Kulturerbe Legien-Siedlung ist verkauft

von Thomas Trappe 7. Juni 2012

Die Deutsche Wohnen AG hat die Immobilien erworben; und andere denkmalgeschützte Siedlungen in Prenzlauer Berg. Für Bestands-Mieter soll sich nichts ändern. Angestrebt werden „optimale Neuvermietungen“.

Die Deutsche Wohnen AG, ein Frankfurter Wohnungsunternehmen mit knapp 400 Millionen Euro Umsatz, hat die Carl-Legien-Siedlung gekauft. Die Siedlung ist Teil eines gigantischen Einkaufs von 24.000 Wohneinheiten in ganz Deutschland, die von der Barclay-Bank-Tochter BauBeCon veräußert wurden. 6.000 der Wohnungen befinden sich in Berlin, laut AG-Sprecherin Manuela Damianakis 2502 Wohneinheiten davon im Bezirk Pankow, „und zwar fast alle in Prenzlauer Berg“. Die Carl-Legien-Siedlung hat nach Senatsangaben knapp 1150 Wohnungen. Die restlichen Wohnungen befinden sich in unmittelbarer Nähe der Siedlung, erklärte dazu Sprecherin Damianakis. Es handle sich durchweg um Häuser aus den 20er- und 30er-Jahren.

Die Carl-Legien-Siedlung wurde zwischen 1928 und 1930 gebaut, steht heute unter Denkmalschutz und ist Unesco-Weltkulturerbe. Auf 8,4 Hektar wohnen hier in der Nähe des S-Bahnhofs Prenzlauer Allee 1.200 Menschen, 80 Prozent der Wohnungen sind 1,5- oder 2-Zimmer-Wohnungen, sie gehören zur mittleren Wohnlage mit Quadratmeterkaltmieten etwas über fünf Euro. Idealer Wohnraum für Wenigverdiener, Rentner und Alleinstehende. Entsprechend groß ist wohl die Angst bei einigen Bewohnern, dass die Mietpreise durch den Verkauf steigen könnten.

 

„Nur ein neues Logo“

 

Sprecherin Damianakis kennt die Ängste – und besänftigt. So sei definitiv nicht geplant, die Immobilien an einen Investor weiter zu verkaufen. Vielmehr sei es ein Anliegen der AG gewesen, die Legien-Siedlung zurück ins eigene Portfolio zu holen. Damianakis weist damit auf das Berliner Wohnungsbauunternehmen GEHAG hin: Dieses baute Ende der 20er-Jahre die Legien-Siedlung. 1998 wurde das Unternehmen privatisiert und später die Siedlung verkauft. 2007 schließlich übernahm die Deutsche Wohnen AG die Mehrheit an der GEHAG – und setzte sich offenbar das Ziel, alten Bestand zurück zu erwerben. Das wurde jetzt verwirklicht.

„Wir kennen die Befürchtungen, die viele in Prenzlauer Berg haben, geht es um Immobilien. Die sind aber in unserem Fall unbegründet“, sagt Damianakis. Konkret hieße das, dass weder geplant sei, Wohnungszuschnitte zu ändern, noch, an den Mietverträgen etwas zu ändern. „Für Bestandsmieter ändert sich kaum was, außer vielleicht das Logo am Haus.“ Mieter zum Auszug zu bewegen, um neue, besser zahlende Bewohner zu gewinnen, komme sowieso nicht in Frage. „Sowas entspricht absolut nicht unserer Geschäftsphilosophie.“

 

Keine Fahrstühle, wenig Sanierung

 

Was freilich nicht heißt, dass die Mieten bleiben wie sie sind. So werden Neumieter mehr bezahlen müssen. „Wir wollen in solchen Fällen natürlich optimal vermieten.“ Auch kleinere Sanierungsmaßnahmen seien dann möglich, „zum Beispiel neue Toiletten oder Waschbecken“. Entschieden werden soll von Wohnung zu Wohnung, „wir werden uns das sehr genau in jedem Einzelfall anschauen“. Eine Komplettsanierung werde es nicht geben, genauso wenig wie Fahrstühle. Das verbiete sich durch den Denkmalschutz, so Damianakis.

 

 

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