Sie malt auf Sackleinen, ihre Farblandschaften schimmern in Nacht- und Wüstenfarben: Die Galerie Parterre zeigt Malerei und Zeichnungen der aus Tel Aviv stammenden Künstlerin Dorit Bearach.
„Rinderbrühe“. So heißt ein Bild von ihr. Es hängt in der Galerie Parterre, die Ausstellung „guten Tag und wieder sehen“ ist dort zur Zeit dem Werk von Dorit Bearach gewidmet.
Rinderbrühe. Dorit Bearach lacht schallend, wenn man sie auf dieses Bild, diesen Titel anspricht. Überhaupt scheint die 1958 in Tel Aviv geborene Künstlerin ein Mensch zu sein, der sehr gern, sehr viel und sehr ausdauernd lacht – am liebsten über sich selbst und die eigene Lust an solchen verspielten Werkbezeichnungen.
„Ich meine da kein Rind als solches,“ sagt sie dann; der Rinderkopf, der sich schemenhaft in der körnigen Farbkomposition abzeichnet, könne „genau so gut ein Menschenkopf sein.“ Gegenständlichkeit ist eben, weiß Gott, nicht ihr Ding. Zwar zeichnen sich da auch mal die Schemen zweier fragiler Boote ab, die wie von Schatten getragen durch ein rötliches Nirgendwo zu schweben scheinen („Zweieinbaum in Vielbaum“, 2011); ein andermal meint man, eine Pistole in einem See aus Blut zu erkennen („danach am See“, 2011).
Schattiges Grau-Beige, gewittriges Königsblau
Doch die eigentliche Spannung und Dramatik ihrer Werke liegt im Uneindeutigen: In der Farbgebung, in Struktur und Komposition. Dorit Bearach malt und zeichnet auf sprödem Grund, auf grobem Sackleinen, Karton oder Büttenpapier. Schwarz, Braun, Ocker, solche Nacht- und Wüstenfarben passen gut zu dem porösen Untergrund; der hellste Ton ist ein schattiges Grau-Beige, der knalligste ein gewittriges Königsblau. Diese dämmerigen Farblandschaften sind ganz anders als Dorit Bearachs Lachen; viele dunkle, auch traurige Geheimnisse und Erinnerungen scheinen darin aufbewahrt.
In „Backkultur“ zum Beispiel. Irgendetwas stimmt nicht in diesem Bild, 2011 entstand es. Ein Brot. Daneben, das sind wohl Haare, menschliche Haare, ein Zopf. Man braucht ein Weilchen, bis man entsetzt begreift, von welchen Öfen, von welcher „Kultur“ dieses Bild spricht.
Ein Beispiel für ein Leid
Dorit Bearachs Familiengeschichte ist leidvoll mit dem Dritten Reich verbunden; doch es liegt keine Anklage, kein Groll in ihren Werken. Aber man spürt, welche Fragen, welche Erinnerungen diese Künstlerin begleiten. „Ich erzähle von mir selbst, aber es ist nur ein Beispiel. Ein Beispiel für ein Leid.“
Nun lacht sie wieder. Seit über dreißig Jahren lebt sie in Deutschland; 1980 zog sie zum Studium der Malerei und Grafik nach Dresden, seit 1985 lebt sie als freischaffende Künstlerin in Berlin-Friedrichshagen. Eine Wahlheimat sei es zwar nicht wirklich, sagt sie. Aber sie lernte eben während des Studiums ihren Mann kennen, bekam eine Tochter. Und blieb. Ihre Werke wurden mittlerweile in Paris, Budapest, im finnischen Posio, in Kopenhagen und Amsterdam und vielen anderen Städten ausgestellt. In der Galerie Parterre sind sie noch bis 24. Juli zu sehen.
Dorit Bearach, guten Tag und wieder sehen. Galerie Parterre, Danziger Straße 101, geöffnet Mittwoch bis Samstag von 14 bis 20 Uhr. Infos auch unter http://www.berlin.de/ba-pankow/kunstundkultur/galerie-parterre/index.html