Mieter sollen mit geschlossenen Türen und leeren Hausfluren Brandstiftungen vorbeugen. Wie die Polizei gegen die Serie von Hausflurbränden vorgeht, bleibt ihr Geheimnis.
Erst waren es die Autos, die brannten, nun sind es die Kinderwagen. Allein in der vergangenen Woche musste die Feuerwehr zehn Brände in Prenzlauer Berger Hausfluren löschen, nachdem bislang Unbekannte Kinderwagen, aber auch andere dort abgestellte Gegenstände wie Fahrräder oder Altpapier angezündet hatten. Ein Motiv für die Brandserie, die auch andere Berliner Bezirke heimsuchte, sei bislang nicht klar, sagt ein Polizeisprecher. Da es unter anderem auch in Marzahn gebrannt habe, sei die sonst in Prenzlauer Berg naheliegende Vermutung, dass hier Gentrifizierungsgegner am Werk wären, nicht zwangsläufig richtig. „Die Staatsanwaltschaft ermittelt.“ Ob der am Wochenende in Marzahn festgenommene Mann auch für die Brände in Prenzlauer Berg verantwortlich sei, sei ebenfalls noch offen.
Polizei hofft im Kampf gegen Brandstifter auf aufmerksame Bürger
„Bei unseren Überwachungsmaßnahmen wird diese aktuelle Gefährdung natürlich berücksichtigt“, meint der Sprecher. Erst in der vergangenen Woche habe man über Aushänge an Haustüren und über die Presse auf das Problem aufmerksam gemacht und Tipps gegeben, wie man solchen Bränden vorbeugen könne. „Wichtig ist, dass man die Haustüren verschlossen hält und in den Hausfluren nichts abstellt – weder Kinderwagen noch Altpapier noch Sperrmüll.“
Doch wirklich beruhigend sind solche Aussagen nicht. Schließlich kann man weder die Mutter aus dem vierten Stock zwingen, ihren Zwillingskinderwagen jedes Mal bis in die Wohnung zu tragen. Noch ist das Ausbleiben der Berliner Angewohnheit, seinen Sperrmüll im Hausflur entzulagern, eine Garantie, dass es auch wirklich nicht brennt. Schließlich wurden auch schon Altpapiercontainer in die Hausflure gezerrt, wenn anderes brennbares Material fehlte. Zwar empfiehlt die Polizei, den Zugang zu den Mülltonnen zu verschließen. Das ist aber in vielen Häusern, in denen die Tonnen frei zugänglich im Hof stehen, einfacher gesagt als getan.
Die Polizei bittet die Bevölkerung, wachsam zu sein. Wie sie selbst konkret gegen den oder die Brandstifter vorgeht, da lässt sie sich nicht in die Karten gucken.
Feuerwehr: Nicht selbst löschen, Türen geschlossen halten, nicht auf Rauchmelder verlassen
Bei der Berliner Feuerwehr gibt es dafür ein paar Tipps, wie man sich im Brandfall verhalten sollte. So werde grundsätzlich davor gewarnt, selbst zu löschen, da etwa Kinderwagen größtenteils aus Plastik beständen, das beim Verbrennen giftige Gase freisetzen könne, meint Sprecher Jens-Peter Wilke. Wer Rauch im Hausflur bemerke, solle schnell die Feuerwehr rufen. Dafür müsse man auch gar nicht erst die eigene Wohnung verlassen. „Sobald man die Tür öffnet, dringt der gefährliche Rauch ein und die Gefahr ist gegeben, dass das Feuer auch auf die Wohnung übergreift.“ Daher solle man besser die Tür geschlossen halten und auf die Feuerwehr warten. Für den Fall, dass man etwa bei Betreten des Hauses das Feuer bemerkt, rät Wilke, nach dem Benachrichtigen der Feuerwehr diese draußen zu erwarten, um sie dann beim Eintreffen entsprechend einweisen zu können.
Wie sich ein Feuer ausbreitet, und wie man sich in einem solchen Fall am besten schützt, hat die Berliner Feuerwehr auch in einem Video zusammengestellt, das man bei Youtube ansehen kann. Darüber hinaus rät auch sie, die Haustüren geschlossen und die Gänge Gerümpel-frei zu halten. Die naheliegende Forderung nach dem Anbringen von Rauchmeldern in Hausfluren sieht die Feuerwehr kritisch. „Sie gaukeln eine Sicherheit vor, die sie nicht bieten“, meint Wilke. So seien Rauchmelder eher geeignet, sich langsam entwickelnde Feuer wie etwa Kabelbrände rechtzeitig anzuzeigen. Im Falle einer Brandstiftung sei das Feuer aber zu schnell. „Wenn es brennt und dann ein Alarm losgeht, reißen alle Nachbarn die Türen auf und das Feuer hat leichtes Spiel, sich schnell auszubreiten.“ Allgemeine Aufmerksamkeit sei hier der bessere Weg, als sich auf einen Rauchmelder zu verlassen.