Nicht die Stille Straße, sondern die steigenden Mieten sind das größte Problem älterer Pankower. Bei der Senioren-BVV wurde das jetzt mal ordentlich durchdiskutiert.
Senioren in Pankow, da gab es in den vergangenen Monaten eigentlich nur ein Thema: die Diskussion um den Erhalt der Freizeiteinrichtung Stille Straße. Dabei ist es ein ganz anderes Problem, das viel mehr alte Menschen viel dringender umtreibt: Die steigenden Mieten. Bei der Extra-Tagung der Bezirksverordneten zu seniorenpolitischen Themen am heutigen Mittwochnachmittag wurde es ausgiebig diskutiert.
„Viele ältere Menschen würden gerne in ihrem Kiez in kleinere Wohnungen ziehen, können das aber nicht, weil diese viel teurer sind als ihre bisherigen großen Wohnungen“, erklärte Doris Fiebig von der Seniorenvertretung Pankow. Zudem fehle oft die Barrierefreiheit. Ihre Kollegin Ingrid Löblich nannte das Ganze gleich „Vertreibung aus dem Kiez“. Von der Politik forderte sie, entsprechend Einfluss zu nehmen – etwa über Obergrenzen bei der Neuvermietung, ein Verbot der Zweckentfremdung etwa als Ferienwohnungen oder einen Stopp der Umwandlung in Eigentum. Für die anwesenden Bezirksverordneten eigentlich nichts Neues. Denn nach dem Eingriff der Politik in den Wohnungsmarkt rufen ja nicht nur alte Menschen.
Und täglich grüßt die Gentrifizierungs-Debatte
Dementsprechend klang die sich anschließende Diskussion oft genau so wie viele Gentrifizierungs-Debatten der Vergangenheit: Senat und Bezirk hätten jahrelang die Entwicklung am Mietmarkt verschlafen und mittlerweile alle Steuerungsmöglichkeiten an Privateigentümer verloren, meinte Jan Schrecker, frisch gewählter Vorsitzender der Piratenfraktion. Jens-Holger Kirchner, grüner Stadtrat für Stadtentwicklung verwies auf seine aktuellen Bemühungen, trotzdem Einfluss zu nehmen. Und Johannes Kraft von der CDU beharrte darauf, dass Regulieren der falsche Weg sei – der Markt müsse aus sich selbst heraus dafür sorgen, dass sich auch Alte und Menschen mit weniger Geld Wohnen in der Innenstadt leisten könnten.
In den Nebensätzen wurden dann aber auch Probleme angesprochen, die tatsächlich vor allem Senioren betreffen. Wie zum Beispiel die Sache mit den Fahrstühlen, deren Anbau derzeit in den Milieuschutzgebieten verboten ist, um den Wert der Wohnungen und damit die Mieten nicht noch mehr zu steigern. „Was ist besser: Eine Wohnung, in die man nicht kommt, weil kein Aufzug da ist, oder eine Wohnung, die man nicht bezahlen kann, weil es einen Aufzug gibt?“, meinte Stadtrat Kirchner. Diesen Zielkonflikt wolle man nun lösen.
Wohnungstausch ohne Mieterhöhung
Auch bei einer weiteren Sorge hatte er gute Nachrichten: Die Bemühungen älterer Menschen, ihre großen Wohnungen mit wachsenden Familien zu tauschen, scheiterte bislang oft daran, dass der Tausch gleich als Gelegenheit für eine saftige Mietsteigerung genutzt wurde. „Von den städtischen Wohnungsbaugesellschaften und Genossenschaften habe ich gehört, dass ein Wechsel durchaus bei gleichbleibender Miete möglich sei“, so Kirchner. Allerdings gehört diesen eben nur ein Teil der Wohnungen im Bezirk.
Generell, und das ist ja auch das aktuelle Fazit der gesamten Mietdiskussion in Berlin, sollen Gesellschaften und Genossenschaften die Versäumnisse der vergangenen Jahre richten, so der Tenor der Pankower Politiker. Damit es auch in Zukunft noch bezahlbare Wohnungen in Prenzlauer Berg gibt – für Jung und Alt.
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