Abhängen erlaubt

von Ute Zauft 17. August 2011

Das Freizeitangebot für Kinder in Prenzlauer Berg ist groß: Vereine, private Musik- oder auch Ballettschulen. Daneben gibt es aber auch Angebote, die für alle frei sind. Noch ist Geld da.

 

Der SportJugendclub Prenzlauer Berg versteckt sich hinter einer unscheinbaren Häuserzeile in der Kollwitzstraße. Im Innenhof: eine Kletterwand und ein Sportfeld mit Kunststoffrasen. Peter Wißmann steht im Tor und erklärt einer wilden Horde von Siebtklässlern ein Spiel, in dem es um Bewegung, aber auch um Teamarbeit geht. Denn nur gemeinsam kann es ihnen gelingen, ihm das gelbe Gummi-Känguru zu entwenden.

Sportorientierte Jugendsozialarbeit nennt der 42-Jährige Sozialpädagoge das, er leitet den offenen Sportclub im Kollwitzkiez. Die Siebtklässler aus der integrierten Sekundarschule Gustave-Eiffel sind heute das erste Mal hier, es ist ein Kennenlernbesuch. Während des kommenden Schuljahres werden die Schüler regelmäßig aus der Michelangelosiedlung am S-Bahnhof Greifswalder Straße zu Nachmittags-AGs in diese grüne Oase kommen, im Angebot sind dann Teamball, Billard und Tischtennis.

Die heutigen Babys sollen sich später nicht langweilen

Im Bereich der Jugendfreizeitarbeit sei der Bezirk gut aufgestellt, sagt die zuständige Stadträtin Christine Keil (Die Linke). Derzeit bieten in Prenzlauer Berg 20 Jugendeinrichtungen ein frei zugängliches Freizeitangebot für alle Kinder im Kiez an. Wichtig sei es, dieses Angebot auch zu halten, so Keil. „Pankow ist eben ein Bezirk, der nachwächst, und diejenigen, die heute noch klein sind werden unweigerlich älter.“ Die jungen Jahrgänge haben sich in den vergangenen zehn Jahren quasi verdoppelt, lauter Kinder, die sich in der Pubertät nicht langweilen wollen. Der jugendpolitische Sprecher der CDU-Fraktion in der BVV fürchtet allerdings, dass es in Zukunft schwierig wird, diesen Standard zu halten. „So wie der Bezirk jetzt verwaltet wird, ist die Kassenlage nicht die beste“, sagt Stefan Blauert von der CDU. Nach den Wahlen werde es eine böse Überraschung geben, wenn klar werde, dass fünf Millionen Euro eingespart werden müssen.

Der engagierte Sozialpädagoge Wißmann hat in seinem Club in den vergangenen Jahren Veränderungen beobachtet. „Die Kundschaft hat sich gewandelt“, erklärt er – mit Kundschaft meint er die Jugendlichen, die zu ihm in den Club kommen. Früher habe er sich auf freie Angebote für Kinder aus der direkten  Umgebung konzentriert. „Die Nachfrage aus der unmittelbaren Nachbarschaft ist allerdings zurückgegangen, weil viele Familien, deren Kinder früher hierherkamen, inzwischen wegen der Mieten weiter rausgezogen sind.“ Dennoch hält Wißmann es für wichtig, die freien Angebote aufrechtzuerhalten. „In einen Fußballverein reinzukommen ist ja gar nicht mehr so einfach, und wer nicht regelmäßig kommt, läuft Gefahr, rauszufliegen.“ Zu den  Nachmittagskursen im Sportclub können die Jugendlichen auch spontan kommen, im Angebot sind Klettern, Basketball oder Lauftraining. „Und hier gibt es Raum, in dem sie sich auch einfach nur so treffen können“, so Wißmann.

Soziale Durchmischen durch freien Zugang

Stadträtin Keil hält das freie Angebot auch wegen einer guten Durchmischung im Kiez für erhaltenswert. „Die Angebote sind für alle Jugendlichen da und sollten unabhängig von der sozialen Situation genutzt werden. Es kann nicht das Ziel sein, dass die freien Angebote nur von Kindern aus sozial schwachen Familien genutzt werden und alle anderen Kinder Bezahlangebote nutzen.“  Derzeit steckt der Bezirk jährlich 2,3 Millionen Euro in Freizeitangebote, die von freien Trägern für die Jugendlichen in ganz Pankow angeboten werden, dazu kommen noch 20 kommunale Einrichtungen.

Nur platztechnisch kann es bisweilen eng werden, so die Stadträtin der Linken. „Bei der Nutzung der Turnhallen haben die Vereine Vorrang vor den freien Trägern für Jugendarbeit“, erklärt sie. Die Liste für den Sporthallenneubaubedarf sei lang, doch einige Sporthallen bereits in Planung, in Prenzlauer Berg zum Beispiel an der Tesla-Schule in der Rudi-Arndt-Straße.

Den schnellen Überblick über die frei zugänglichen Freizeitmöglichkeiten im Bezirk gibt es hier. 

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