Die Übertragung des Kulturareals Thälmann-Park an die GSE als Treuhänder läuft. Derweil fürchten die Kulturschaffenden um eine ausreichende Finanzierung aus dem Haushalt und greifen zu Tricks.
Friedlich und frühlingshaft sieht es derzeit aus, das Kulturareal im Ernst-Thälmann-Park. Nachdem Anfang des Jahres die Kulturschaffenden noch gegen die drohende Schließung des Theaters unterm Dach, der Wabe und der Galerie Parterre mobil gemacht hatten, ist oberflächlich nun erstmal Ruhe eingekehrt. Hinter den Kulissen läuft derweil die Abgabe des Geländes an die Gesellschaft für Stadtentwicklung (GSE), wie es Pankows Bezirksverordneten Mitte März beschlossen haben. „Die Verhandlungen laufen und wir sind auf einem guten Weg“, meint Jürgen Lindner, Projektmanager bei der GSE.
Indem der Bezirk die Kultureinrichtungen an den gemeinnützigen Treuhänder des Landes Berlin überträgt, will er jährlich 100.000 Euro sparen und zudem die Kosten für die anstehenden Sanierungen auslagern. Etwa acht Millionen müssten in den nächsten Jahren investiert werden, heißt es in einem Gutachten von 2010. Die GSE rechnet laut Lindner aber mit geringeren Kosten. „Wir sind nicht der große Investor, sondern können die Umbauten nur schrittweise vornehmen“, sagt er. Nach und nach wolle man sich dem Brandschutz, der Barrierefreiheit und der Energetischen Sanierung annehmen.
Wer die Sanierung bezahlen soll ist noch unklar
Vorher muss aber erst einmal die Übertragung unter Dach und Fach gebracht werden. Sobald der Vertrag ausgearbeitet ist, müssen noch das Pankower Bezirksamt sowie die Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Wissenschaft als Treugeber der GSE und die Senatsverwaltung für Finanzen zustimmen. Parallel wird geklärt, ob für die Sanierung Fördergelder etwa aus dem Bund-Länder-Programm „Stadtumbau Ost“ gewonnen werden können. „Wenn sich kein Dritter für die Finanzierung findet, müssen wir die Kosten in die Mieten einkalkulieren“, meint Lindner.
Die Künstler treiben derweil ganz andere Probleme um. „Mit der GSE haben wir uns schon zweimal getroffen, da sehen wir keine Schwierigkeiten“, meint Regisseur Jens Becker vom Aktionsbündnis Berliner Künstler. Statt dessen bereite ihnen die sogenannte Kosten-Leistungs-Rechnung (KLR) Sorgen, nach der die Einrichtungen Geld aus dem Haushalt zugeteilt bekommen.
Proben und Soundcheck machen Theater unrentabel
Maßgeblich dafür, wie viel Geld es gibt, sind dabei die Angebotsstunden. Während bei Bibliotheken als solche die Öffnungszeiten gezählt werden, gehen etwa für das Theater unterm Dach oder die Wabe nur die Vorstellungen mit ein. „Proben und Soundchecks werden bei dieser Rechnung nicht berücksichtigt, sodass diese Einrichtungen in der KLR als äußerst unrentabel auftauchen“, meint Becker. Dass die Bezirksverordneten zeitgleich mit der Rettung der Kultureinrichtungen auch beschlossen hätten, diese stärker an der KLR zu messen, werde nun zum Problem.
„Wir können natürlich im Foyer der Wabe ein paar Bilder aufhängen, einen Ein-Euro-Jobber daneben setzen und dann zehn Stunden am Tag öffnen“, sagt Becker. Allerdings sei es ja wohl nicht im Sinne des Erfinders, die Angebotsstunden auf diese Weise in die Höhe zu treiben. „Die Kosten-Leistungs-Rechnung ist eine Vorgabe des Senats, und obwohl den Bezirkspolitikern klar ist, dass sie Unsinn ist, machen sie nichts dagegen“, so Becker. Die Übertragung des Kulturareals sehe man gelassen, die wichtige Baustelle sei aus Sicht der Künstler derzeit die KLR.
Eine entsprechende Anfrage beim Bezirksamt blieb bislang unbeantwortet.
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