Die Ernst-Busch-Schauspielschüler bekommen eine neue Schule in Mitte. Das bat-Studiotheater in der Belforter Straße hat nun eine ungewisse Zukunft.
Hier sind alle Torsten. Hier Torsten, dort, und da noch einer. „Wir sind alle Torsten, weil wir alle gemeinsam für ein Ziel kämpfen und es nicht um den Einzelnen geht“, sagt Torsten. Wer hier nicht Torsten heißt, der heißt Teresa. Auch das Alter tut nichts zur Sache. Und so ist man auch nicht überrascht, dass Torsten sich weigert, auch nur anzudeuten, was für einen Schwerpunkt er bei seiner Ausbildung gewählt hat, Puppenspiel, Regie, Schauspiel, Dramaturgie oder doch Tanz. Ist vollkommen egal, sagt Torsten, denn heute geht es um Protest.
Torsten und seine Mitstreiter, die Mitstreiterinnen heißen Teresa, kämpfen für den Neubau der Ernst-Busch-Schauspielschule in Mitte – und konnten nun den Erfolg verkünden. Das Abgeordnetenhaus, so wurde gerade verkündet, gibt die nötigen 33 Millionen Euro frei, das neue Haus kann damit gebaut werden. Und die vier bisher über die gesamte Stadt verteilten Standorte, zwei davon in Prenzlauer Berg, könnten überflüssig werden.
Unzumutbare Studienbedingungen
Es geht um das bat-Studiotheater in der Belforter Straße, wo Regie und Dramaturgie unterrichtet wird, außerdem um den Standort in der Immanuelkirchstraße, hier wird getanzt. Seit Mitte der Woche war das bat besetzt, Tag und Nacht verbrachten Torsten und Teresa in dem Haus, um auf ihre Misere aufmerksam zu machen. Die besteht darin, dass die Studienbedingungen in den verschiedenen Häusern inzwischen teilweise unzumutbar sind.
Gleich am Eingang macht Torsten, es ist der gleiche wie zu Beginn, deutlich, dass das Hauptproblem ein paar Kilometer weiter südlich zu verorten ist: In der Schnellerstraße in Niederschöneweide befindet sich die Zentrale der Schule, hier lernen die Schauspielschüler – und wenn Ihnen Asbest nicht schmeckt, wird ihnen vom Trunk aus dem Wasserhahn abgeraten. Am Eingang in der Belforter hängen Fotos von dem Haus, und es gruselt einen. „Nein, den Dreck haben wir da nicht drapiert“, stellt Torsten klar.
Offene Tür oder doch Abschied?
Aber auch am bat gebe es genug Probleme, und die sind vor allem räumlicher Natur. Es sei hier viel zu eng. Torsten öffnet die Tür, die sich gleich hinterm Eingangsbereich befindet, hier laufen abends die Vorstellungen, tagsüber wird geprobt, so auch jetzt. „Wir haben in drei Jahrgängen insgesamt etwas 30 Regiestudenten. Wenn es um Praxis geht, braucht ein Regisseur Platz – eine Bühne reicht da nicht.“ Es gibt noch einen zweiten Raum im Keller, und Torstens Beschreibung trifft es recht genau. „Sieht aus wie ein Übungsraum der Theater AG an der Schule.“ Es gibt hier nicht viel zu beschreiben: Ein weißer Raum mit Fenstern. Bis gestern voll mit Ruck- und Schlafsäcken. Hier übernachteten bis heute die bat-Besetzer.
Die Besetzung hatte Erfolg, jetzt muss schnell wieder aufgeräumt werden. Die Spruchbänder müssen entfernt werden, die Kim-Jong-Schneider-Bilder, mit denen der Berliner SPD-Fraktionsgeschäftsführer Torsten Schneider karikiert wurde, ebenso – denn am Samstag wird Tag der offenen Tür gefeiert. Eigentlich sollte es weitere Protestaktionen geben, jetzt kündigte die Hochschule eine Feier anlässlich des neuen Zentralstandorts an. Es könnte wohl auch so etwas wie eine bat-Abschiedsfeier werden.
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