Gastronomen zahlen für gutes Fleisch doppelt

von Kristin Freyer 10. Februar 2012

Ob wo „Neuland-Fleisch“ draufsteht auch Neuland-Fleisch drin ist, das wird nun kontrolliert. Für die Gastronomen wird das teuer.

Für gutes Fleisch muss man zahlen. Dieser Tatsache müssen nun auch die Berliner Gastronomen, die ihr Neuland-Fleisch beziehen, ins Auge sehen. Der Verein ist für besonders artgerechte und umweltschonende Tierhaltung bekannt. Gastronomen, die Wert auf die Herkunft ihres Fleisches legen, nutzen dessen Logo gern, um ernährungsbewusste Kunden anzulocken. Bisher konnte jeder Restaurantbesitzer das Logo in sein Fenster kleben – ob wirklich Neuland auf den Tellern landete, wurde nicht kontrolliert. Um diesem Missbrauch vorzubeugen, hat Neuland in Berlin bereits im Herbst 2009 Kontrollen eingeführt. Dies beinhaltet eine Überprüfung des Fleisches, für die die Restaurantbesitzer zahlen müssen. Das sorgt jetzt für Ärger.

Bis 2010 mussten sich nur Fleischereien, die verpflichtend Mitglied im Verein sein müssen, regelmäßiger Kontrollen unterziehen und dafür eine Gebühr an Neuland zahlen. Doch inzwischen trifft es auch die Gastronomie. „Die Kontrollgebühren belaufen sich auf 200 Euro netto im Jahr“, sagt Judith Hochberger vom Neuland Büro Berlin. Nur wer diesen Betrag zahle und Kontrollen zuließe, dürfe das Logo des Vereins auch in seinem Restaurant oder Imbiss nutzen, so Hochberger. Zudem gebe es ein Kontrollzertifikat, wenn die Gastronomen eine unangekündigte Überprüfung bestanden hätten. Diese werde einmal im Jahr von unabhängigen Kontrolleuren durchgeführt und könne von den zu zahlenden Gebühren vollständig gedeckt werden. Die Zertifikate seien dann ein Jahr gültig, sagt Hochberger. Sollten die Restaurants die Kontrolle hingegen nicht bestehen, „werden sie aufgefordert, das Logo zu entfernen und aus der offiziellen Liste im Internet gelöscht.“

 

Nur drei offizielle Neuland-Restaurants in Prenzlauer Berg

 

Das neue Kontrollsystem wurde eingeführt, um den Verbrauchern zu garantieren, dass das Fleisch, das sie kaufen, auch wirklich von artgerecht gehaltenen Tieren stammt. „Wenn ein Restaurant über ein Neuland-Logo als auch über ein Kontrollzertifikat verfügt, können Sie sicher sein, dass das ausgewiesene Gericht auch wirklich mit Neuland-Fleisch zubereitet wurde“, so Hochberger. Nach Angaben des Vereins gibt es derzeit in Prenzlauer Berg drei zertifizierte Restaurants und Imbisse. Diese Gastronomiebetriebe besitzen sowohl das Neuland-Logo als auch das Zertifikat, das sie nach bestandener Kontrolle bekommen haben. Hinzu kommen weitere Gaststätten, die nach eigenen Angaben Neuland-Fleisch verarbeiten, aber kein Logo und Zertifikat besitzen. „Dort werden keine Kontrollen durchgeführt und wir können auch nicht sagen, ob dort auch wirklich Neuland-Fleisch angeboten wird“, sagt Hochberger.

Sylke Utler, Inhaberin des Suppen Cult in der Prenzlauer Allee, hält nicht viel von der neuen Gebühr. „Kontrolle über gutes Fleisch finde ich sehr positiv, aber warum soll ich das bezahlen?“, so Utler. Inzwischen habe sie die Neuland-Werbung in ihrem Laden abgemacht und schreibe nur noch, dass sie das Fleisch des Vereins verwende. „Ob das weiterhin geht, weiß ich nicht. Es war für die letzte Zeit aber so mit Neuland abgesprochen“, sagt Utler. Nach Angaben von Hochberger überprüft Neuland derzeit, wie der Verein mit der unerlaubten Nutzung der Marke Neuland umgehen könne.

 

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