Laut den Grünen mangelt es in Pankow an Gewerbeflächen. Sie plädieren für eine entsprechende Nutzung des ehemaligen Rangierbahnhofs, auf dem der Eigentümer jedoch Einzelhandel ansiedeln will.
Der ehemalige Rangierbahnhof Pankow ist nicht nur eine der letzten großen Brachen im Bezirk, sondern dazu noch eine besonders zentral gelegene. Kein Wunder also, dass es heftige Diskussionen um die Zukunft dieser Fläche gibt, auf der der Möbelhausbesitzer Kurt Krieger neben zwei Möbelhäusern auch ein Einlaufszentrum errichten will. Während ein Großteil der Pankower BVV Kriegers Pläne zumindest als grobe Vorgabe durchaus befürwortet, bleibt allein die Fraktion der Grünen bei ihrer vehementen Ablehnung. Statt eines Einkaufsparadieses wünschen sie sich mehr Gewerbeflächen.
„Wir haben im Bezirk viele mittelständische Betriebe, die wachsen und mehr Fläche brauchen“, sagt der grüne Bezirksverordnete Cornelius Bechtler. Diese wanderten ab, Arbeitsplätze gingen dem Bezirk so verloren. „Es gab mal einen BVV-Beschluss zur Ansiedlung von produzierendem Gewerbe auf dieser Fläche. Was wäre weiterhin eine sinnvolle Nutzung“, so Bechtler.
„Flächen gibt es genug, es fehlt das Baurecht“
Eine Haltung, die Axel Hansen, Leiter des Büros für Wirtschaftsförderung in Pankow, so nicht teilt. Zwar gebe es etwa in Prenzlauer Berg tatsächlich Engpässe, zumal ehemalige Gewerbeflächen für den Wohnungsbau genutzt würden. Da die Unternehmensstruktur im Stadtteil aber sehr kleinteilig sei, würden dort auch nur weniger große Flächen benötigt.
Auf ganz Pankow gemünzt stimme Bechtlers Einschätzung dagegen nicht. So gebe es im Bezirk durchaus noch ausreichend Gewerbefläche, etwa an der Schönerlinder Straße an der nördlichen Stadtgrenze. Was fehle, sei das Baurecht. „Eine Bebauungsplanung ist sehr teuer und das Personal dafür in Pankow knapp“, meint Hansen. Über den Rangierbahnhof mache er sich in diesem Zusammenhang gar keine Gedanken: „Das ist Privatgelände.“
Von diesem Argument möchte Bechtler sich nicht einschüchtern lassen. „Es ist die letzte große Freifläche im Bezirk, und wir als BVV können Einfluss auf deren Gestaltung nehmen“, meint der Grünen-Politiker. Sie für ein Einkaufszentrum zu verplanen, wenn andere Nutzungsformen dringender gebraucht würden, hält er für unverantwortlich. „Wir hoffen, dass wir Herrn Krieger, der als Pankower ja auch immer ein Interesse an der Entwicklung des Bezirks signalisiert hat, über den Heimat-Faktor für unsere Pläne gewinnen können.“
Steigende Mieten als Hauptsorge
Ein Unternehmen, das derzeit seinen Sitz in der Greifswalder Straße, aber Bedarf an mehr Gewerbefläche hat, ist der Online-Brillenhandel Mister Spex. „Aktuell haben wir 1400 Quadratmeter große Räumlichkeiten und mittlerweile über 80 festangestellte Mitarbeiter und wachsen weiter“, sagt Geschäftsführer Dirk Graber. In Zukunft werde man da sicher zusätzliche Flächen brauchen. „Ab einem gewissen Raumbedarf müssen wir uns aber natürlich mit der Wirtschaftlichkeit der Mietkosten auseinandersetzen, besonders wegen der neben den Büroräumen benötigten Lager- und Logistikfläche.“
Pankow schätzt Graber eigentlich als attraktiven Standort aufgrund seiner zentralen Lage, der hohen Lebensqualität und der guten logistischen Anbindung. Nachteilig seien jedoch die steigenden Mietpreise aufgrund der hohen Nachfrage. Von Flächenmangel spricht er jedoch nicht. Im Falle eines Umzugs wolle sein Unternehmen zwar in Berlin bleiben, meint Graber. Auf Pankow legt er sich dabei aber nicht fest.
Nachtrag 20. Juni 2011:
In der ursprünglichen Version dieses Textes wurde Cornelius Bechtler zitiert mit dem Hinweis, der Bezirk habe auch das Recht, im Extremfall zu enteignen – so habe man in Prenzlauer Berg bei der Anlage diverser Spielplätze verfahren. Damit meinte Bechtler nicht, wie fälschlicher Weise nahegelegt wurde, dass Enteignung ein gängiges Mittel wäre, um ein Gewerbegebiet auf der Fläche des Rangierbahnhofs durchzusetzen. Sie käme hächstens in Frage, wenn etwa dringend noch eine Schule benötigt werde, so Bechtler. Da Kurt Kriegers bisherige Planungen aber sogar den Bau einer neuen Schule vorsähen, sei Enteignung auf dem Gelände des Rangierbahnhofs derzeit kein Thema.
Die Redaktion entschuldigt sich für dieses Missverständnis.