Kirstin Wulf und Andreas Roeske beraten Eltern in Prenzlauer Berg zum Thema Finanzerziehung. Dabei geht es um mehr als die Höhe des Taschengeldes.
Andreas Roeske hat inzwischen eine Lösung gefunden für das leidige Problem. Der Vater zweier Söhne suchte einen Weg, seine Kinder vom ständigem Gequängel im Supermarkt abzuhalten. Also bot er an, dass man reden könne. „Und zwar über jeden einzelnen Schokoriegel, den sie wollen, ausführlich zu diskutieren.“ Wieder einmal zeigte sich, dass Reden hilft. „Die haben ziemlich schnell aufgehört zu quängeln. Weil sie keine Lust hatten, so viel Arbeit zu investieren, um eine Süßigkeit zu bekommen.“
Roeske will jetzt auch anderen Eltern einen Weg weisen. Deshalb berät er zusammen mit seiner Partnerin Kirstin Wulf Eltern in Prenzlauer Berg, wie sie es hinkriegen können, Kinder zu einem verantwortungsvollen Umgang mit Geld zu erziehen. „Der Diskussionsbedarf darüber ist hier riesig“, sagen beide. Seit Anfang des Jahres betreiben Wulf und Roeske ihr Beratungsbüro bricklebrit, bis jetzt werden Vorträge und Seminare in Prenzlauer Berg angeboten, später soll es bundesweit Angebote geben.
Probleme sind unabhängig vom finanziellen Status
In Prenzlauer Berg ist das Thema ein wichtiges für Eltern, haben die beiden festgestellt. „Man redet in der Familie zwar kaum drüber, aber innerhalb unserer Seminare wird dann schnell klar, dass es eigentlich viel zu bereden gäbe.“ Probleme gebe es so und so, unabhängig vom finanziellen Status. Jene Eltern, die relativ sorglos auf ihre Finanzen schauen, erlebten, so Roeske, „oft auf einen Schlag diesen wachen Moment: Was kaufe ich meinem Kind eigentlich alles?“ Roeske spricht von „Kompensationseinkäufen“. Der, „der viel arbeitet, hat ein schlechtes Gewissen gegenüber den Kindern und will das so ausgleichen“.
Und auf der anderen Seite die Eltern, die von der Angst getrieben sind, die durch die Umgebung angespornten Konsum-Ansprüche ihrer Kinder nicht befriedigen zu können. Hier sei der Druck, Wünsche zu erfüllen oft größer als bei den wohlhabenderen Eltern, so Wulf. „Die Angst, dass den Kindern wegen der eigenen finanziellen Situation etwas fehlen könnte, ist so groß, dass ein Gedanke gar nicht vordringt: Dass die Kinder das ganze Zeug vielleicht nicht brauchen.“
Taschengeldtipps gibt’s nicht
Egal, wie es in der Kasse der Eltern aussieht, ein Ziel müsse zentral sein, empfehlen die gelernten Werbefachleute. „Kindern muss klar gemacht werden, was ein Budget ist, was Einnahmen sind und was das für die Ausgaben bedeutet“, so Roeske. Es gehe dabei nicht um konkrete Summen, „sondern um das Gefühl, dass man nicht einfach alles kaufen kann, was man will“. Allerdings dürfe das nicht bedeuten, dass die Kinder an allen finanziellen Erwägungen der Familie teilhaben. „Das überfordert sie“, sagt Kirstin Wulf. Genau wie der Satz „Das können wir uns nicht leisten“ ihnen wegen des grundsätzlichen Tons Angst macht – und tunlichst vermieden werden sollte. Stattdessen, so die Empfehlung, reiche oft ein einfaches „Nein“.
Tipps für eine konkrete Taschengeldsumme geben die beiden nicht. „Wir haben festgestellt, dass die Spannweite dessen, was als angemessen empfunden wird, in Prenzlauer Berg enorm groß ist.“ Beim Taschengeld müsse berücksichtigt werden, was die Kinder sich davon leisten müssen; und was weiterhin von den Eltern übernommen wird. Allzu geizig scheinen die Mütter und Väter jedenfalls nicht. Bei einer – nicht repräsentativen – Umfrage durch bricklebrit Anfang des Jahres hätten ausnahmslos alle Kinder erklärt, dass sie mit der Höhe ihres Taschengeldes zufrieden seien.
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