Zwei mal Zwei ins Abgeordnetenhaus

von Juliane Schader 19. September 2011

Der Süd-Westen des Prenzlauer Bergs schickt zwei Direktkandidaten der Grünen ins Abgeordnetenhaus, der Nord-Osten wählt SPD. Linke verlieren überall, Piraten auch bei den Erststimmen stark.

Der Prenzlauer Berg bleibt zweigeteilt – zumindest, was die Parteizugehörigkeit der Direktkandidaten angeht, die gestern mit der Erststimme ins Abgeordnetenhaus geschickt werden konnten. Die beiden Wahlkreise im Süd-Westen des Ortsteils wählen Grün, die beiden im Nord-Osten SPD-Rot. Das war vor fünf Jahren schon so, und der gestrige Abend hat das bestätigt. Die beiden Grünen-Kandidaten Andreas Otto und Volker Ratzmann konnten somit jeweils ihr Mandat verteidigen. Sie SPD sendet mit Clara West und Nikolaus Karsten zwei neue Gesichter in die Landespolitik.

In der genauen Analyse zeigt sich, dass in den beiden Grünen-Wahlkreisen nur für zwei Parteien große Veränderungen zur Wahl 2006 zu beobachten sind: Die Linke verliert um etwa 6 Prozent, dafür rücken die Piraten mit durchschnittlich 12 Prozent nach. SPD, Grüne und CDU bleiben in etwa auf dem gleichen Niveau. Damit bewahrheitet sich die Vermutung, dass es die Linken immer schwerer haben im gentrifizierten Teil des Prenzlauer Bergs zwischen Bezirksgrenze, Greifswalder Straße und S-Bahnring bis hoch zur Esplanade. Dem Klischee entsprechend wählt man zwischen Kollwitzplatz und Skandinavischem Viertel lieber Grün. Selbst in den drei an die Kastanienallee angrenzenden Stimmbezirken liegt der Grünen-Kandidat Volker Ratzmann mit 31,3 Prozent vor seinem SPD-Herausforderer Severin Höhmann mit 28,9 Prozent. Zudem ist man dort übermäßig politisch interessiert: Mit gut 65 Prozent liegt die Wahlbeteiligung in den beiden Wahlkreisen 5 Prozent über dem Berliner Durchschnitt.

 

Fortschreitende Gentrifizierung vertreibt Linken die Wähler

 

Etwas anders sieht es in den Wahlkreisen 7 und 9 mit einer dem Durchschnitt entsprechenden Wahlbeteiligung aus, wo SPD-Kandidaten das Rennen machten. Zwar gelang es ihnen, die Stimmen mit 31,1 bzw. 33,2 Prozent in etwa auf dem Niveau zu halten wie vor fünf Jahren. Dafür legten die Grünen um jeweils ca. 5 Prozent zu, während die Linken in Wahlkreis 7 rund um den Humannkiez, die Ostsee-/Grellstraße und Süd-Weißensee 8,1, in Wahlkreis 9 zwischen Bötzowviertel, Volkspark Prenzlauer Berg und dem Kiez um den Alten Schlachthof 6,6 Prozent einbüßten. Hier zeigt sich, dass sich auch im Nordosten des Prenzlauer Bergs die Bevölkerungsstruktur zunehmend verändert.

Die CDU-Kandidaten konnten für ihre Partei gegenüber der letzten Wahl kleine Zugewinne erreichen und kamen auf 11,6 bzw. 11,9 Prozent. Die Piraten als Neueinsteiger schafften es wie auch in den anderen Wahlkreisen des Prenzlauer Bergs auf über 10 Prozent.

Die große Überraschung ist damit ausgeblieben. Der SPD hat es weder geschadet, mit Clara West und Nikolaus Karsten auf Nachwuchs aus dem Bezirk zu setzen, noch konnte Severin Höhmann mit seinen Vermittlungsbemühungen im Streit um die Kastanienallee das Duell gegen Mandatsinhaber Volker Ratzmann für sich entscheiden.

Mit der Niederlage im Wahlkreis ist übrigens nicht jedem der dank der Plakate mittlerweile vertrauten Gesichter der Weg ins Abgeordnetenhaus versperrt worden. Über die Liste haben es die Pankower Politiker Claudia Hämmerling (Grüne) Katrin Möller, Marion Seelig, Udo Wolf (alle Linke) und Stephan Lenz (CDU) ins Landesparlament geschafft. Auch die bisherige Fraktionsvorsitzende der Grünen in der BVV Pankow, Stefanie Remlinger wird dank der Liste wohl auf die Landesebene wechseln.

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