Seit einem Jahr gibt es in Prenzlauer Berg extra Parkplätze für Carsharing-Autos. Nur für Carsharing-Autos. Für viele jedoch kein Grund, nicht doch dort zu parken.
In Prenzlauer Berg wird gerne wild geparkt. Was sich in Zonen der Parkraumbewirtschaftung als gern genommene Einnahmequelle erweist, sorgt bei Carsharing-Unternehmen derzeit für Ärger. „Es gibt dauernd Probleme mit Falschparkern“, erzählt Jens-Holger Kirchner, Pankows grüner Stadtrat für Stadtentwicklung. Im vergangenen Jahr, als er noch Stadtrat für öffentliche Ordnung war, hatte er mit dafür gesorgt, dass die Gemeinschaftsautos kostenlos auf öffentlichem Straßenland parken dürfen. 84 Stellplätze an 34 Standorten in Prenzlauer Berg wurden genehmigt und mit Schildern versehen, dass hier nur Carsharing-Fahrzeuge parken dürfen. Nur hält sich daran leider nicht jeder.
Ständig seien die ausgeschriebenen Stellplätze von anderen Autos besetzt, sodass die Fahrer der Mietautos diese auf benachbarten Parkplätzen abstellen müssten, meint Kirchner. Dort würden ihnen dann aber Knöllchen verpasst – normalerweise muss man für die Mietautos nämlich keinen Parkschein ziehen. „Zahlen müssen das dann die Unternehmen“, sagt Kirchner. Hinzu käme der Ärger, dass die falsch parkenden Wagen abgeschleppt werden müssten. Die große Prenzlauer Berger Initiative der alternativen Fortbewegung wird so durch unbelehrbare Falschparker mal eben boykottiert.
Probleme vor allem jenseits der Parkzonen
Reemt Abelbeck ist Geschäftsführer bei Cambio, einem der Carsharing-Anbieter im Viertel. „In der Regel werden die reservierten Parkplätze schon freigehalten, aber Ausnahmen gibt es immer mal wieder“, sagt er. Dabei gebe es weniger Probleme in den Zonen mit Parkraumbewirtschaftung als außerhalb. Besonders im Bötzowviertel, wo der Parkdruck groß sei und weniger kontrolliert werde als in den Parkzonen, müssten immer wieder falsch parkende Autos von den Carsharing-Plätzen abgeschleppt werden. „Für uns ist das ein entsetzlicher Aufwand, und die Falschparker kostet das um die 250 Euro“, sagt Abelbeck.
Auch Birger Holm, Geschäftsführer bei Greenwheels, klagt über ähnliche Probleme. „Im vergangenen halben Jahr mussten wir 1000 Euro für Knöllchen bezahlen, weil unsere Kunden nicht auf den dafür vorgesehen Plätzen parken konnten“, erzählt er. Je nach Höhe der Strafe sind das 40 bis 200 Fälle, und das bei etwa 15 Autos, die das Unternehmen in Prenzlauer Berg im Einsatz hat. „Letztendlich sorgen Menschen, die Carsharing machen, dafür, dass weniger Autos unterwegs sind und der Parkdruck für alle abnimmt“, so Holm. Er finde es unfair, wenn das durch Falschparken sabotiert werde.
Abgrenzung der Parkplätze durch Poller ist nicht erlaubt
Der Cambio-Geschäftsführer Abelbeck appelliert an die Vernunft der Autobesitzer, sich an Parkverbote auch zu halten. Viel mehr bleibt ihm aber auch nicht übrig. Denn das Aufstellen von Pollern, die den Zugang zu den Parkplätzen Externen endgültig verwehren würden, ist nicht erlaubt, eine dafür nötige Gesetzänderung im Land nicht in Sicht. Vertreiben ließe man sich durch solche Probleme jedoch nicht, meinen die Vertreter beider Unternehmen. Warum sollten sie auch? Schließlich ist die Tatsache, dass ihnen überhaupt Plätze im öffentlichen Raum zur Verfügung gestellt werden, schon eine für sie lukrative Ausnahmeregelung.
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