Am Mauerpark läuft Stadtentwicklung derzeit nicht so, wie sie sollte. Doch statt weiter Zuziehende und Investoren dafür verantwortlich zu machen, sollten die Kritiker die Politik in die Pflicht nehmen.
Am Mauerpark, da ist die Welt noch übersichtlich. Auf der einen Seite, da gibt es die Guten. Dazu gehören alle, die schon heute im Gleim- oder im Brunnenviertel leben, die sonntags zum Karaoke und zum Flohmarkt gehen und die im Park grillen, Basketball spielen oder Musik machen. Auf der anderen Seite stehen natürlich die Bösen. Das sind die, die genug Geld haben, in die geplanten Neubauwohnungen zu ziehen, die für ihre Kinder auch noch Schulplätze beanspruchen und doch nur ein Ziel haben: Die bestehenden Einrichtungen wie den Kinderbauernhof oder das etablierte Parktreiben wegzuklagen.
So liest es sich zumindest in einem aktuellen Schreiben der Pankower Piraten, mit dem sie zu einer Info-Veranstaltung zum Thema einladen. „Steigende Mieten durch Luxuswohnen im nördlichen Mauerpark?“ ist es überschrieben. Ganz abgesehen davon, dass es schon rein faktisch falsch ist, dass das neue Wohngebiet im nördlichen Mauerpark entstehen soll – es geht um die Fläche westlich des bestehenden Parks: Hier wird diffus die größte derzeit grassierende Angst geschürt, nämlich die vor den steigenden Mieten. Mit den Zuziehenden wird auch gleich ein Schuldiger präsentiert. Doch so einfach ist es nicht.
Ein Investor tut, was ein Investor tun muss
Das geplante Baugebiet könnte tatsächlich einige Probleme mit sich bringen. So dürfte durch die hohe Bebauungsdichte die soziale Infrastruktur der Gegend an ihre Grenzen stoßen, und auch die Haltung von Ponys und Ziegen Tür an Tür mit Wohnungen könnte für den Moritzhof schlecht ausgehen. Von dem Zerschneiden des Grünen Bandes ganz zu schweigen. Doch die Schuld dafür liegt sicher nicht bei den Menschen, die auf der Suche nach einem neuen Zuhause nördlich des Gleimtunnels fündig werden, und nicht einmal beim Projektentwickler Klaus Groth. Der macht nur, was ein Projektentwickler eben macht: Ein Grundstück nach seinen Maßstäben auch ökonomisch optimal zu entwickeln.
Es ist die Politik, deren Aufgabe es ist, die Stadt zu gestalten, auch nach sozialen und ökologischen Gesichtspunkten. Sie ist es, die eine so dichte Bebauung zulassen will, die ignoriert, dass 40 Kita-Plätze für 500 Kinder nicht ausreichen werden, und zudem noch vom Investor erwartet, auch günstigen Wohnraum zu schaffen. Der Senat und der Bezirk Mitte sind verantwortlich für den Bebauungsplan, der die genaue Nutzung der Baufläche vorgibt. Der Bezirk Pankow muss sich darum kümmern, dass die bestehenden Einrichtungen auf Pankower Grund erhalten bleiben. Das sind die Ansprechpartner, will man die Entwicklung am Mauerpark in eine andere Richtung wenden. Wüste Beschimpfungen des Investors und eine Kriminalisierung der Zuziehenden hingegen bringen gar nichts, höchstens eine vergiftete Nachbarschaft.
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