Ein Straßenfest war die Fête de la Musique in Prenzlauer Berg in diesem Jahr nicht. Dafür ein weiterer Test, was der Mauerpark als Festival-Gelände taugt.
Als die Fête de la Musique schon seit eineinhalb Stunden läuft, ist die freizuhaltende Feuerwehrzufahrt zum Platz an der Marie längst mit Kinderwagen zugeparkt. Wie üblich um diese Uhrzeit ist der Spielplatz voll besetzt, nur wird das Kindergeschrei in diesem Fall von lautem Trommelwirbel untermalt. Am Boden des Amphietheaters ist ein Schlagzeug aufgebaut – vermutlich. Denn durch den dichten Kreis an großen Menschen, der sich darum gebildet hat, ist nichts zu erkennen. Zumindest nicht für ein durchschnittlich gewachsenes Kind, für das das Programm an diesem Standort eigentlich gemacht ist. Ein Glück. Eine Begeisterung fürs Schlagzeugspielen kann sich im dicht besiedelten Prenzlauer Berg wohl niemand für seinen Nachwuchs wünschen.
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Rund um den Helmholtzplatz ist es am frühen Abend zwar nicht unbedingt ruhig, aber zumindest unmusikalisch. In der Mitte des Platzes, wo noch im vergangenen Jahr eine Bühne stand, teilen sich Punker und Familien die Tischtennisplatten. Erst in der Lychener Straße trifft man auf ein kleines Konzert: Vor einem Kaffee spielt ein Mann mit Gitarre und Mundharmonika Beatles-Hits vom Blatt. Kleine Kinder mit Eisverschmierten Mündern sitzen andächtig lauschend auf den Schößen ihrer Mütter. Die Beatles begeistern halt alle Generationen. Oder der Verzehr von drei Kugeln Schokoladeneis war doch anstrengender, als gedacht.
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Es regnet. Nicht. Doch. Vielleicht.
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Auf der Pappelallee erkundigt sich zur besten Tagesschauzeit ein Mann, wo denn eigentlich diese Fête de la Musique stattfände. Die Antwortet lautet: Direkt vor ihm, im Innenraum des Café Butter. Leider ist die Band aber noch beim Soundcheck. Die Kinder pogen und luftgitarren dennoch. Bis einer weint.
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Im Mauerpark deutet alles darauf hin, dass heute Sonntag ist. Lange Menschenschlangen haben sich gebildet, sowohl vor den extra aufgestellten Dixiklos als auch vor dem Stand, der Schwenkbraten anbietet. Auf dem Bus eines Hauptsponsors spielt schon der Hauptact, Young Rebel Set. Für das leibliche Wohl sorgen Sternburger und Red Bull. Vor dem Park fahren die Robben-und-Wientjes-Pritschenwagen vor. Auf der Ladefläche jeweils ein fertig aufgebautes Set. Laute Gitarrenmusik beschallt die Nachbarschaft. Jetzt zu versuchen, auf dem Radweg die Eberswalder Straße entlang zu fahren – keine gute Idee.
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Das Bier ist alle. Zwei Euro sollte es kosten, jetzt wird der Preis mit schwarzer Farbe übersprayt. Laut Plakat im Angebot jetzt nur noch: WC, 50 Cent.
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Die dunklen Regenwolken haben sich verzogen, und das pünktlich zur Nachtruhe um 22 Uhr. Ein richtiges Straßenfest war die Fête in Prenzlauer Berg in diesem Jahr nicht, zu wenige Cafés haben sich beteiligt, zu still blieb es in den Straßen. Allein der Mauerpark hat es geschafft, die Idee zu erhalten – wohl auch dank reichlich Festivalerfahrung und dem Angebot an Schwenkbraten. Doch, nett war’s gewesen. Aber letztes Jahr war mehr Musik.