Szenen eines Labs

von Redaktion der Prenzlauer Berg Nachrichten 27. Juli 2012

Nach sechs Wochen BMW Guggenheim Lab bliebt nicht viel. Außer die Erinnerung an die Verlötung eines Mixers, Hula-Hoop und Rolf Eden ohne Akkordeon. Drei Impressionen zum Abschluss.

Pressetermin zur Lab-Eröffnung. Die Pressenverantwortlichen betreuen die vier Presseleute, von denen sich einer später als Nicht-Journalist herausstellt und zwei weitere als die Begleiter des nunmehr einzigen Journalisten. Es geht um Radwege, Zukunft, New York und Kopenhagen – das ist keine kurze Zusammenfassung, sondern schändlicherweise alles, was vom Gespräch hängen bleibt, wie man danach erschrocken feststellt. Davor war man, außer mit zustimmenden Nicken, mit etwas anderem beschäftigt, nämlich damit, den Kindern zwei Meter weiter rechts zuzuschauen, wie sie spielen. An einem Dingens mit Glas, in dem sich Dinge befinden, die sich durch bestimmte Bewegungen bewegen lassen. Oder so. Man will mehr wissen, doch gerade befindet man sich als einziger Journalist in einem Pressegespräch. Macht nichts, ein paar Sätze zu Radfahren und Gentrifizierung sind schnell gesagt, der Small Talk beendet. Aber auch danach traut man sich nicht zum Bewegungsding, zum freudigen Spiel. Es geht ja hier um was Größeres, da heißt es, seriös zu bleiben. Man schaut dem Mann über die Schulter, der gerade einen Mixer mit einer Lampe verlötet. (TT)

 

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Ein ausnahmsweise lauer Abend in diesem Juli. Damit es auf dem Hof des Labs nicht so leer aussieht, muss die Nebelmaschine kräftig schuften. Ein altersloser Abend steht für heute auf dem Programm, in der Sprache des Labs: An Ageless Evening. Stargast dabei: Rolf Eden. Laut Ankündigung wird er Akkordeon spielen. Ein altersloser, aber Akkordeon-spielender Playboy zur Debatte über die Zukunft des Urbanen einzuladen – unkonventionell, sagen wir mal.

Abgesehen davon, dass nur wenige Leute da sind und es daher keinen Streit um die drei vorhandenen Kisten Freibier gibt, besteht die Alterslosigkeit vor allem dahin, dass alle Anwesenden gleich alt sind: Um die 30. Statt Anglerwesten in Rentnerbeige tragen alle Jutebeutel und Nerd-Brillen. Bis Rolf Eden kommt und in seinem weißen Anzug mit Neon-Einstecktuch wenigstens einen Gegenpol setzt. Er schüttelt ein paar Hände und schwingt sich dann an das bereitstehende Keyboard. Nicht mal die Sache mit dem Akkordeon stimmt. Die Hipster machen Handyfotos, Rolf Eden klimpert, nach 20 Minuten ist alles vorbei. „Jetzt können alle Interessierte noch einen Kurs in einem populären Gesellschaftstanz machen“, ruft einer vom Lab. Und meint tatsächlich Disco-Fox. Dann wird durch den Kunstnebel geschwoft. Das ist also diese Kulturförderung, mit der man sich bei BMW gerne brüstet. (JW)

 

 

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Ein ungewöhnlich heißer Sommertag im Guggenheim Lab: Ein Klimaexperte hält – passender Weise – einen Vortrag über die Folgen des Klimawandels, die Stuhlreihen sind spärlich gefüllt. Etwas abseits sitzen zwei junge Männer und unterhalten sich. Sie haben sich gerade bei einem Workshop kennengelernt. Der eine ist gebürtige Kreuzberger, der andere ein Zugezogener, den es nach Neukölln verschlagen hat. Es geht um die immer teurer werdenden Mieten, Verdrängungsprozesse und sinkende Löhne. Lauter Themen, die die beiden an einem anderen Ort vermutlich nicht diskutiert hätten. Und dennoch: Der junge Kreuzberger ist enttäuscht. Er hätte nach der großen Diskussion UM das Lab spannendere Diskussionen IM Lab erwartet. Der andere dagegen schwärmt vom Lab als Volkshochschule für alle: zugänglich, präsent und voller spannender Themen. So hat er schon mit einem australischen Verkehrsexperten diskutiert, ist für umsonst auf einem Elektrofahrrad durch die Stadt gerast und hat seinen Hula-Hoop-Hüftschwung reaktiviert. Die Welt wird er damit nicht verbessern, sagt er, aber er hat es mit Freuden genutzt. (UZ)

 

 

Zusammengetragen von Ute Zauft, Thomas Trappe und Juliane Wiedemeier.

Unser Kommentar zum Abschluss des Labs findet sich hier.

 


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