Stadtteil der aufgehenden Sonne

von Guido Walter 16. Februar 2012

Die japanische Esskultur breitet sich in Prenzlauer Berg aus. Wir haben 3 japanische Restaurants / Delis getestet!

Omoni

Etwas versteckt liegt das Restaurant „Omoni“ an der Kopenhagener Straße. Voll ist es trotzdem meistens, weil sich die Qualität der Speisen im sushiverrückten Prenzlauer Berg mittlerweile herumgesprochen hat. Die Einrichtung entspricht japanüblich einem nüchtern-minimalistischen Stil. Alles ist einfach, das Ambiente dennoch behaglich.

Doch hat das Omoni im Ess- und Trinkbereich mehr Abwechslung auf der Pfanne. Inhaber Sunni Mang schwört auf eine Crossover-Küche aus koreanischen und japanischen Gerichten. Die Speisen sind glutamatfrei, es kommen nur Bio-Produkte zum Einsatz, Zucker wird vermieden.

Der Koch, dem man an der Bar beim Rollen und Schneiden zusehen kann, bereitet gern koreanische Gerichte wie Bibimbap (Reisgericht mit Gemüse, Rindfleisch, Spiegelei und Chilipaste) zu. Dabei strahlt er Ruhe und Gelassenheit aus, was auch für die Bedienung gilt. Unfreundlich ist hier niemand, aber wir mussten lange auf unsere Getränke warten. Der Anblick des wirklich schönen Geschirrs tröstet nicht darüber hinweg, dass der Tisch nebenan 25 Minuten unabgeräumt blieb. Die zwei Bedienungen im nicht ganz vollen Restaurant ließen sich davon jedenfalls nicht aus der Ruhe bringen.

Mit einem Ginseng Tee lässt sich die Durststrecke bis zum Hauptgericht ganz gut überstehen, und der „Sushi Mix Omoni“ entschädigt dann für alle Entbehrungen. Die mit köstlich krispem Krebsfleisch gefüllte, lachsummantelte „Kopenhagener Rolle“ lohnt den weitesten Weg, wie es in Anzeigen gelegentlich heißt. Zwei Personen erreichen mit dieser Sushiplatte den richtigen Sättigungsgrad, dazu schmeckt ein trockener Riesling oder Weißburgunder. Wenn es Austern hat, wie der Österreicher sagt, sollte man zugreifen. Sie sind im Omoni traditionell von ausgezeichneter Qualität. Auch toll: Kimchi. Reservieren ist ratsam.

 

Omoni

Kopenhagener Str. 14

10437 Berlin

Tel. 23 61 92 44

Geöffnet Di bis So von 17 bis 24 Uhr

Wertung: vier Maki-Rollen

 

 

Nazuna

Das gewöhnliche Hirtentäschel ist unscheinbar, entpuppt sich bei näherem Hinsehen aber als feine, widerstandsfähige und schöne Pflanze. So hilft das Kreuzblütengewächs beispielsweise gegen Appetitlosigkeit. Auf japanisch heißt das Hirtentäschel „Nazuna“, und den Betreibern des japanischen Delikatessenladens an der Danziger Straße ist das durch das Hirtentäschel verkörperte Prinzip des „Mehr Sein als Scheinen“ durchaus bewusst.

In den gekachelten Räumen einer ehemaligen Metzgerei bieten Spezialitäten-Köchin Tsuki Hasegawa und Pastry-Chef Sven Schumacher delikate japanische Gerichte und Süßigkeiten an. Die kann der Besucher durch die Glasscheibe der schlichten Holztheke begutachten. Das Mobiliar im Gastraum wirkt minimalistisch, die Tische sind so winzig wie beim Kindergeburtstag. Man sollte sich schon zwei zusammenschieben, wenn man nicht alleine isst. Es herrscht ein ruhige, angenehme Atmosphäre. Nur der stete Verkehr an der Danziger Straße murmelt hinein und verpatzt die asiatische Ruhe ein wenig.

Zum Ausgleich bedient Tsuki Hasegawa alle Gäste mit großer Freundlichkeit. Ihre Speisen halten da mit. Die getunte Miso-Suppe, eigentlich der bescheidene Starter vor dem Sushi-Gang, entfaltet mit Schwarzwurzelaromen Eigenständigkeit. Wer will, faltet sich dazu ein Reisbällchen (Onigiri) mit unterschiedlichen Füllungen, zum Beispiel Lachs. Die Spezialitäten sind für den Außer-Haus-Verkauf gedacht, dürfen aber auch gerne vor Ort verzehrt werden.

Die Bento-Box zum Beispiel, eine Komposition mit meist gedünstetem Fisch, Spinat, Reis mit getrocknetem Seetang und kleinem Nachtisch, überzeugt durch Frische und Ausgewogenheit. Damit keine Langeweile aufkommt, wechselt die Zusammenstellung der Box ständig. Auch japanische Traditionsgerichte wie Nirnane-Sojabohnen, Wakame-Seetang mit Sesam oder Hijiki-Algen tauchen gelegentlich in der Lunchbox auf. Dazu schmeckt ein Tee mit geröstetem Reis, den Tsuki gern auf Wunsch gratis nachfüllt.

Das Reich von Sven Schumacher, der sein Handwerk in Kyoto lernte, sind die süßen Kreationen bei Nazuna. Hierzu zählen Reiskuchen, Mango-Kokos-Kanten, Sesam-Kekse oder Erdbeer-Macha-Dessert.Aber auch Yuzu-Kuchen, Ingwerbaisers oder Ingwer-Rhabarbersüppchen. Ungewöhnlich, aber absolut köstlich der Cheese Cake mit Schwarzen Bohnen. Schuhmachers Naschwerk landet auch mal im Hotel Ritz Carlton. Wer ein paar Euro weniger dafür ausgeben will, geht ins Nazuna.

 

Nazuna

Danziger Str. 65

10435 Berlin

Tel. 68 07 50 43

Geöffnet Mo bis Sa von 12 bis 20 Uhr

Wertung: fünf Maki-Rollen

 

 

Sasaya

Allein die Vorspeisen, sie heißen im Sasaya „Spontanitäten“, sind ein Grund, dem besten Japaner in Prenzlauer Berg einen Besuch abzustatten. Spontan sollte das niemand wagen, denn „leider ausgebucht“ ist bei Sasaya schon Tradition. Wir saßen an einem Donnerstagabend an der Sushibar, und sahen in die enttäuschten Gesichter von zwei Holländern, die am Tresen für kommenden Samstag einen Tisch buchen wollten.

Was ist das Geheimnis? Am besten, man bestellt die stets wechselnden Spontanitäten. Einfach die Karte runter. Mangold-Salat – schlicht und ergreifend. Gegrillte Tintenfischchen in Tintenfischleber – ein Traum. Tafelspitz-Suppe – ungewohnt gut. Frittierte Hühnerleber – mir fehlen die Worte. Sushi – alles von erlesener Frische. Inside-Outs – winziger Reisrand, viel Content.

Das Sasaya bewegt sich damit in der Tradition der japanischen Izakaya-Küche, was soviel wie „Sake-Laden zum Sitzen“ bedeutet. Die Sake-Selektion des Sasaya beeindruckt wirklich. In Izakayas essen Japaner immer eine Kleinigkeit, wenn sie Alkohol trinken. Japanische Tapas sozusagen. Es steht auch niemand in japanischen Kneipen, man sitzt immer. Im Sasaya kann man auf den Tatamimatten sogar liegen und an den niedrigen Tischen speisen. Die Plätze am Fenster sind naturgemäß immer am schnellsten ausgebucht. Das frisch zubereitete Japan-Food schmeckt aber auch an der Bar. Immer gern dabei ist die im zünfitgen Holzkasten servierte Makrele, der köstliche Schweinebauch oder der gegrillte Tintenfisch.

Das Sasaya soll mal eine Schwächephase gehabt haben, aber davon ist nichts zu spüren. Stand es tatsächlich mal auf der Restaurant-Negativliste des Bezirks Pankow? Vergeben und vergessen. Angesichts der vielen Japaner im Gastraum gilt hier wohl mal der alte Langeweiler-Spruch aus dem Urlaub: Wo Einheimische essen, muss es ja gut sein. Ist es. Wenn es überhaupt was zu meckern gibt: die Crème brûlée mit Kokos war früher mal besser.

 

Sasaya

Lychener Str. 50

10437 Berlin

Telefon: 44 71 77 21

Geöffnet Do bis Di von 12 bis 15 und

von 18 bis 22.30 Uhr

Wertung: fünf Maki-Rollen

 

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