (SPD), Staatssekretär der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung, begrüßte in einer Stellungnahme die vorübergehende Mietbefreiung durch die Gewobag. „Eine gute soziale Infrastruktur für ältere Menschen ist dringend notwendig.“ Karin Ehrlich wird in der Mitteilung mit den Worten zitiert, dass die Mietbefreiung „uns die Kraft und die Zuversicht gegeben“ habe, „auch an die bezirkliche Mitverantwortung zu appellieren“.
„Fachliches Konzept überzeugt“
Und der Appell scheint erhört worden zu sein. Torsten Kühne (CDU), als Kulturstadtrat für das Gründerzeitmuseum zuständig, hat in den letzten Wochen viele Gespräche mit Karin Ehrlich geführt und erklärte nun auf Anfrage, dass er das Museumsprojekt und damit auch die angeschlossene Herbstlaube gerne langfristig unterstützen möchte. „Es geht jetzt darum, die Bezirksverordneten zu überzeugen“; diese tagen am heutigen Mittwochabend. Kühnes Ziel ist eine Festschreibung der Förderung auch für die kommenden Haushaltsjahre. „Das fachliche Konzept des Museums hat mich sehr überzeugt“, so Kühne. „Senioren führen Kinder durch eine Altberliner Wohnung. Gerade in einem starker Veränderung unterworfenem Stadtteil wie Prenzlauer Berg ist das von unschätzbarem Wert.“
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