Chaos am Kollwitzplatz. Und ein teilnahmsloser Ordnungshüter. Dieses Szenario beschreiben wütende Zeugen.
Das Restaurant Istoria am Kollwitzplatz wirbt vor allem mit italienischen Spezialitäten. Aber auch das Brunch-Angebot ist ganz gut, findet Adrian Klahn, der in den Räumlichkeiten deswegen häufiger am Wochenende anzutreffen ist. Auch diesen Samstag war es wieder so weit, Klahn kam zum Brunch mit ein paar Freunden. Doch was er dieses Mal serviert bekam, war gar nicht nach seinem Geschmack.
Ein Mann, Klahn schätzt ihn um die 50, kräftig, mit Jackett und Hut, „und eigentlich nicht gewaltbereit wirkend“, betritt das Lokal, kurz nachdem Klahn und seine Begleiter sich gesetzt haben. Es dauerte nur wenige Sekunden, bis der Mann mit Geschrei auf die Gäste zulief und schließlich wahllos um sich schlug. Schnell reagierten einige Gäste und gingen dazwischen, doch der Mann hatte schon ein neues Opfer gefunden, das sich aber entsprechend zu wehren wusste. Nach wenige chaotischen Minuten hat sich eine gemütliche Vormittagsszene in eine undurchsichtige Schlägerei verwandelt, berichtet Klahn. „Schließlich haben sich Gäste und Mitarbeiter auf den Mann gestürzt, es war aber immer noch ein riesiges Durcheinander.“
Nur einen habe das alles nicht interessiert.
Vor der Tür des Restaurants nämlich darf man nur eingeschränkt parken, was einen Mitarbeiter des Ordnungsamts zu eifriger Dienstausführung verleitete, so Klahn. Er verteilte Knöllchen. Auf den Hinweis Klahns und anderer Gäste hin, dass ein Anruf bei der Polizei vom städtischen Mitarbeiter sinnvoll wäre, habe der Mann nicht reagiert, einzig mit der Auskunft, dass das nicht in sein Aufgabengebiet falle. Auch die aufgeschreckten und schreienden Kinder und das Handgemenge im Lokal hätten ihn nicht weiter gestört. Erst als Klahn und ein paar Freunde den Gewalttäter gemeinsam auf ein Möbelstück pressten und so ruhig stellten, habe der Mann vom Ordnungsamt sich endlich bereit erklärt, die Polizei zu holen. Diese habe dann den Gewalttäter sofort in Handschellen abgeführt.
Ordnungsamt widerspricht dem Vorwurf
„Es ist ja in Ordnung, wenn ein Ordnungshüter Angst vor solch einer Situation hat und deswegen nicht eingreift – aber er hätte wenigstens die Polizei holen können“, sagt Klahn. „Wenn die Stadt schon immer mit Antigewaltprogrammen wirbt, dann muss sie ihre Mitarbeiter auch entsprechend schulen.“ Auch der Besitzer des Restaurants bestätigte die Auskunft Klahns.
Laut Pankower Ordnungsamt allerdings stellt sich die Situation allerdings anders dar. So recherchierte der für öffentliche Ordnung zuständige Stadtrat Jens-Holger Kirchner (Grüne) auf Anfrage von Prenzlauer Berg Nachrichten den Vorfall – und demnach haben seine Angestellten unverzüglich reagiert. So hätten sie nach eigener Auskunft schnellstmöglich die Polizei gerufen und außerdem dafür gesorgt, dass ein zufällig vorbeifahrender Streifenwagen anhält. Schließlich, so Kirchner, konnten damit sechs Polizisten die Situation im Lokal schnell klären. Kirchner wies außerdem daraufhin, dass Angestellte des Ordnungsamt nicht befugt sind, selbst in solchen Situationen einzugreifen.