Ein paar der Tiere ist man mittlerweile gewöhnt. Doch zwölf Beine auf einem Fleck sind für sensible Flanierer doch zu viel.
Wenn der Berufsrusse Wladimir Kaminer es schon entdeckt hat, kann das Gerücht als gesicherte Tatsache gelten. Am Arnimplatz gibt es Ratten. Kaminer erzählte davon in seinem Buch „Ich mache mir Sorgen, Mama“, es ging um die Tierwelt in Prenzlauer Berg, soll heißen, um platte Tauben auf der Straße und fidele Ratten am Arnimplatz. Die befellten Freunde sind dort also ein gewohntes Bild, doch trotzdem gibt es jetzt Grund zur Sorge, jedenfalls für manchen Anwohner. Am Arnimplatz gebe es mittlerweile mehr Ratten, als es Menschen, die es wohnlich mögen, zuzumuten ist. Auch das böse Wort von der Plage ist zu hören.
Es sind auf jeden Fall zu viele Ratten, sagt Wolf Witte. Witte ist Vorsitzender des SPD-Ortsvereins Falkplatz-Arnimplatz, und seit den Sommermonaten gebe es „eine neue Qualität“, was die Tiere angeht, soll heißen, eine neue Quantität. „Wenn man sich nur ein paar Minuten hinsetzt, sieht man ein paar Ratten rumwuseln oder man hört sie hinter sich fiepen.“ Er habe auch schon von Anwohnern gehört, die drei Ratten beim munteren Spiel beobachtet hätten. Verbürgen wolle Witte sich für diese Geschichte nicht, schließlich verbreiten sich Gerüchte schneller als Ratten. Fakt sei aber, dass man inzwischen von einem ersten Problem sprechen könne. Darauf deutet auch das Rattengift hin, das auf Weisung des Gesundheitsamts nun am Platz ausgelegt wurde.
Zu wenig Toiletten?
Eine Vermutung, die vom eingangs erwähnten Kaminer bereits getätigt wurde, will sich Wolf allerdings nicht zu eigen machen. Dass nämlich der massenhafte Auftritt von Ratten am Arnimplatz seine Ursache darin findet, dass dort sich versammelnde Trinker und Dauergäste das Problem verstärken. Sei es durch Fütterung, oder auch durch Verschmutzung des Platzes. Eine kleine Anfrage einer SPD-Bezirksverordneten an das Bezirksamt wird da deutlicher. Sei es nicht möglich, eine Toilette am Arnimplatz zu installieren, fragte jetzt nämlich Rona Tietje, die Antwort steht noch aus. Ebenso wie die Information, wie sich der Rattenbefall in den vergangenen drei Jahren entwickelt hat und ob es schlimmer wird und was dagegen zu tun ist?
Die für das Gesundheitsamt und damit offenbar auch für Ratten zuständige Stadträtin Lioba-Zürn Kasztantowicz (SPD) ist gerade dabei, die Anfrage zu beantworten. Dass am Ende keine neue Toilette am Arnimplatz rausspringen wird, ist wegen chronisch leerer Kassen nicht gewiss, aber absehbar. Zürn-Kasztantowicz weiß, dass Ratten am Platz und in der gesamten Stadt ein „virulentes Problem“ sind und verweist auf die Binsenweisheit, dass es mehr Ratten als Menschen gibt – am Arnimplatz haben sich die Ratten unglücklicherweise entschlossen, dass auch zu zeigen.
Essen und Kot ist der Ratten Brot
Im Pankower Gesundheitsamt erklärte Amtsleiter Uwe Peters, dass er vor einem Monat über den verstärkten Rattenbefall am Arnimplatz informiert wurde. Es sei davon auszugehen, dass sich der Gegenschlag noch einige Monate hinziehen wird, und auch der einbrechende Winter den Ratten kein natürliches Ende bereiten wird. Wichtig sei Hygiene am Platz. So dürfte kein Essen in die Landschaft geschmissen werden und auch nichts Anderes. Denn auch Kot sei für Ratten ein beliebtes Mahl.
NEWSLETTER: Damit unsere Leserinnen und Leser auf dem Laufenden bleiben, gibt es unseren wöchentlichen Newsletter. Folgen Sie uns und melden Sie sich hier an!