Halboffener Park ist zu

von Thomas Trappe 21. August 2012

Das Wohnprojekt Marthashof in der Schwedter Straße wirbt damit, den riesigen Innenhof auch anderen Anwohnern zur Verfügung zu stellen. Doch das Versprechen wird nicht gehalten.

Vielleicht ist es dieser Tage tatsächlich nicht ratsam, in einer Wohnung zu leben, deren Vorhof grün, idyllisch und vor allem riesig ist – und dabei in unmittelbarer Nähe des Mauerparks liegt. Dort wissen ja die Leute bekanntlich kaum noch, wo sie treten können, eine Flucht in ein benachbartes und öffentliches Gartengrundstück wäre da also verlockend. Vielleicht ist damit auch schon erklärt, warum die Tore im Marthashof geschlossen sind. Fragen über die Halbwertszeit von Versprechen bei einem von Anfang an unter Anwohnern umstrittenen Bauprojekt werden aber trotzdem aufgeworfen.

Der Marthashof ist ein Wohnprojekt, das, gelinde gesagt, zwiespältige Gefühle auslöst. Vor allem 2009, als die Ideen der Stofanel Investment AG bekannt wurden. Die einen, die Befürworter, sahen in den Plänen eine progressive Wohnanlage mit anspruchsvollem Design und riesigem Garten. Die anderen, die Skeptiker, einen 34 Meter breiten und U-förmigen Garten, der ungerechterweise ausschließlich den Bewohnern der 130 Wohneinheiten im umgebenden Wohnblock gehört. Es folgte ein großer und für Prenzlauer Berg gängiger Streit, der in einem Kompromiss mündete: Nun gut, erklärte Stofanel, es dürften auch Anwohner den riesigen Park nutzen, jedenfalls tagsüber. Nachts solle dieser aber geschlossen bleiben, zum Schutz der Bewohner.

 

Vielleicht der Wind

 

Die Zusage hat bis heute Bestand, wie eine Sprecherin von Stofanel jetzt auf Anfrage erklärte. „Ja, wir haben dieses Versprechen nicht umsonst immer hochgehalten, die Türen zum Park bleiben offen“, heißt es. Grund für die Nachfrage war der Hinweis einer Leserin, die kürzlich am Park partizipieren wollte, sprich: Einlass begehrte. Erfolglos, wie sie sagte. Um es kurz zu machen, ein Ortsbesuch bestätigt es: Die Türen zum Marthashof sind verschlossen. Ein Bewohner, der das Haus verlässt, hält offenbar auch nicht viel von Park-Partizipation. Die Tür schließt er bei seinem Abgang, nun ja, recht nachdrücklich. Was verwundert, da die Anwohner des Marthashofs sogar eine eigene Internetseite betreiben, auf der sie sich dagegen verwahren, Symbol für „wachsende Entsolidarisierung und Intoleranz zu sein“. Weil: Der Marthashof „ist für die Öffentlichkeit zugänglich“.

Die Sprecherin von Stofanel glaubt nicht, dass die Türen absichtlich ins Schloss gefallen sind. „Vielleicht lag es ja am Wind.“ Zur Sicherheit will sie aber in den kommenden Tagen nochmal nachschauen. Marthashof stehe für offene Türen, und dabei bleibe es.

 

Nachtrag: Mittlerweise berichtete uns eine Leserin, sie haben die Tore jetzt wieder geöffnet gesehen.

 

 

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