Kinderschutz-Hotline: In 3/4 der Fälle besteht akute Gefahr

von Ute Zauft 21. September 2011

Entscheidend für den Kinderschutz ist ein dicht geknüpftes Hilfenetz. Pankow hat mit einer Hotline gute Erfahrungen gemacht.

„Für schnelle Hilfe ist es wichtig, dass die unterschiedlichen Stellen gut zusammenarbeiten“, betont Simone Matthe vom Jugendamt Weißensee, eines von drei zuständigen Jugendämtern im Bezirk. Bereits seit 2007 ist deswegen eine Kooperationsvereinbarung zwischen Jugend- und Gesundheitsamt in Kraft. Anfang September haben die zuständigen Stadträtinnen diese erneuert.

Kern der Zusammenarbeit ist die bezirkliche Hotline Kinderschutz: Wochentags von 8 bis 18 Uhr ist unter dieser Telefonnummer (030/90295 5555) immer ein Mitarbeiter des Jugendamtes erreichbar. Hier können sich all diejenigen melden, die sich um das Wohl eines Kindes in ihrer Umgebung sorgen. „Bei uns melden sich Schulen, Kitas, Nachbarn, aber auch Familienmitglieder“, so Simone Matthe, die die Hotline mitkoordiniert. Ein Sozialarbeiter vom Krisendienst oder vom sozialpädagogischen Dienst nimmt die Anrufe entgegen, fragt die Gefahrensituation ab und erfasst die Daten des Anrufers, der allerdings auch anonym bleiben kann.

 

Schnelles Einreifen bei akuter Gefahr

 

Im nächsten Schritt greift die Kooperation mit dem Gesundheitsamt. „Parallel hat immer ein zweiter Kollege aus dem Jugend- oder eben aus dem Gesundheitsamt Bereitschaft“, erklärt Matthe. Gemeinsam versuchen die Kinderschützer einzuschätzen, ob akute Gefahr und direkter Handlungsbedarf besteht. „Wir hatten einen Fall, da hatte sich ein Kind in einer Freizeiteinrichtung offenbart: Es werde zu Hause geschlagen. Wir sind sofort in die Einrichtung gefahren, haben mit dem Kind gesprochen und sind dann gemeinsam in die Familie aufgebrochen.“ Bei Kleinkindern unter drei Jahren nehme das Jugendamt grundsätzlich mit dem Kinder- und Jugendgesundheitsdienst im Gesundheitsamt Kontakt auf, so Matthe. Denn diese hätten den besten Überblick: Sie registrieren alle Geburten im Bezirk und nehmen zu jeder Familie mit einem Neugeborenen Kontakt auf.

Im ersten Halbjahr 2011 kamen über die Hotline des Bezirks 136 Meldungen, in denen sich Aufmerksame Sorgen um das Wohl von Kindern und Jugendlichen machten. Davon erforderten 102 Meldungen (75 Prozent) ein sofortiges Handeln. 30 Prozent der Meldungen betrafen Kinder unter drei Jahren, 21 Prozent im Alter von 13 bis 18 Jahren. In den Fällen, in denen nach Einschätzung der Sozialarbeiter keine akute Gefahr besteht, ist das Vorgehen zurückhaltender: Der jeweils zuständige Sozialarbeiter nimmt Kontakt zur Familie auf und lädt sie per Post zum Gespräch ins Jugendamt ein.

 

Viele gemeldete Fälle bereits bekannt

 

Auffallend sei, dass mindestens die Hälfte der Fälle, über die Hotline-Anrufer berichteten, bereits im Jugendamt bekannt seien, so Sozialarbeiterin Matthe. „Dann greifen wir auf das bereits bestehende Hilfenetz zurück, aktivieren die betreuenden Sozialarbeiter und zum Beispiel mögliche Helfer in der Kita.“ Anfang September haben Jugendstadträtin Christine Keil (Die Linke) und Lioba Zürn-Kastantowicz (SPD), zuständige Stadträtin für Gesundheit, die seit 2007 bestehenden Kooperation erneuert. „Ziel ist es, dass kein Kind zwischen den Zuständigkeiten von Jugend- und Gesundheitsamt verloren geht“, so Stadträtin Keil. Neu sei zudem, dass in Zukunft auch der Kinder- und Jugendpsychiatrische Dienst des Bezirksamtes sowie Krankenhäuser und andere medizinische Einrichtungen in des Netzwerk Kinderschutz einbezogen werden.

Die Pankower Hotline Kinderschutz ist wochentags von 8 bis 18 Uhr unter 030/90295 5555 zu erreichen.


Das könnte Dich auch interessieren

Hinterlasse einen Kommentar