Die andere Seite

von Thomas Trappe 22. Juni 2012

Ein Investor renoviert ein Haus in der Gleimstraße. Leiden müssen die Mieter. Ist es wirklich so einfach? Wir sprachen einfach mal mit dem Investor.

Als die Baugerüste kamen, wusste auch der letzte im Haus, dass es vorbei ist mit den fetten Jahren. Baugerüste, das heißt Fassadensanierung, das heißt Haussanierung, und das heißt meist nichts Gutes. Hatte man sich bisher doch ganz gut eingerichtet, was vor allem heißt, die Miete blieb, wie sie ist, nämlich weit unten. Außentoiletten, antike Wasserleitungen und Stromverbindungen aus Vorkriegszeiten waren da ungeeignet, das Wohngefühl zu stören –im Gegenteil, sie waren der Garant. Alles ganz einfach also, als der neue Investor kam: Er zerstörte die Idylle. Das Bild des skrupellosen Investors wurde wieder einmal bestätigt.

Christian Gérôme ist der Investor – Ende vergangenen Jahres kaufte er das Haus in der Gleimstraße 52, mit dem Ziel, es zu sanieren, um es es später vermieten zu können. Der gebürtige Franzose macht das nicht zum ersten Mal, er hat schon mehrere Immobilien in Berlin erworben und hergerichtet. Vor allem alte Gründerzeithäuser haben es ihm angetan, und deshalb sei er auch Feuer und Flamme gewesen, als er das Haus in der Gleimstraße entdeckte. Er kaufte das Haus vom spanischen Vorbesitzer, der es wiederum zuvor in einer Zwangsversteigerung erworben hatte. „Ich hab mich auf die Herausforderung gefreut, die in jeder Renovierung liegt“, sagt Gérôme. Was dann kam, damit hatte er nicht gerechnet – trotz aller Erfahrungen in der Branche.

 

Das Haus ist von Schwamm verseucht

 

Denn die Mieter wehrten sich mit Händen und Füßen dagegen, dass an dem Haus etwas gemacht werde. Sie hätten nicht auf Briefe reagiert, die Türen blieben für Gérômes Mitarbeiter verschlossen. Faktisch bedeutete dies ein Boykott der Sanierungsarbeiten. Problematisch für den Investor. Problematisch aber auch für die Bewohner, wie Gérôme betont. „Sie setzen ihre Gesundheit aufs Spiel“, sagt er. Denn die Wände des Hauses seien von Hausschwamm verseucht. Große Teile des Gebäudes müssten daher grundsaniert werden. Wie es um die Räume jener Mieter bestellt sei, die bis heute den Zutritt verwehren, wisse Gérôme nicht.

Dass die Mieter noch länger zu Dumpingmieten – Gérôme spricht von einem bis drei Euro Quadratmeterkaltmiete – hätten wohnen können, glaubt er nicht. „Das Haus ist kurz vorm Zusammenbruch. Wäre es nicht saniert worden, hätte es bald die Bauaufsicht sperren müssen.“ Das sei auch der Grund, warum ziemlich schnell nach der Übernahme des Hauses ein Baugerüst an die Fassade gestellt worden sei. „Da unten laufen Leute lang. Die Gefahr, dass da Teile von der Wand herabfallen, war viel zu groß, als dass man hätte nichts tun können.“

 

5,47 Euro kalt für Altmieter

 

Inzwischen, so Gérôme, hätten sich Wogen in der Gleimstraße etwas geglättet. Auch wenn es immer noch einige Mieter gebe, die der Hausverwaltung den Zutritt verwehrten – mit den meisten gebe es inzwischen einen guten Kontakt. Und seit Neuestem auch eine unterschriebene Vereinbarung: Mit ihr wird Bestandsmietern garantiert, dass sie nach der Renovierung für 5,74 Euro Kaltmiete pro Quadratmeter im Haus wohnen bleiben können. Gérôme macht dabei Minus. „Aber das ist es mir wert“, sagt Gérôme. „Ich will ja mit den Mietern auskommen.“

 

 

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