Bis Oktober soll neuer Investor für das Stadtbad gefunden sein

von Juliane Schader 22. Juli 2011

Die Suche nach einem neuen Investor für das Stadtbad Oderberger Straße hat begonnen. Die Prüfung der Denkmalschutzauflagen und ein Abschlag an die Stiftung sorgen für Diskussionen.

Der Dornröschenschlaf, in den das Stadtbad Oderberger Straße zwischenzeitlich verfallen war, ist vorbei. Noch bevor Ende Oktober die Wahlperiode ende und die dann neu gewählte BVV zusammenträte, solle das Auswahlverfahren für einen neuen Investor abgeschlossen sein, sagt Pankows Bezirksbürgermeister Matthias Köhne (SPD).

„Die Stiftung hat Kontakt mit den bislang bekannten Interessenten aufgenommen.“ Nach der Sommerpause käme es zu einer gemeinsamen Anhörung vor den Ausschüssen für Stadtentwicklung und Wirtschaftsförderung sowie Finanzen, Immobilienmanagement und Personal. Diese würden dann eine Empfehlung für die BVV aussprechen, die wiederum in ihrer letzten Sitzung vor der Neukonstituierung am 26. Oktober darüber entscheiden solle. „Es gibt keine definitive Zusage, dass sich die Stiftung dann auch an die Entscheidung der BVV für einen Investor hält, aber auch keine gegenteiligen Anzeichen“, so Köhne.

Mit diesem Vorgehen folgen Stiftung und Bezirk dem Beschluss der BVV von Ende Juni. Berücksichtigt werden bei dem Verfahren die bereits bekannten Interessenten, also die GLS Sprachenschule, Jasper de Gier sowie ein weiterhin nicht genauer bekannter deutsch-amerikanischer Hotelinvestor. „Es gab keinen Aufruf: Wer will noch“, meint Köhne.

 

Komplette Projektplanung, um Denkmalschutzauflagen zu prüfen

 

Ein ganz neuer Interessent dürfte es bei dem knappen Zeitplan aber auch schwer haben. Schließlich beinhaltet der Beschluss der BVV auch, dass das Bezirksamt parallel zum Auswahlprozess prüfen soll, in wie weit die Nutzungs- und Sanierungskonzepte der Interessenten planungsrechtlich und dem Denkmalschutz entsprechend genehmigungsfähig sind. Damit das überhaupt möglich ist, müssen die Planungen jedoch schon fortgeschritten sein.

„Man hat mich aufgefordert, eine komplette Projektplanung vorzulegen“, sagt Jasper de Gier. Um ein solches Dokument anzufertigen, brauche man aber 18 bis 24 Monate. Die Kosten dafür betrügen bis zu fünf Prozent der benötigten Investitionen, die beim Stadtbad nach seinen Berechnungen bei etwa 22 Millionen Euro lägen. „Ich habe nun meine ausführlichen Vorplanungen eingereicht. Genauere Konzepte erstellt man normalerweise erst, wenn einem so ein Objekt schon gehört.“

Barbara Jaeschke von der GLS Sprachenschule sieht dagegen kein großes Problem in diesen Vorgaben. Sie sei schon seit zwei Jahren in Gesprächen mit der Denkmalschutzbehörde. „Wir wollen das Bauwerk ja erhalten, die Fassade soll nicht verändert werden, und im Innenraum wird man bei den Feinabstimmungen schon Lösungen finden“, meint sie.

In wie weit der deutsch-amerikanische Hotelinvestor diesen Ansprüchen schon jetzt genügen kann, kann nicht beurteilt werden, da dessen Pläne – im Gegensatz zu denen der GLS und von de Gier – bislang nicht öffentlich gemacht wurden. Bekannt ist nur, dass der Investor im Gebäude ein Hotel mit Wellnessbereich unterbringen möchte. Zu diesem soll auch ein Schwimmbecken gehören, dass jedoch nicht dem ursprünglichen Becken entspricht, sondern als abgeschlossener Kubus in diesem aufgestellt werden soll. So zumindest präsentierte Christian Melcher, stellvertretender Stiftungsvorsitzender, das Vorhaben bei einer Pressekonferenz Mitte Juni.

 

500.000 Euro Abschlag für Aufwand und Planungsleistungen

 

Noch unklar ist darüber hinaus, für wie viel Geld das Stadtbad den Besitzer wechseln wird. Die Stiftung selbst hatte vor vier Jahren 100.000 Euro bezahlt, möchte über den Kaufpreis hinaus nun aber auch noch die Kosten erstattet haben, die ihr durch Aufwand und Planungsleistungen entstanden sind. Nach Informationen der Prenzlauer Berg Nachrichten geht es dabei um 500.000 Euro. Die BVV hat das Bezirksamt jedoch aufgefordert, gemeinsam mit dem Liegenschaftsfonds „die Angemessenheit des der Stiftung Denkmalschutz Berlin zu erstattenden Aufwandes“ zu prüfen.

Die Erstattung dieses Betrags ist laut Informationen eines der von der Stiftung genannten Kriterien, nach dem die Konzepte der interessierten Investoren geprüft werden sollen. Darüber hinaus sollen der Erhalt des Gebäudes als Badehaus, seine Öffnung für die Öffentlichkeit, eine denkmalgerechte Nutzung sowie eine gesicherte Finanzierung auch für die Zukunft belegt werden.

Eine Anfrage bei der Stiftung zum Verfahren blieb bislang unbeantwortet.

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