Was’n Spass

von Thomas Trappe 27. September 2012

Stefan Raab präsentiert in der Schmeling-Halle die Bands des morgigen Bundesvision-Songcontests. „Stück für Stück“. Die Sänger machen Faxen, und alle schwitzen. Ortstermin.

Irgendwann muss sich Stefan Raab den Reflex angeeignet haben, mit bis zum Ohr freigelegtem Mundwerk in die Gegend zu winken, sobald er öffentlichen Raum betritt und ein Publikum vermutet. Wann das war, ist unklar, dass es offenbar so ist, zeigt dieser Ortstermin in der Max-Schmeling-Halle: Die Pressekonferenz anlässlich des Bundesvision-Songcontests, der dort am morgigen Freitagabend stattfindet und live auf Pro Sieben übertragen wird. 16 Bands aus allen Bundesländern kämpfen um die Gunst und die Stimmen des Fernsehpublikums. Stefan Raab muss nicht mehr kämpfen, er hat bereits genügend Fans. Deshalb winkt er jetzt auch in den Raum, in dem sich die Bands gerade schwitzenden Fotografen präsentieren. Er winkt und lacht. Und niemand winkt zurück. Szenen einer Show-Veranstaltung, die alle nur anstrengt.

Jeder, der ein paar WG-Partys erlebt hat, kennt auch diese Feiern. Die ersten Gäste versammeln sich in der Küche, ein gemeinsames Gesprächsthema möchte sich genauso wenig finden wie irgendeine Partystimmung, alle Instinkte der Anwesenden gebieten das Verlassen der Veranstaltung, der Respekt vorm Gastgeber das Gegenteil. Man flüchtet sich in verkrampften Smalltalk und daraus resultieren krampfige Scherze. Zurück zu Raabs Pressekonferenz: Eine riesige WG-Party, zu Gast viele Künstler mit vielen Scherzen auf Lager. Und eine Affenhitze.

 

Das Fette Brot springt wie ein ADHS-Gorilla

 

Es ist davon ausgehen, dass beim morgigen Contest ein paar musikalische Perlen zu hören sind, man kann ja Raab viel vorwerfen, aber nicht, dass er keine guten Musik-Shows auf die Beine stellen kann. Dass hier nicht viel zur Musik gesagt werden kann, liegt daran, dass es darum bei der Pressekonferenz nicht ging. Nur so viel: Xavier Naidoo und Kool Savas, sie treten als Xavas für Baden-Württemberg an und gelten, da schon relativ bekannt, als leicht favorisiert. Wahrscheinlich wird Naidoo was über Gott singen. Boris Lauterbach, ein Fettes Brot, tritt als Solokünstler „Der König tanzt“ für seine Heimatstadt Hamburg an. Lauterbach muss sich in dieser Rolle eine Gesichtshälfte schwarz anmalen, außerdem wurde er nun beim Pressetermin von den Fotografen gezwungen, für sie wie ein Gorilla mit ADHS auf und ab zu springen. Müssen lustige Fotos sein.

Überhaupt, die Fotografen. Schwer verständlich, dass sie immer so dicke Jacken tragen, zumal es heute doch so schwül war. Hier drin in der Halle ist es noch schlimmer, und jetzt schwitzen sie alle, so dass der Schweiß des einen auf das Gesicht jenes Kollegens tropft, den er gerade zwecks besserer Fotografen-Perspektive weggetrampelt hat. Die Fotografen sind jetzt wie irre. 16 Star-Bands gilt es zu fotografieren. Ein besonders nasser und forscher Fotograf spricht aus, was am Ende allen auf der Zunge liegt. „Wer seid ihr eigentlich?“ Nur Xavier Naidoo kennen alle, der steht aber noch im Stau. 

 

„Beine nach vorn, Brüste nach hinten“

 

Viele der Künstler tragen Hüte. Schiebermützen, Zylinder, Pelzmützen. Sieht irgendwie künstlerisch aus. Aber irgendwie kann man am Ende die ganzen Hüte nicht mehr auseinanderhalten. Ein Fotograf hat dann bei einer Band aber doch was einzigartiges entdeckt. „Beine nach vorne, Brüste nach hinten.“ 

Am Ende geht alles ganz schnell. Raab zeigt einer dieser furchtbaren Einspielfilme, bei denen dieser Sprecher mit der furchtbaren Quäkstimme Dinge quäkt, die man sofort vergisst. Danach macht Raab Interviews, die Künstler werden „Stück für Stück“ vorgestellt. Jede einzelne Band kriegt ihre 30 Sekunden, und jede Band sagt was Lustiges. Der Rapper B-Tight, er tritt für Berlin an, erinnert sich, dass er mal mit Sido zusammen gewohnt hat, „als wir noch jung und wild waren“. Solche Gags halt. Manch anderer Künstler mit Hut erzählt eine Anekdote, andere gähnen. Alle schwitzen. Eine sicher aus irgendwelchen TV- oder Radiosendern bekannte Moderatorin stellt seltsame Fragen. Dann ist Schluss, letzte Fotos, Gruppenbild. 

Morgen wird gesungen. Das wird nett.

 

Bundesvision Song Contest, Freitag, 20.15 Uhr, Einlass ab 18 Uhr,  Max-Schmeling-Halle, Falkplatz 1, Tickets an der Abendkasse ab 40 Euro.

 

 

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