Und was machst Du so? In unserer Interview-Reihe schauen wir den Arbeitern der Gegenwart kurz über die Schulter. Heute dem Schmuckdesigner Thomas Bartussek.
Nichts bleibt, wie es war, schon gar nicht in Berlin und erst Recht nicht in Prenzlauer Berg. Es wird gebaut, gezimmert, abgerissen und verputzt, gebastelt, geplant und verworfen, was das Zeug hält. Und es wird auch gebacken, repariert, gedrechselt, poliert, geschrieben, gelötet, geschweißt und geschnippelt. Eine Momentaufnahme über den Arbeitsstand der Dinge.
Heute mit Thomas Bartussek, 51, Schmuckdesigner und Inhaber von des Ladens „Schmuckes“, Stargarder Straße
Woran arbeiten Sie gerade?
Im Moment arbeite ich an einem Paar Ringe. Ich nenne sie DUO, das steht für „Du so und ich so“. Der Eine ist außen aus Rosé-Gold und innen aus Palladium. Bei dem anderen Ring ist es genau umgekehrt. Ich habe praktisch erst einmal vier Ringe hergestellt und dann jeweils zwei von ihnen verlötet.
Und für wen machen Sie das?
Die Ringe sind für ein glückliches Paar, das übermorgen heiraten wird. Die Schwester der Braut wohnt hier um die Ecke und wird die Ringe später abholen. Das Paar ist vor ein paar Wochen das erste Mal zu mir gekommen und hat sich beraten lassen. Nach zwei weiteren Besuchen, war dann entschieden, was für Ringe es werden sollen. An den beiden hier habe ich alles in allem zwei Arbeitstage gesessen.
Wann soll es fertig sein?
Noch heute Nachmittag. Es ist durchaus üblich, dass die Ringe erst so kurz vor der Hochzeit fertig werden. Die Gravur zum Beispiel muss auch bei diesem Paar noch warten bis nach der Hochzeit, das schaffen wir vorher nicht mehr. Die Paare brauchen Zeit, um sich zu entscheiden. Viele Männer zum Beispiel haben vorher nie einen Ring getragen, für sie ist er beim Ausprobieren mit den Modellen, die ich hier habe, erst einmal ein Fremdkörper.
Irgendwelche Schwierigkeiten?
Bis jetzt nicht, und ich hoffe, das bleibt auch so. Ich habe gerade das kleine Loch gebohrt, in das beim Damenring der Brillant kommt. Der Stein wird eingerieben, so heißt das. Hier muss ich aufpassen, dass das Loch nicht zu groß wird und dass der Stein am Ende nicht schief sitzt. Die Kanten des Bohrlochs werden angerieben und durch die aufgeraute Oberfläche hält der Stein dann sicher.
Worauf freuen Sie sich am meisten, wenn es fertig ist?
Auf die strahlenden Gesichter meiner Kunden.
KURZBIOGRAFIE: Thomas Bartussek, Jahrgang 1961, ist in Pforzheim geboren und aufgewachsen. In der sogenannten Goldstadt Süddeutschlands studierte an der Fachhochschule Schmuckdesign. Danach arbeitete er anderthalb Jahre bei einer Schmuckfirma in der italienischen Partner-Goldstadt Vicenza, gelegen zwischen Verona und Venedig. Anschließend hat er rund zehn Jahre etwas ganz anders gemacht und mit einem Freund einen Möbelladen in Tübingen betrieben. Im Jahr 2000 kam er schließlich nach Berlin, um sich zwei Jahre später in der Stargarder Straße als Schmuckdesigner selbständig zu machen.
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