Projekt Gleimstraße 52 vor dem Aus?

von Thomas Trappe 14. Januar 2013

Der Bezirk erwägt, die Baugenehmigung zurückzuziehen. Der Investor halte sich nicht an die Vereinbarungen, wird argumentiert. Dieser wehrt sich gegen die Vorwürfe.

Im Streit zwischen Eigentümer und Mietern der Gleimstraße 52 ist die Verwaltung kurz davor, dem Projekt ein Ende zu bereiten. Am Freitag besuchten Bauaufsicht und der für Stadtentwicklung zuständige Stadtrat Jens-Holger Kirchner (Grüne) die Baustelle; Kirchner kam dabei zu dem Schluss, dass wesentliche Voraussetzungen gegeben scheinen, die Baugenehmigung für das Projekt zurückzuziehen. So habe es Bauarbeiten gegeben, die vom Amt eindeutig untersagt wurden, erklärte Kirchner auf Anfrage dieser Zeitung, zum Beispiel Türdurchbrüche für noch zu schaffende Balkone. Maßgeblich für die neue Beurteilung sei aber, dass der Investor den von ihm unterschriebenen Vertrag nicht einhielte. Der Vertrag sah unter anderem vor, dass Bestandsmieter nach der Sanierung in ihre alten Wohnungen zurückkehren können. Davon wäre Investor Christian Gèrôme inzwischen abgerückt. 

Kirchner zitiert aus Briefen, die Gèrôme seit dem 4. Januar an Mieter verschicken soll. In ihnen werde angekündigt, dass einige Mieter nicht in ihren alten Wohnungen zurückkehren dürfen. „Und da dies eindeutig im Vertrag als Mieterrecht festgehalten wurde, kann man darin einen Vertragsbruch sehen“, so Kirchner. Und dies könnte dazu führen, dass Baugenehmigungen zurückgezogen werden. Am heutigen Montag soll es dazu ein Gespräch mit Christian Gèrôme geben.

 

Nicht gleiche Wohnung, nur vergleichbar

 

In der Gleimstraße wird seit dem vergangenen Jahr saniert, seitdem gibt es massive Auseinandersetzungen zwischen Mietern und Investor, die eigentlich mit dem städtebaulichen Vertrag beendet werden sollten. Christian Gèrôme, Geschäftsführer der Gleimstraße 52 GmbH, sieht den Vertrag auch nach wie vor eingehalten, wie er jetzt auf Anfrage erklärte. Die meisten Mieter könnten zwar während der Sanierungsarbeiten im Haus bleiben, so Gèrôme, „zwei Wohnungen weisen jedoch einen starken Befall mit Hausschwamm auf, der einen Auszug erfordert. Den betroffenen Bewohnern werden vergleichbare Wohnungen im Hause Gleimstraße 52 in der gleichen oder höheren Qualität angeboten. Für die Mieter besteht also kein Anlass zur Sorge, die Mietervereinbarung wird auf jeden Fall eingehalten.“ Dass den Mietern eine vergleichbare Wohnung angeboten wird, ist für Stadtrat Kirchner allerdings trotzdem Vertragsbruch, wie er auf Anfrage erklärte. Schließlich sei im städtebaulichen Vertrag die Rede vom Wiedereinzug in die ursprünglichen Wohnungen.

Christian Gèrôme erklärte außerdem, dass weiterhin „uns einige Mieter keinen Zutritt zu ihren Wohnungen gewehren, was die Sanierung der darüber liegenden Wohnungen massiv behindert. Hierdurch kommt es zu gravierenden Zeitverzögerungen und zusätzlichen Schwierigkeiten.“ Dass einige Mieter Gèrôme wenig bis gar kein Entgegenkommen zeigten, wurde wiederholt auch von Stadtrat Kirchner erklärt. Gèrôme erklärte, dass er trotzdem weiterhin daran interessiert sei, den städtebaulichen Vertrag zu erfüllen. Zu den nicht genehmigte Türdurchbrüchen äußerte sich Gèrôme nicht. 

 

Gleich zwei Bauprojekte stehen auf dem Spiel

 

Stadtrat Kirchner erklärte, dass die Baustelle in der Gleimstraße „insgesamt einen mehr als unaufgeräumten Eindruck hinterlassen“ habe. So hätten unter anderem offene Elektroleitungen von der Decke gehangen und das Licht im Keller nicht funktioniert. Kirchner sagte aber auch, dass auf einer Baustelle immer mit besonderen Umständen zu rechnen sei. Zur Nutzbarkeit der noch bewohnten Wohnungen sagte er: „Die Mängel waren durchaus geringer als erwartet“. 

Ob es zum Rückzug der Baugenehmigung wirklich kommt, ist offen und hängt wahrscheinlich maßgeblich vom heutigen Gespräch zwischen Kirchner und Gèrôme ab. Der Bezirk würde fast zwangsläufig eine langwierige juristische Auseinandersetzungen herbeiführen, für Investor Gèrôme stehen gleich zwei Bauprojekte auf dem Spiel. Würde er in der Gleimstraße eine neue Baugenehmigung beantragen müssen, könnte er dank des neuen „Luxusverbots“ in Prenzlauer Berg weder Wohnungen wie geplant zusammenlegen noch in Eigentumswohnungen umwandeln können. Und auch sein weitaus größere Bauprojekt an der Greifswalder Straße wäre akut gefährdet, wie Roland Schröder (SPD), Vorsitzender des Stadtentwicklungsausschusses der Bezirksverordnetenversammlung auf Anfrage dieser Zeitung deutlich machte: „Wir haben ihm wiederholt gesagt, dass wir die Unterstützung für dieses Projekt auch davon abhängig machen, wie es in der Gleimstraße läuft“, so Schröder.

 

 

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