Golf-Förderung für Sepp Maier

von Thomas Trappe 15. April 2013

Mitten in Pankow verpachtet der Bezirk einen Golfplatz an einen Schönheits-Chirurgen, für 5 Cent pro Quadratmeter. Das ist so günstig, weil die Sportanlage als gemeinnützig gilt. 

Mit 1.149 Euro ist man dabei. Ein Jahr Golfen im Golfclub Pankow kostet die Mitglieder knapp einen Hunderter pro Monat, Schüler und Studenten zahlen weniger als die Hälfte. Die Aufnahmegebühr kostet nochmal 1.100 Euro. Dafür wird einiges geboten. In einer viertel Stunde ist der Golfplatz zum Beispiel von Prenzlauer Berg aus erreicht, und oben im Französisch Buchholz hat man dann eine schöne Aussicht über einen großen grünen Platz mit insgesamt 36 Löchern. Das „Golf Resort Berlin Pankow“ ist eines, von dem die wenigsten Prenzlauer Berger, so weit sie nicht Mitglied sind, wohl überhaupt wissen – das Resort ist zwar nur knapp fünf Kilometer Luftlinie entfernt, aber trotzdem eine andere Welt. Die Welt, deren schickes Zentrum der Sepp-Maier-Platz und ab und an Sepp Maier selbst ist. Nicht unbedingt ein Eldorado für Geringverdiener. Und doch ein Platz, den der Bezirk trotz chronisch klammer Kassen auffällig günstig verpachtet.

Der Bezirk Pankow ist groß, nur ein Bruchteil der Fläche ist in kommunalem Besitz. Im Haushaltsplan ist das aufgelistet, knapp 1.200 Hektar werden derzeit verpachtet. 54 Hektar davon nimmt der Golfplatz ein, gelegen am Blankenburger Weg im Süden einer Wohnsiedlung. Den Club kostet das 30.000 Euro jährlich, das entspricht ungefähr den Jahresbeiträgen von zwei Dutzend Mitgliedern oder besser gesagt fünf Cent Jahrespacht pro Quadratmeter. Zum Vergleich: Der Beachvolleyball an den Werneuchener Wiesen kostet ungefähr acht Mal so viel Quadratmeter-Pacht. Die durchschnittliche Pacht für nicht landwirtschaftlich genutzte Grundstücke im Bezirk ist nahezu sechsmal so hoch wie jene für den Golfplatz.

 

Sepp Maier kennt viele Promis

 

Eröffnet wurde der Golfplatz 2005 von Rüdiger Umhau, Besitzer einer Schönheitsklinik in Oberbayern und zudem mehrerer Golfplätze in Bayern. In einem Interview mit der PR-Internetseite „Rotierende Seiten“ gab er vor vier Jahren ausführlich Auskunft, warum er in Pankow investierte. Da Berlin und der gesamte Osten mit Golfplätzen unterversorgt gewesen sei, habe er sich für die Investition hier entschieden. Und die lohnte sich offenbar, so Umhau. „Für die finanzielle Stabilität und steigende Wirtschaftlichkeit spielt natürlich unsere Lage im Berliner Osten, nur wenige Kilometer vom Alexanderplatz, eine große Rolle.“

Und sicher auch ein gewisser Promifaktor. Sepp Maier, Torhüterlegende, ist nach Umhaus Aussagen ein langjähriger Freund und erklärte sich deshalb auch sofort bereit, Schirmherr des Platzes und Mitbegründer des „Golfclubs Pankow von Berlin“ zu werden. Maier ist Namensgeber des „18 Loch Sepp Maier Platzes“, zudem wurde das alljährliche Sepp Maier Turnier von Bayern nach Pankow verlegt. Auch andere Soft-Promis zählt Umhau laut Interview zu seinem Bekanntenkreis, zum Beispiel der Mauersänger David „The Hoff“. Er lerne durch seinen Freund Sepp Maier eben viele Promis kennen, wichtig sei ihm das aber nicht, so Umhau. Die Pankower Anlage soll offen sein für alle, betont er immer wieder.

 

Parallelen zu Thilo Sarrazins Golf-Affäre

 

Die fünf Cent pro Quadratmeter muten für einen leicht illustren und offenbar auf Gewinn ausgerichteten Golfplatz auf den ersten Blick etwas sehr entgegenkommend an. Und auch auf den zweiten, wenn man zum Beispiel mal Richtung Wannsee blickt. Dort wurde dem Golfclub Wannsee einst eine Pacht von 15 Cent pro Quadratmeter gewährt. Eine Vergünstigung, für die sich ein gewisser ehemaliger Finanzsenator Sarrazin viele Fragen gefallen lassen musste, zum Beispiel die, warum er einfach so auf drei Millionen Euro Einnahmen verzichtet habe und so gerne Golf am Wannsee spiele. Die Frage wurde unter anderem damit beantwortet, dass der Golfclub Wannsee durchaus als gemeinnützig zu verstehen sei und damit Vergünstigung verdiene.

Diese Begründung greift auch im Fall des Pankower Golfresorts. Denn auch dieser ist laut Satzung gemeinnützig, was nach Steuerrecht heißt, dass die „Tätigkeit darauf gerichtet ist, die Allgemeinheit auf materiellem, geistigem oder sittlichem Gebiet selbstlos zu fördern“.

Die Gemeinnützigkeit ist damit begründet, dass der Golfplatz grundsätzlich jedermann offen steht, auch ohne Clubmitgliedschaft. 14 Euro kostet die Greenfee für den „6 Loch Kurplatz“, 44 Euro für den „Sepp Maier Platz“. Zudem gibt es auch noch die Möglichkeit für eine günstigere Mitgliedschaft. So gehören zum Platz offiziell zwei Vereine: Der Golfclub Pankow und der Golfclub Berlin Blankenburg. Letzterer wurde erst 2008 gegründet, ebenfalls von Rüdiger Umhau. Im Blankenburger Club kostet die Mitgliedschaft pro Jahr nur 249 Euro, darin enthalten ist dann allerdings nicht die Jahresspielgebühr. Der Verein ist vor allem für Gelegenheitsspieler gedacht und Neuberliner, die sich erst einspielen müssen.

Je 350 Mitglieder haben beide Clubs, erklärt Geschäftsführerin Gabriele Wagmüller auf Anfrage. Daraus ergeben sich Mitgliedsbeiträge von einem mittleren sechsstelligen Eurobetrag pro Jahr, hinzu kommen die Spielgebühren und andere Einnahmen, zum Beispiel aus dem Club-Restaurant.

 

Golf-Club soll 15 Hektar größer werden

 

Zu verdanken ist der Golfplatz maßgeblich dem Engagement des damaligen Umweltdezernenten und heutigen Pankower Bürgermeister Matthias Köhne (SPD). Präsident Rüdiger Umhau erinnert sich noch heute gerne an die Zusammenarbeit, wie er im Interview mit Rotierende Seiten erklärte. Nachdem die SPD-Fraktion in der Bezirksverordnetenversammlung (BVV) das Golfprojekt befördert und schließlich die Mehrheit der Bezirksverordneten zustimmte, war Köhne für die Umsetzung zuständig. Umhau: „Es ging dann plötzlich recht zügig: Die Änderung des Flächennutzungsplanes, Aufstellung eines Bebauungsplanes und die Erteilung der Baugenehmigung erfolgte alles innerhalb eines Jahres.“ Es habe damals von Anwohnern erhebliche Proteste gegen den Golfplatz gegeben, so Umhau, inzwischen gebe es freundschaftliche Nachbarschaftsbeziehungen. Mancher Gegner von einst sei sogar inzwischen Club-Mitglied.

Jens-Holger Kirchner (Grüne), Stadtrat für Stadtentwicklung, war seinerzeit Vorsteher der BVV, er erinnert sich an „eine gute Lobbyarbeit“ seitens der Golfer. Auch in seiner neuen Funktion muss er sich mit dem Golfplatz beschäftigen. Der Club hat nämlich eine Erweiterung beantragt, wie Geschäftsführerin Wagmüller auf Anfrage bestätigt. 15 zusätzliche Hektar sollen gebaut werden, „wir platzen derzeit ja aus allen Nähten“. Geplant sei unter anderem ein Golfodrom und ein Neun-Lochplatz. Welche Pacht man sich vorstelle, darüber sagt Gabriele Wagmüller nichts. „Das ist ja die Entscheidung des Bezirks“.

 

 

UNSER FREUNDESKREIS: Werden Sie Mitglied im Freundeskreis der Prenzlauer Berg Nachrichten und stärken Sie damit die Unabhängigkeit Ihrer Lokalzeitung! Mehr Infos hier.

Das könnte Dich auch interessieren

Hinterlasse einen Kommentar