Zweimal ist die Sanierung des Stadtbads Oderberger Straße schon gescheitert, nun will die GLS Sprachschule sich daran versuchen. Ein Interview mit GLS-Gründerin Barbara Jaeschke.
Noch fehlen die Entscheidung der BVV und die endgültige Zusage der Stiftung Denkmalschutz Berlin, doch die Zeichen stehen schon jetzt eindeutig auf den Verkauf des Stadtbads an die GLS Sprachschule. Ein Grund, mal bei Schulleiterin Barbara Jaeschke nachzufragen, welche Pläne Sie denn für die ehemalige Volksbadeanstalt hat, und wie das eigentlich war damals mit der Gustave-Eiffel-Oberschule.
Wie kamen Sie in die Kastanienallee?
Die GLS gibt es seit 28 Jahren, zunächst an verschiedenen Standorten, an denen wir jedoch nur Lehrräume angeboten haben. Irgendwann kam dann die Idee eines Campus auf, auf dem die Schüler auch wohnen und ihre Freizeit verbringen können. Wichtig war uns dabei ein Standort in Zentrumsnähe, und so sind wir auf das damals gerade abzuwickelnde Gebäude der Gustave-Eiffel-Oberschule in der Kastanienallee gekommen. Bis wir den Zuschlag bekommen haben, hat es zwar einige Mühen gekostet – es herrschte wohl Sorge, dass mit uns Turbo-Kapitalisten in den Kiez zögen. Diese Bedenken konnten wir aber aus dem Weg räumen, und so haben wir das Objekt vor fünf Jahren kaufen und dann sanieren können.
Wie sind Sie auf das Stadtbad aufmerksam geworden?
Wir bieten jetzt schon in der Kastanienallee 50 Hotelzimmer an, die zu 95 Prozent ausgelastet sind. Hier haben wir noch Bedarf. Und das Stadtbad ist unsere natürliche vierte Seite, die ich jeden Tag von meinem Bürofenster aus sehe – unser GLS Campus grenzt direkt an das Gelände. Früher gab es von der Schule zwei Durchgänge direkt zum Bad; einen für Jungs, einen für Mädchen. Auch in der Gestaltung gibt es Parallelen, etwa bei den Treppengeländern: Diese sind im Bad mit Fischen, bei uns mit Vögeln verziert. Der Kauf des Stadtbads wird daraus für uns nur folgerichtig.
Was sind Ihre Pläne?
Wir wollen 70 neue Hotelzimmer mit vier-Sterne-Standard und 10 Veranstaltungsräume im Gebäude des Bades schaffen und auch Gastronomie dort anbieten. Zudem soll die Schwimmhalle wiedereröffnet werden und neben unseren Schülern auch der Öffentlichkeit zugänglich sein. Ich stelle mir dabei mehr ein Bad als Sportstätte denn ein Spa vor.
Was wird sich mit der Sanierung des Bades verändern? Wie soll es sich in Zukunft in seine Umgebung und den Bezirk einfügen?
So viel wird sich nicht verändern, da wir schon jetzt die Schüler, für die wir keinen Platz auf dem Campus haben, in der Umgebung unterbringen. Und während unsere Schüler ausschwärmen in den Bezirk, kommen die Prenzlauer Berger bei uns ins Restaurant zum Essen und in Zukunft dann auch zum Schwimmen ins Bad. Diese Vernetzung ist mir wichtig; ich will schließlich kein Ghetto für Sprachschüler schaffen, sondern einen Treffpunkt.
Die Sanierung des Bades ist ein großes Projekt, an dem vor Ihnen schon die Genossenschaft Stadtbad Oderberger Straße und die Stiftung Denkmalschutz Berlin gescheitert sind. Was machen Sie anders?
Wir haben große Synergieeffekte mit unserem Gebäude in der Kastanienallee. Ob Büroräume oder Gastronomie, wir haben das alles schon, sodass im Bad mehr Platz für Hotelzimmer bleibt. Dazu kommt unsere Erfahrung mit dem Umbau der Kastanienallee – unser Campus ist mit 9000 Quadratmetern doppelt so groß wie die Gebäude des Stadtbads. Im Gegensatz zu Genossenschaft und Stiftung bauen wir bei unserer Finanzierung auch nicht auf Fördermittel, die man uns später wieder streichen könnte. Außerdem haben wir unsere Kunden für die Unterkünfte schon in der Warteschleife, wir brauchen da nicht von Null anzufangen.
Das Bad steht unter Denkmalschutz. Was bedeutet das für Ihre Baumaßnahmen?
Durch den Denkmalschutz gibt es sehr viele Auflagen, vom Erhalt der Fassade und der Fenster bis zu dem von zwei der alten Wannenbäder. Ich denke, das lässt sich alles arrangieren, zumal unsere Pläne den Erhalt der Baustruktur vorsehen. Ein Streitpunkt ist bislang noch die Tatsache, dass wir mehr Fenster im Dach brauchen, was einer Veränderung der Außenhaut entspricht. Aber ich bin guter Dinge, dass wir zusammen mit den Behörden eine Lösung finden werden; die Untere Denkmalschutzbehörde ist da mittlerweile sehr realistisch. Wenn wir den Zuschlag bekommen, legen wir sofort los. Wir rechnen mit einer Bauzeit von drei Jahren.
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