EIne Bürgerinitiative in der Klischee-Falle

von Juliane Schader 8. Dezember 2011

Sie wollen mehr Platz für Kinder statt Autos und ernten nur Schwaben-Häme: Die Bürgerinitiative Gethsemaneplatz. Aufgeben kommt trotz der Kritik aber nicht in Frage.

Man kann es wohl einen gepflegten Shitstorm nennen, was da in den vergangenen Monaten auf die Bürgerinitiative Gethsemaneplatz niederging. Deren Ansinnen ist recht einfach zusammenzufassen: Sie wünschen sich, dass die Gethsemanestraße hinter der gleichnamigen Kirche zumindest zeitweise von Autos befreit und als Stadtplatz nutzbar gemacht wird. Um Mitstreiter für dieses Ziel zu finden, haben sie die Anwohner angeschrieben, eine Internetseite gebaut, in der BVV vorgesprochen. Und dann doch nichts als Spott und Häme geerntet.

„Ich hatte mich auf eine Konfrontation mit den Autofahrern eingestellt“, sagt Cornelia Dittrich, Gründerin der Initiative. Schließlich sei die geschwungene Gethsemanestraße ein beliebter Parkplatz. Statt dessen habe man ihnen eine Gentrifizierungsdebatte übergestülpt, garniert mit Ost-West-Konflikt. „Dabei gibt es bei uns durchaus auch Mitstreiter aus dem Osten Deutschlands – nur spielt es bei uns eigentlich keine Rolle, wer woher kommt und seit wann hier wohnt.“

 

Ein Opfer des generellen Prenzlauer-Berger-Bashings

 

Doch der Wunsch der Bürgerinitiative nach einer Verkehrsberuhigung war einfach zu verlockend für alle, die auch noch mal was zum groß im Trend liegenden Prenzlauer-Berg-Bashing beitragen wollten: Wer Ruhe wünsche, solle in die provinzielle Heimat zurückkehren, hieß es, und auch Autos bräuchten nun mal einen Platz, an dem man sie nachts abstellen könne, nicht nur Kinderwagen. In der Berliner Zeitung kumulierte sich das ganze sogar zur Pauschalbeschimpfung als „Arschgesichter“. „Dabei wollen wir doch nur eine Straße, die nur zur Parkplatzsuche durchfahren wird, für die Anwohner erschließen“, meint Dittrich.

Ins Bockshorn jagen lässt sich die Initiative durch die Diskussion jedoch nicht. „Wir setzen uns weiterhin dafür ein, dass in der Straße tagsüber Parkverbot gilt“, sagt Dittrich. Nachts könnten dort auch in Zukunft Autos parken. So werde der Sorge einiger Anwohner Rechnung getragen, die fürchten, der große Stadtplatz könnte in lauen Sommernächten zur Partymeile werden. „Es gab schon einmal ein temporäres Parkverbot für die Müllabfuhr. Die Idee wäre also umsetzbar, benötigt würden nur ein paar Schilder.“ Derzeit befasst sich das Bezirksamt mit dem Thema.



 

 

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