In der Kopenhagener Straße 13 wurde entmietet und saniert. Jetzt gibt es dort keine Mieter mehr. Aber auch keine Bauarbeiten.
Vielleicht ist es einfach keine gute Ecke für Haussanierungen, hier in der Kopenhagener Straße 13. Gegenüber liegt die Hausnummer 67. Da soll zwar saniert werden, aber das sehr zum Missfallen der letzten verbliebenen Mieter. Vielleicht bietet sich für ein schönes Bild dessen, was in der Kopenhagener Straße 13 passiert, auch ein direkter Nachbar an. Peter Pan. Der Prenzlauer Berger Lebenskünstler macht den ganzen Tag Seifenblasen, und irgendwann sind sie so groß, dass sie platzen. Wie der Traum einer Haussanierung in der 13. Dort steht seit Längerem ein halbfertig saniertes Haus – und nichts läuft mehr.
Vor fünf Jahren ging es los, wie es so oft losgeht in Prenzlauer Berg. Das 1904 errichtete und inzwischen baufällige Haus bekam einen neuen Eigentümer, es sollte saniert werden. „Eine große Problematik“ habe damit begonnen, erinnert sich Kristina Senoner von der Mieterberatung Prenzlauer Berg. Bestandsmieter hätten sich gegen die Sanierung gewehrt, erhaltungsrechtliche Fragen sorgten immer wieder für Aufregung. Diverse Mieterversammlungen wurden abgehalten, das Bezirksamt eingeschaltet. Der Berliner Mieterverein sprach von ausgefallener Gas- und Wasserversorgung, nicht verschließbaren Türen und Anwaltsschreiben. Kurz: „Zermürbungstaktik“.
Ein Stromkonzern bittet um Kontaktaufnahme
Am 24. Juni 2009 gab es laut Kristina Senoner die letzte Mieterversammlung, seitdem habe sie nichts mehr von den Mietern gehört. Fest steht nur: Inzwischen sind alle aus dem Haus verschwunden. „Und still ruht der See“, sagt Senoner. Sie meint damit, dass an dem angefangenen Sanierungsfall nun gar nichts mehr passiert. Entmietung gelungen, Sanierung vorerst gescheitert.
Das Haus ist heute eine Oase der Ruhe. Im Erdgeschoss harren Zementsäcke und allerhand Werkzeug der Dinge, die da einfach nicht kommen, an der Tür klebt ein Zettel eines großen Stromkonzerns, der Besitzer möge sich doch bitte mal melden. Vorne am Haus ist Isolierstoff zu sehen, die Spur einer Fassade. Neue Fenster mit blauer Schutzfolie sind eingesetzt, und ein neues Hoftor. Zuständig für die Sanierung war offenbar ein Berliner Architektenteam, im Internet findet sich nach wie vor eine ausführliche Projektbeschreibung. Das Architekturbüro ist heute nicht mehr an der angegebenen Adresse zu erreichen. Dafür die Firma des Mannes, der laut Handelsregister parallel als Geschäftsführer die „Kopenhagener Str. 13 GmbH“ führt. Die knappe Auskunft: Die Angelegenheit Kopenhagener Straße werde gerade von einem Rechtsanwalt mit Schwerpunkt Insolvenzrecht verwaltet.
Wann es weitergeht, weiß niemand
Laut Handelsregister gehörte das Haus ab 2007 zunächst einer Firma aus Mitte. 2008 übernahm die „Kopenhagener Str. 13 GmbH“ die Immobilie, zunächst mit genanntem Geschäftsführer aus Berlin an der Spitze. Im Februar 2009 stieß dann ein gleichberechtigter zweiter Geschäftsführer dazu, ein Mann aus Reykjavik. Das war ein halbes Jahr, nachdem in Island nach einer Staats-, Banken- und Immobilienkrise der Notstand ausgerufen wurde. Am 24. Juni 2011 zog die GmbH um in die Husemannstraße. Die letzte Handelsregisterveröffentlichung stammt vom 29. August des vergangenen Jahres. „Und irgendwann gingen dann die Lichter auf der Baustelle aus“, sagt Mieterberaterin Kristina Senoner. „Wann genau die Bauarbeiten eingestellt wurden, wissen wir nicht.“
Wie es weiter geht, weiß Senoner genauso wenig. In der Kanzlei des für die Kopenhagener Straße 13 zuständigen Rechtsanwalts wurde erklärt, dass es ein reguläres Insolvenzverfahren gebe. Der Anwalt selbst war noch nicht zu erreichen.
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