Der ehemalige Güterbahnhof an der Greifswalder Straße steht zum Verkauf. Auf der Fläche könnte eine neue Schule entstehen oder sie könnte den Thälmann-Park vergrößern.
Der Güterbahnhof an der S-Bahn-Station Greifswalder Straße ist ein verkehrsreicher Ort. Mit dort umgeschlagenen Gütern allerdings hat das alles wenig zu tun – auf dem 1875 eröffneten Bahnhof verkehren längst keine Güterzüge mehr, seit zu Wendezeiten die Industrie in der Umgebung wegbrach. Im Juli dieses Jahres machte es die Bahn offiziell: Sie braucht den Güterbahnhof nicht mehr, auf Grundlage des Allgemeinen Eisenbahngesetzes kann er veräußert werden. Nun wird sich im Bezirksamt Pankow die Frage gestellt, wie weiter? Und langsam zeichnet sich eine Antwort ab.
Am nächsten Mittwoch – in der letzten Versammlung der Bezirksverordneten der aktuellen Legislaturperiode – wollen Abgeordnete von SPD, Grünen und Linken das Bezirksamt dazu drängen, Möglichkeiten zum Erwerb des Geländes zu prüfen. Dies biete, heißt es in dem Beschlussantrag, „dem Bezirksamt die Chance, potenzielle künftige Bedarfe insbesondere für Schule beziehungsweise Sport und Umwelt und Natur anzumelden“.
Die Angst vor dem Discounter
Eine betont schwammige Formulierung, die möglichst viele Nutzungsmöglichkeiten offen halten soll. Favorisiert wird aber offenbar, dass der Bezirk das Gelände kauft, um dort später Platz für eine eventuell nötig werdende Grundschule oder eine Verlängerung des angrenzenden Parks zu schaffen. So hieß es noch im ersten Antrag, der Anfang September von den Grünen auf den Weg gebracht wurde, dass die Fläche als „Erweiterungsfläche für die Grundschule am Planetarium oder als Erweiterungsfläche für den Ernst-Thälmann-Park“ in Frage komme. In dem späteren Antrag, dem sich Linke und SPD anschlossen, ist davon allerdings nicht mehr die Rede.
Der Bezirksverordnete Cornelius Bechtler (Grüne) ist einer der ersten Unterzeichner des Antrags. Genau wie andere Mitinitiatoren macht er deutlich, dass es ihm vor allem darum geht, sich am Güterbahnhof eine „Option zu sichern“. Oder besser gesagt zu verhindern, dass auf der Fläche westlich der Greifswalder Straße und südlich der S-Bahn-Gleise ein neuer Supermarkt oder Ähnliches entsteht und damit eine der letzten freien Flächen im Kiez verbaut würde.
Logistikcenter war eine Option
„Wir müssen uns am Güterbahnhof Handlungsspielraum lassen“, so Bechtler. Das Bezirksamt sei jetzt gefordert, aufzuzeigen, was für den Kiez nötig sei – und vor allem bezahlbar. Eine Wohnbebauung allerdings schließt Bechtler aus. Die SPD-Verordnete Sabine Röhrbein erklärt, dass es zwar erste Ideen gebe, es jetzt aber erst mal darum gehe, dass sich die Verwaltung „nichts durch die Lappen gehen lässt“.
Nach Informationen der Redaktion ist der Bezirk jedenfalls nicht die einzige Partei, die sich für einen Kauf des Geländes interessiert. So berichtete ein Mann, der bereits in Verkaufsgespräche mit der Bahn involviert war, dass es in der Vergangenheit schon einige Interessenten gegeben habe: Mehrere Betreiber von Supermärkten seien ihm bekannt und auch von einem „großen Logistikcenter“ sei einmal die Rede gewesen. Allerdings habe, so wisse er, das Bezirksamt in diesen Fällen signalisiert, dass es eine Bebauung nicht genehmigen werde, das Logistikzentrum allein schon wegen des zu befürchtenden Vekehrsaufkommens.
In der Verordnetenversammlung soll die Verwaltung nun erstmal über die Möglichkeiten berichten, die sie am Güterbahnhof sieht. Jetzt schon etwa über eine mögliche Nutzung als Schule zu spekulieren, sei viel zu früh, meint Schulstadträtin Lioba Zürn-Kasztantowicz (SPD). Selbst wenn dort Bedarf für eine Schule angemeldet würde, sei das Ganze ein langfristiges Projekt, bei dem erst der Flächenkauf realisiert und die notwendigen Investitionsmittel für Baumaßnahmen vom Land bereitgestellt werden müssten. „In welchem Zeiträumen da zu denken ist, wird am Beispiel des Rangierbahnhofs Pankow deutlich, wo die dort von mir ersehnte Schule frühestens zur Investionsplanung 2016 angemeldet werden könnte.“