Agenten im Auftrag der Kultur

von Juliane Schader 23. November 2011

Wenn man Schüler für Kultur interessieren möchte, dann kann ein cooler Name nicht schaden: Kulturagenten sollen etwa an der Humboldt-Gemeinschaftsschule Kultur auf den Lehrplan bringen.

Einen Jugendlichen für den Besuch eines klassischen Dramas zu begeistern ist in etwa so einfach, wie Kinder vor den gesunden Aspekten von Spinat zu überzeugen: quasi unmöglich. Nicht viel besser läuft es, wenn man mit Kindern eine Expressionisten-Ausstellung besuchen will: Bunte Bilder, die man nicht selbst gemalt hat? Völlig uninteressant! Kunst und Kultur, das ist etwas für alte Leute, junge spielen lieber Playstation.

Zumindest bisher. Denn seit diesem Schuljahr gibt es in Berlin die Kulturagenten, die daran etwas ändern sollen. An 30 Schulen der Stadt sind die gelernten Künstler und Kulturwissenschaftler unterwegs, um Schülern einen Zugang zu Kunst und Kultur zu verschaffen und gleichzeitig die Schulen mit den städtischen Kultureinrichtungen besser zu vernetzen. In Prenzlauer Berg ist die Wilhelm-von-Humboldt-Gemeinschaftsschule an dem auf vier Jahre angelegten Projekt beteiligt. Ihre Kulturagentin heißt Mona Jas, ist Meisterschülerin der Universität der Künste und hat bereits vorher Kunstprojekte mit Kindern begleitet.

 

Nur bei guter Vorbereitung wird ein Museum für Kinder spannend

 

„Wenn man Schüler für Kultur begeistern will, muss man sie entsprechend in die Lebenswelt von Kindern einbetten“, sagt sie. Ginge es am Wandertag der Schule einfach mal kurz ins Museum, sei das oft langweilig und damit abschreckend. Bei entsprechender Vorbereitung könne man Kinder aber richtig mitreißen. 

„An der Humboldt-Schule haben wir ausgehend von den drei Häusern der Schule Arbeitsgruppen gebildet“, erzählt Jas. „Wald und Wiese“, „Universum“ und „Geschichten“ heißen die drei Gebäudekomplexe, in denen die einzelnen Lerngruppen untergebracht sind. Eine klassische Aufteilung in Klassen gibt es an der Gemeinschaftsschule nicht.

„Die Schüler des Haus ,Geschichten‘ wollen sich etwa mit dem Thema Schule früher beschäftigen“, erklärt die Kulturagentin. Die Idee sei, nicht nur ein Schulmuseum zu besuchen, sondern auch selbst eine Ausstellung im eigenen Haus auf die Beine zu stellen. Im Haus „Wald und Wiese“ dagegen wolle man sich damit auseinandersetzten, wie eigentlich Künstler forschten. Die Berliner Künstlerin Ulrike Mohr solle etwa als Gast über ihre Arbeitsweise erzählen. Sie untersucht mit wissenschaftlichen Methoden den öffentlichen Raum und lässt daraus ihre Kunstwerke entstehen.

 

Vor lauter Projektarbeit dürfen die Kernfächer nicht vergessen werden

 

„Die Schule hat einen künstlerisch-musischen Schwerpunkt; der Mittwoch ist als Projekttag gesetzt“, so Jas. So sei es nicht schwer gewesen, Platz für die Kulturagenten-Arbeit im Stundenplan zu schaffen. „Natürlich bedarf es eines gewissen Fingerspitzengefühls, um den Schulablauf nicht zu stören.“ Vor lauter Projektarbeit dürfe schließlich nicht versäumt werden, dass die Kinder auch Mathe und Englisch lernen müssten. Doch die Zusammenarbeit mit den Lehrern klappe sehr gut, meint Jas. Eine entsprechende Anfrage bei der Humboldt-Schule blieb bislang leider unbeantwortet.

Vier Jahre lang läuft das Modellprojekt der Kulturagenten, die außer in Berlin auch in Baden-Württemberg, Hamburg, Nordrhein-Westfalen und Thüringen aktiv sind. 22,8 Millionen Euro haben die Kulturstiftung des Bundes, die Stiftung Mercator sowie die beteiligten Bundesländer dafür locker gemacht. „Derzeit wird die Humboldt-Schule saniert“, erzählt Jas. Ihr Ziel sei es, dass während ihres Engagements als Kulturagentin dort Kunstwerke geschaffen würden, die in der Schule bleiben und diese auch von innen verschönern würden.

 

 

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