Überall eröffnen in Prenzlauer Berg neue Buchläden, nur die Kollwitz-Buchhandlung schwimmt gegen den Strom: Ende des Monats ist Schluss. Aus vielen Gründen.
War ja klar, Amazon ist schuld. So würde man in jedem anderen Viertel kommentieren, wenn nach vielen Jahren der örtliche Buchhändler schließt. Doch in Prenzlauer Berg läuft auch das ein wenig anders; in den vergangnen Jahren haben vielmehr inhabergeführte Buchläden aufgemacht statt geschlossen. Da kommt eine Meldung wie die der Aufgabe der Kollwitz-Buchhandlung überraschend. „Vielleicht sind wir einfach nur mal wieder die ersten“, meint Inhaber Ingo Specht.
Er klingt fast fröhlich. Nein, weder steigende Mieten, zunehmende Konkurrenz noch das veränderte Umfeld möchte er für die Schließung zum Ende des Monats verantwortlich machen. „Es gibt nicht den einen Grund“, sagt Specht. Der neue Eigentümer des Hauses habe ihm angeboten, ihn aus dem Laden herauszukaufen, und das habe er angenommen. „Nach 21 Jahren ist man auch ein wenig müde. Uns geht es richtig gut mit unserer Entscheidung.“
In zehn Tagen ist Schluss
Eine Buchhandlung gibt es in dem Eckhaus an der Danziger Straße/Senefelderstraße schon seit Ende der 1940er Jahre. Specht hat sie 1991 gemeinsam mit seiner Frau von der Treuhand gekauft. Im Kiez waren sie damit nach der Insel-Buchhandlung in der Greifswalder Straße die zweiten. „Für Prenzlauer Berger Verhältnisse gibt es uns also schon immer“, sagt er.
Noch bis zum 24. Januar läuft der Ausverkauf der Bücher, dann ist endgültig Schluss. Für Specht stehen danach erstmal vier Monate Urlaub auf dem Programm. Wie es dann für ihn weitergeht? „Mal sehen.“ Aber einen Buchladen möchte er auf keinen Fall wieder eröffnen. Die Branche würde sich in den nächsten Jahren ordentlich ändern, meint er. „Nun das gute, qualitativ hochwertige Buch hat eine Überlebenschance. Schwedenkrimis gibt es bald nur noch als E-Book.“ Diesen Umbruch möchte er nicht als Buchhändler erleben.
Wie es mit der Gewerbefläche nun weitergeht, ist offen. Gerade wird das Haus erstmal saniert.
Ein ausführliches Interview mit Ingo Specht haben die Kollgen von der taz geführt.
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