Gestern wurde der Pilot der Thilo Schwarz-Schlüßler-Show aufgezeichnet. Thema: Bürgermeisterwahlkampf in Pankow. Der Amtsinhaber kam nicht, die Herausforderer blieben harmonisch.
Das Ganze erinnerte dann doch ein wenig an eine Beerdigung. Ein Effekt, der der Absage vielleicht ein bisschen zu viel Dramatik bescherte. Ein Bild des Pankower Bürgermeisters Matthias Köhne schmiegte sich da in den Sessel, daneben ein dezenter Blumenstrauß. Dabei hat der Mann nur abgesagt, der Anlass war freilich traurig: Finanzausschuss, Unabkömmlichkeit. Thilo Schwarz-Schlüßler machte trotzdem weiter.
Schwarz-Schlüßler ist Vorstandsvorsitzender des Kulturvereins Prenzlauer Berg, im vereinseigenen „Zentrum danziger50″ wurde gestern Abend seine erste Show aufgezeichnet. Mit der etwas gewagten Anfangsthese, nur die wenigsten Pankower wüssten, dass am 18. September neben Bezirksverordnetenversammlung und Senat auch ein neuer Bezirksbürgermeister gewählt würde, wollte man dem Publikum den Amtsinhaber von der SPD und den grünen und die linke Herausforderin etwas näher bringen. Nächste Woche kann das ganze dann bei YouTube angeschaut werden.
Man will keine normale Show machen, kündigte Schwarz-Schlüßler beim Warm-Up an, der Verdacht, dass man es also wie Kurt Krömer machen will, bestätigte sich dann in der Sendung. Ist ja nicht schlimm, Kurt Krömer ist lustig. Mit gepflegter Zahnlücke, viel Ungeduld und einer schönen behaarten Transe als Publikums-Anheizerin wurden von Schwarz-Schlüßler dann die beiden Gäste vernommen, er musste sich sehr beeilen, es waren nur dreißig Minuten Zeit.
Wirklich schade, dass der grüne Ordnungsamt-Stadtrat Jens-Holger Kirchner und seine linke Kollegin aus dem Amt für Jugend und Immobilien (und amtierende Stellvertreterin des Bezirksbürgermeisters), Christine Keil, als Oppositionsrat unter sich und vor allem harmonisch blieben. Die Anwesenheit von Bürgermeister Köhne hätte dem ganzen wohl etwas mehr Pfeffer gegeben. So war man sich schnell einig über vieles: Dass die Republikaner unerträglich, die FDP ganz schön komisch und ein neuer Bürgermeister endlich notwendig ist.
Schwarz-Schlüßler war sichtlich bemüht, seinen Gästen regelmäßig einen reinzuwürgen, und schaffte es tatsächlich auch ganz gut, die beiden ab und an die Contenance verlieren zu lassen, wenn auch nur für Bruchteile von Augenblicken. So weiß man als Zuschauer – es waren übrigens knapp 30, nicht ausverkauft der Saal -, dass Kirchner seine Restaurant-Ekel-Ampel-Aktion nicht für plakativ, sondern für sinnvoll hält. Und Christine Keil bekräftigte, dass ihr Amt auch mit einer Planstelle eine hochwirksame Ausbildungsinitiative unterhalten kann und der Jugend neue Perspektiven gibt. Ab und an wurde im Publikum gelacht, aber nicht immer. Man weiß ja nun wirklich um Realpolitik.
Linke knapp vor Nichtwählern
Vor der Sendung wurden die Zuschauer gebeten, eigene Fragen an die Kandidaten zu stellen. Rum kam dabei zum Beispiel jene, warum Jens-Holger Kirchner es als Grüner in Kauf nehme, dass gerade die Lebensbedingungen in der Kastanienallee zerstört würden? „Die Straße muss sicher werden, und dafür lege ich mich auch gerne mit den Anwohnern an“, so seine Antwort, bei der er durchaus etwas kampfeslustig im Stuhl hin und her wackelte. Christine Keil zeigte sich hier, schon wieder, solidarisch mit dem Kollegen Stadtrat und beantwortete die ihr gestellte Frage, wie sie eigentlich die Nazis aus den Köpfen bekommen will, wie auf ihren Plakaten angekündigt? „Mit mehr Präventionsarbeit an den Schulen“, so übrigens die wenig überraschende Antwort.
Zum Abschluss gabs die erste Hochrechnung dieser Wahl. Mittels Einwurfs von Bauklötzen in Urnen hatte das Publikum vor der Aufzeichnung in einer Kabine zu signalisieren, welcher Partei sie am 18. September die Stimme geben wollen. Das Ergebnis war ein ernüchterndes für Bürgermeister Köhne, wäre er denn dabei gewesen. Zwei Klötze. Die meisten Steine vereinte die Linke Keil auf sich, auf Platz drei Kirchner. Auf Position zwei die Nichtwähler.
Am 22. September gibt es die nächste TSSS, so das offizielle Kürzel der Sendung . Dann soll sich der neue Bürgermeister präsentieren. Oder eben der alte, dann vielleicht sogar in echt.
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