Auf dem Gelände des ehemaligen Rangierbahnhofs in Pankow soll gebaut werden: Zwei Möbelhäuser, ein Einkaufszentrum und eine Schule sind unter anderem geplant. Das Projekt ist umstritten.
Der Plan
Auf dem Gelände des ehemaligen Pankower Rangierbahnhofs zwischen den S-Bahnhöfen Pankow und Heinersdorf soll auf 40 Hektar Fläche das sogenannte „Pankower Tor“ realisiert werden. Geplant sind zwei Möbelhäuser, ein Einkaufszentrum, ein öffentlicher Park, eine Schule sowie die Sanierung des alten Rundlokschuppens. Investiert werden sollen etwa 350 Millionen Euro, dafür auch 1000 Arbeitsplätze entstehen. Bis alles fertig ist, wird es wohl noch bis zu zehn Jahre dauern.
Der Investor
Kurt Krieger ist Eigentümer der Möbelhäuser Höffner – Nummer zwei auf dem deutschen Möbelmarkt nach Ikea – und Sconto. Er hat das Gelände im Dezember 2009 gekauft und will dort vor allem einen Ersatz-Standort für seine Höffner-Filiale in Wedding schaffen, die langfristig schließen soll. Darüber hinaus habe Krieger jedoch auch eine persönliche Vision sagt Projektverantwortlicher Michael Kollmann: „Es geht um die Gestaltung eines neuen Stadtquartiers.“ Daher solle es neben dem Möbelhaus öffentliche Einrichtungen wie die Schule sowie einen Park geben, und auch das Einkaufszentrum sei eine Bereicherung im unterversorgten Norden Berlins.
Der Stand der Dinge
Die Diskussion um die Pläne Kriegers läuft, seitdem dieser das Areal übernommen hat. Vor allem sein Vorhaben, ein großes Einkaufszentrum zu bauen und damit in Konkurrenz nicht nur zum Einzelhandel in Alt-Pankow, sondern auch über Pankows Grenzen hinaus zu treten, ist umstritten. In ihrer Tagung in der vergangenen Woche hat sich die BVV nun dafür ausgesprochen, dass das Bezirksamt gemeinsam mit dem Investor die Entwicklung der Fläche vorantreibt. „Wir wollten den Planungsprozess endlich in Gang setzen“, sagt etwa Wolfram Kempe, Bezirksverordneter der Linken. Dies bedeute aber nicht, dass damit der Investor seine aktuellen Planungen gleich umsetzen könne. Vielmehr sei diese Entscheidung der BVV nur der erste Schritt eines langen Prozesses, an dem sich auch der Senat und das Land Brandenburg beteiligen würden.
Die Gegner
Die BVV-Fraktion der Grünen ist geschlossen gegen den aktuellen Plan. „Das Pankower Zentrum kann alles brauchen, nur keine Mall“, sagt etwa der grüne Bezirksverordnete Cornelius Bechtler. Diese sorge nur für eine Kannibalisierung der Einkaufszentren untereinander und sei der sichere Tod des Einzelhandels in Alt-Pankow. Zudem würde das Einkaufszentrum mit seiner Lage zwischen zwei S-Bahnstationen, von denen man aus bis zu 700 Meter laufen müsse, vor allem Autofahrer anziehen. „Der alte Rangierbahnhof ist die letzte große Freifläche im Bezirk“, meint Bechtler. „Die sollte man unter Beteiligung der Öffentlichkeit sinnvoll gestalten.“
Die Schule
Bei der Diskussion um Sinn und Unsinn eines weiteren Einkaufszentrums gerät ein Aspekt der Planung fast in Vergessenheit: Die Gemeinschaftsschule, die dort für etwa 1200 Schüler entstehen soll. „Wir wollen auf dem Gelände eine öffentliche Einrichtung unterbringen, für die es die unterschiedlichsten Vorschläge gab – vom Rathaus bis zur Schwimmhalle“, sagt Projektverantwortlicher Kollmann. „Der Bezirk hat sich eine Schule gewünscht.“
Eine Entscheidung ganz im Sinne der Pankower Schulstadträtin Lioba Zürn-Kasztantowicz (SPD). „Nach dem heutigen Stand haben wir Bedarf an einer weiteren Schule“, meint sie. Was fehle, sei ein City-nahes Grundstück für einen Neubau. „Das würde uns Herr Krieger schenken; für Bau und Unterhalt sind dann Land und Bezirk zuständig.“
Eingerichtet werden solle eine Gemeinschaftsschule, bei der, je nach Nachfrage, auch mal mehr Plätze für Grundschüler als für Oberschüler angeboten werden könnten und umgekehrt. Außerdem sei man bei dieser Schulform nicht an ein Einzugsgebiet gebunden, sodass diese neue, dazu noch verkehrsgünstig gelegene Schule den ganzen Bezirk entlasten könnte. „Ich habe die Schule in den aktuellen Schulentwicklungsplan aufgenommen“, sagt Zürn-Kasztantowicz. „Konkreter wird es erst im Laufe der Planungen – da stehen wir noch ganz am Anfang.“