Wie tanzt man Schubladen? Was heißt „to pigeonhole someone“ auf Deutsch? Und wer ist Johan von Riepenbreuch? Fragen über Fragen. Die Antworten stehen in unseren Kulturtipps.
Für tanzbegeisterte Menschen mit schwäbischen Genen und/oder schmalem Geldbeutel ist diese Woche eine gute Woche. Für die beiden aktuellen Premieren im Dock 11 gibt es nämlich ein günstiges 15-Euro-Kombi-Ticket, dessen Anschaffung sich nicht nur des Geldes wegen lohnen dürfte. Immerhin kann man dafür in „Roof“ (am 6. und 7. Oktober) und „Pickled & Pigeonhole“ (am 8. und 9. Oktober) gleich drei viel versprechende Choreographen der jüngeren Berliner Tanzszene auf einmal kennenlernen.
Zum Beispiel die aus Istanbul stammende Leyla Postalcioglu, die bislang unter anderem mit Pina Bausch, Kuo Chu Wu und Johannes Wieland arbeitete. Für „Roof“ erarbeitete sie zusammen mit Benjamin Block eine Choreographie über das Scheitern als Paar – mit einer sehr eindrucksvollen Cha-Cha-Cha-Einlage. Wie es ist, wenn ein Er und eine Sie gemeinsam unter einem Dach leben (beziehungsweise tanzen), kann man sich vorab schon mal auf dem Trailer ansehen. Chris Scherer und Katharina Maschenka Horn befassen sich dann in „Pickled & Pigeonhole“ mit dem Zustandekommen und der Beschaffenheit dessen, was man so „Charakter“ nennt, oder auch „Identität“. In Scherers „Pickled“ liegt der Schwerpunkt eher auf dem Haltbarmachen von Erinnerungen, während sich die freischaffende Choreographin und Tänzerin Katharina Maschenka Horn in „Pigeonhole“ mit dem englischen Begriff „to pigeonhole someone“ auseinander setzt. Das heißt auf Deutsch „Jemanden einordnen, jemanden in eine Schublade stecken“ und ist bekanntlich ein alltäglicher Vorgang in menschlichen Gehirnen – die vielen Sinneseindrücke, die tagtäglich auf uns einprasseln, wollen halt sortiert sein. Andererseits passt natürlich kein Mensch in eine einzige Schublade. Katharina Maschenka Horn tanzt deshalb quasi alle Schubladen auf einmal. Wie das aussieht? Hier ein Trailer.
„Roof“, am 6. und 7. Oktober;„Pigeonhole & Pickled“, am 8. und 9. Oktober. Die Vorstellungen beginnen jeweils um 20.30 Uhr im Dock 11, Kastanienallee 79. Karten für eine Vorstellungen kosten 10/8 Euro, für beide Abende 15 Euro, und sind unter tickets@dock11-berlin.de erhältlich. Weitere Infos: www.dock11-berlin.de
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Wer, bitteschön, war Johan von Riepenbreuch? Bevor er im Jahre 1899 unter mysteriösen Umständen verschwand, schrieb er ein Buch namens „Die Guten, die Bösen und die Toten“, es erschien 2010 im Prenzlauer Berger Verlag „Das Wilde Dutzend“ und war der allererste Titel des im gleichen Jahr gegründeten Verlages. Um die Frage, wer der besagte Herr von Riepenbreuch eigentlich war – von dem ansonsten nur wenig bekannt ist –, drehen sich seither verschiedenste Verlagsaktivitäten.
Nun sollte man dazu vielleicht wissen, dass es sich bei „Das Wilde Dutzend“ um einen Verlag für Schräges handelt; um ein Haus, das sich explizit der Pflege rätselhafter Geschichten und Illustrationen verschrieben hat und das vergangenen Samstag auch ein Ladengeschäft in der Hagenauer Straße 2 eröffnete. Hier sollen in den kommenden Monaten diverse Veranstaltungen der Enträtselung des von Riepenbreuchschen Lebens und Wirkens gewidmet sein. Daneben gibt es aber natürlich auch andere Geheimnisse der Literatur- und Kulturgeschichte zu lüften – beziehungsweise in Buchform zu kaufen.
Verlagsladen „Das wilde Dutzend“, Hagenauer Straße 2, geöffnet samstags von 11 bis 18 Uhr (außer am 22. Oktober und 19. November). Informationen zu den nächsten Veranstaltungen zeitnah unter www.das-wilde-dutzend.de