Letzter Aufruf Schwabylon

von Juliane Schader 22. Januar 2013

Sie möchten auch ein wenig mediale Aufmerksamkeit? Dann machen Sie doch schnell noch was mit Schwaben. 

Sie möchten gerne in der Öffentlichkeit stehen? Ihre 15 Minuten Ruhm genießen, ein paar Interviews geben, vielleicht sogar von der New York Times zitiert werden? Dann beeilen Sie sich, das Zeitfenster ist nur noch für kurze Zeit geöffnet.

Was Sie tun müssen? Das ist ganz leicht: Begeben Sie sich einfach an einen zentralen Ort in Prenzlauer Berg, der im Idealfall mit Platz endet, und machen irgendwas mit Schwaben. Was, ist völlig egal, Hauptsache der Bezug wird deutlich. Denkbar wären etwa öffentliches Spätzle-Schaben, Sparstrumpf-Stopfen oder ein Flashmob des Weckle-Verzehrs. Dann warten Sie, bis die ersten Handyfotos durch das Internet geschossen sind, und kurz darauf sollte die versammelte Weltpresse oder zumindest Ulli Zelle vor Ort sein und sie interviewen.

 

Mütter als Bonuslevel

 

Wenn sie besonders pfiffig sind, haben sie im Vorfeld bereits eine Internetseite aufgesetzt, die sich in dadaistischer Form mit der Überfremdung Ost-Berlins auseinander setzt. Ob sie nun dafür oder dagegen sind, ist eigentlich völlig egal. Hauptsache, die Kombination der Wörter „Schwaben“ und „Prenzlauer Berg“ kommt häufig vor, mögliche Bonuslevel wären „Mütter“ oder „Milchkaffee“. Von einer rituellen Bugaboo-Verbrennung würden wir allerdings abraten – der letzte, der das versuchte, sitzt jetzt im Knast.

Sie sehen, es ist derzeit sehr einfach, von Independent, La Stampa und Schwäbischem Tagblatt beachtet zu werden. Sie müssen sich allerdings wirklich beeilen, wollen sie auf den Zug noch aufspringen. Schließlich könnte schon morgen ein Sack Reis in China umfallen, oder in Neuenkirchen ein Blumenkübel. Dann zieht der Medienzirkus weiter. Und lässt Schwabylon das sein, was es einst war: Ein fensterloses Einkaufszentrum in München. Kein Witz.

 

 

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