Baustelle #15

von Jörg Oberwittler 8. Juni 2012

Und was machst Du so? In unserer Interview-Reihe schauen wir den Arbeitern der Gegenwart kurz über die Schulter. Heute Gabriele Zekina, Projektmanagerin der Frauenkreise Berlin.

Nichts bleibt, wie es war, schon gar nicht in Berlin und erst Recht nicht in Prenzlauer Berg. Es wird gebaut, gezimmert, abgerissen und verputzt, gebastelt, geplant und verworfen, was das Zeug hält. Und es wird auch gebacken, repariert, gedrechselt, poliert, geschrieben, gelötet, geschweißt und geschnippelt. Eine Momentaufnahme über den Arbeitsstand der Dinge. 

 

Gabriele Zekina, 47, Projektmanagerin der Frauenkreise Berlin, Ein Ort für Vielfalt, Bildung, Kultur und Beratung, Choriner Straße


Woran arbeiten Sie da gerade?

Aktuell organisieren wir zu unserem Themenbereich „Migration, Geschlecht und Identität“, der uns noch bis 2013 begleiten wird, verschiedene Veranstaltungen. Zum Beispiel offene Gruppen für Frauen, die sich in schwarz-weißen Familienbeziehungen befinden, oder Lesungen, Vorträge und eine Filmreihe zum Thema „Schwarz-weiße Identitäten in Europa“. Außerdem machen wir regelmäßig ein Kulturfrühstück, bei dem sich Kultur- und Kunstschaffende vernetzen können.

 

Und für wen machen Sie das?

In erster Linie für Frauen, die neugierig sind, sich entfalten, den Blick öffnen und ihre Stärke zurückgewinnen wollen, Frauen in Veränderungsprozessen. Aber die allermeisten Veranstaltungen stehen auch Männern offen. Es kommen so zwischen fünf und zehn Prozent Männer.

 

Wann soll es fertig sein?

Fertig ist unsere Arbeit eigentlich nie. Es gibt immer nur Etappenziele. Unser großes Ziel ist es, Frauen zu stärken, zu unterstützen und zu vernetzen. Den Blick zu öffnen. Das nächste Kulturfrühstück ist Ende Juni. Und am 7. September haben wir eine Filmpremiere im Moviemento in Kreuzberg zusammen mit der „Aktion Mensch“ und der Filmemacherin Antonia Lerch. In sieben Filmen stellen Berliner Jugendliche ihre Zukunftsträume vor.

 

Irgendwelche Schwierigkeiten?

Im Schwierigkeiten überwinden sind wir Expertinnen. Zum einen, die Vielfalt unseres Programms und der Frauen, die bei uns arbeiten, unter einen Hut zu bringen. Zum anderen, der ständige Kampf um Fördergelder und mit der Bürokratie. Und die Frauen, die zu uns kommen, haben ebenfalls Probleme, die sich in den letzten Jahren sogar noch verschärft haben. Das betrifft zum Beispiel die niedrigeren Gehälter von Frauen im Vergleich zu Männern, die Vereinbarkeit von Kind und Beruf, die finanzielle Unsicherheit von Alleinerziehenden, familiäre Konflikte und die spezielle Situation von Frauen verschiedener Ethnien in Berlin.

 

Worauf freuen Sie sich am meisten, wenn es fertig ist?

Ich freue mich immer, wenn ein schönes Projekt ein Selbstläufer wird: sich Kooperationen, Vernetzungen und neue Ideen daraus ergeben. Wenn es uns gelingt, den Blick auf die Lebensrealität der Frauen zu lenken, die hier in Prenzlauer Berg und Berlin leben.

 

KURZBIOGRAFIE: Gabriele Zekina, Jahrgang 1965, ist in Berlin aufgewachsen. Sie studierte bis 1988 Englisch und Deutsch an der Humboldt-Universität Berlin und war anschließend Wissenschaftliche Assistentin. In der politischen Umbruchszeit um 1989 engagierte sie sich für die Frauenbewegung im Osten, zunächst unter dem Dach der Kirche, später als Mitgründerin einer der ersten politischen Frauengruppen „Lila Offensive“, die die Frauensicht in die Politik einbrachte. Gabriele Zekina war die einzige  Stadtverordnete für den unabhängigen Frauenverband, 1992 gründete sie das Projekt „Frauenkreise Berlin“ mit, das dieses Jahr sein 20-jähriges Bestehen feiert und momentan ein Team von sechs Frauen hat. Gabriele Zekina hat zwei Töchter und einen Sohn.

 

 

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